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Zur Lage (18)

| 22. Mai 2009 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 53, Zur Lage

Über eine neue Zeitung, über Sitzungen, über Projekte und ein wenig über Stiftungen.

Letzte Woche wurde ich überrascht. Nicht von den vielen Geschenken zu meinem Geburtstag, nein, von einer weiteren Ausgabe der »Tagespost«, die ihrem Namen mit dieser zweiten Ausgabe nun endgültig nicht mehr gerecht wird. Bin ich nämlich an den Iden des März (ich wollt den Begriff immer schon mal einbringen, obwohl ich mich jetzt gar nicht so genau mehr erinnere, wann das wirklich war) diesen Jahres dieser neuen Zeitung aus dem Umfeld – Hoho! Umfeld! Nicht, dass Sie mir jetzt behaupten, ich hätte geschrieben »Parteizeitung« – der Steirischen Volkspartei mit großem Interesse und noch größerem Wohlwollen erstmals ansichtig geworden. »Oha!« ist es mir entfahren, will die Steirische Volkspartei an die großen Zeiten der »politnahen Tageszeitungen« wieder anschließen, hab ich mir gedacht. Nixda, wurde mir versichert. Es handle sich bloß um eine Art Wochenzeitung, also um eine Art »Erinnerung« an die gute alte Zeit. So eine richtige Wochenzeitung ist das Blatt auf kreativgrünem Papier auch noch nicht geworden; aber gut: »Siebeneinhalbwochenzeitung« wäre wirklich eine etwas zu umständlich zu beschreibende Gattung. Das wollen wir den Damen und Herren am Karmeliterplatz, pardon, im Umfeld des Karmeliterplatzes auch nicht zumuten.

Naja. Und jetzt liegt sie da vor mir, diese doch nicht Eintagespost und ich kann jetzt nicht wirklich behaupten – das Wohlwollen habe ich schon ausgedrückt, das ist jetzt verbraucht –, dass mir die zweite Ausgabe deutlich, wie soll ich schreiben – pfff, »runder« wär, denk ich, der noch zuläßige Euphemismus, ja – »runder« erscheint, als die erste Nummer. Also, natürlich, sowieso kann jeder herausgeben was er will. Jede Zeitung machen, die er sich vorstellt. Ich meine, ich mache ja auch eine, vorliegende, Zeitung. Also selbstverständlich jeder nach seinem Dafürhalten. Nur – vielleicht haben Sie ja auch gerade eine Ausgabe zur Hand, nämlich – wenn ich da reinschau, hmm. Wo geht die Reise hin? Frag ich mich dann, wenn ich da reinschau. Kritisieren? Darum geht es mir nicht, auf gar keinen Fall. Schauen Sie am besten selber rein.

Mich würde vor allem das »warum« interessieren. Das »Cui bono« eben. Dieses Umfeld muss sich ja was gedacht haben. Unterstell ich jetzt; weil ich ja viel halte von der Volkspartei. Nicht, weil ich es merken würde. Aber was? Was in aller Herrgottsnamen wurde dabei gedacht? Das würd mich interessieren! Weil wenn ich mir vorstelle, wie das war in diesen Sitzungen der diversen Sink tanks (das sic! erspar ich mir und entschuldig mich für das viel zu billige Wortspiel), dann kann da ja nur was ganz anderes überlegt worden sein und es hat einfach eine Panne (vielleicht ein falsch verstandenes Wort hier, eine Unachtsamkeit da, ein Übertragungsfehler in der Befehlskette, was immer) zu diesem Ergebnis geführt. Oder wollen Sie mit mir jetzt wirklich so naiv sein und sich vorstellen, dass irgendjemand wirklich dieses Projekt hat ernsthaft präsentieren sich getraut? Und – noch viel abstruser – dass irgendjemand anderer von diesem Projekt zu überzeugen war? Spannend. Auf jeden Fall spannend. Vielleicht, vielleicht war es aber auch nur die etwas überhastete Reaktion auf eine andere Zeitung. Ein anderes Produkt, dem – solche Stimmen soll es geben – auch eine gewisse Nähe zu einer Partei dieses Landes nachgesagt wird. Wenn Sie jetzt frontal an Leykam oder SPÖ gedacht haben, dann muss ich gestehen, an die drei habe ich auch gleich gedacht.
So einfach ist die Welt, meine Lieben. Erbarmungslos. Dabei fällt mir jetzt ein, und das ist ja noch viel spannender, wie das mit der Dings, mit der Tagespost (soviel Zeit muss übrigens sein: Die große Tageszeitung »Süd-Ost-Tagespost« hat mit eben besprochener Thematik soviel zu tun, wie ein McDonalds-Eislutscher mit Grönland!), dass sich unser Landeshauptmann Franz Voves hat endlich geoutet als soziales Gewissen aller Krisen. Bundesweit! Toll, hätte ich fast geschrieben, wäre da nicht sein etwas kreuzzugartig anmutendes Anreden gegen alle Formen privater Stiftungen.

Denn was erklärt mir der gute Ernst Sittinger ein paar Tage später in der Kleinen Zeitung? Selber stiften gegangen die gute steirische SPÖ! Dreimal dürfen wir jetzt raten, welches der beiden Blätter, »Frontal« oder die »Tagespost«, diese Geschichte wohl intensiver beleuchten wird. Fast schade, weil die drei, fünf schlechten Bilder mit der Riesengrafik in der Tagespost, die kann man sich ja selber gut ausmalen. Das Frontal – recht gutes Magazin, Respekt! – hätte wenigstens journalistisches Potenzial, eine solche Geschichte interessant wie informativ aufzubereiten. Aber, verzeihen Sie, ich träum schon wieder von den warmen Eislutschern. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann.

Zur Lage, Fazit 53 (Juni 2009)

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