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Zur Lage (24)

| 20. Dezember 2009 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 59, Zur Lage

Über die Finanzkatastrophe der Woche, über BZÖ, FPK und FPÖ, über Kärnten, die Grünen und nichts über den Klimawandel.

Ich sollte es dem Kabarettisten Jörg-Martin Willnauer gleichtun. Einen »satirischen Monatsabriss« Ihnen hier abzuliefern, das wird immer schwieriger. Seien wir uns ehrlich – ist das übrigens nicht eine großartige Floskel, die mir zumindest erlauben sollte, auf der Stelle im Landtag sitzen zu dürfen? –, zu lachen haben wir ja bald wirklich nichts mehr. Gerade eben, der Vizekanzler hat das ja sehr, sehr staatsmännisch vorgetragen, sind wir wieder an einer Finanzkatastrophe biblischen Ausmaßes vorbeigeschrammt. Die Hypo-Alptraum-Adria war »too big to fail«; was immer das konkret bedeuten mag. Auf jeden Fall ist sie nicht »gefailt« und wurde um drei, vier Euro aufgekauft. Von uns. Also nicht jetzt von mir und meinen Mitarbeitern, sondern von uns allen gleich. Der Steuerzahler ist pirouettenhaft eingesprungen und hat ausgebessert, was »Deppen« (so schreibt Österreichs zweitbeste U-Bahntageszeitung »Heute«, ich würde das nie mich so ausdrücken erlauben) »verbockt« (das erlaube jetzt ich mir, so auszudrücken) haben.

Was genau passiert ist, übersteigt meinen Kontorahmen, pardon, Kompetenzrahmen; ich kann und will mir gar nicht vorstellen, was da in Klagenfurt alles bezahlt worden ist. Überhaupt Kärnten. Dieses mir so liebgewonnene Nachbarland im Süden, bereitet mir immer mehr an zumindest kleiner Sorge. Nicht das Land an sich natürlich, die Leute sind dort genauso toll und oft viel freundlicher, als sie es anderswo auch sind, die Dinge, die sich dort zutragen.
Habe ich die Skandalisierungen des Florian Klenk noch mit etwas Argwohn im Falter gelesen (Sie wissen eh, vom Landeshauptmann, der – ich erlaube mir auf das Wesentliche zu verkürzen – zu einfältig sei, um von der Staatsanwaltschaft verfolgt werden zu können), trifft mich die aktuelle Rückentwicklung des Kärntner BZÖ zur FPK (die Freiheitlichen in Kärnten, wie das so schön sperrig zwar eh schon immer geheissen hat, erst durch den gemeinsamen Auftritt von Heinz-Christian und Uwe aber wieder zur wesensbestimmenden Unterscheidung wurde) doch etwas ins Herz. Ich gestehe, ich habe in der einen oder anderen schwachen Stunde zumindest damit geliebäugelt, meine Stimme diesem »Bündnis« zu geben. Und jetzt das.
Der überaus sympathische und offenbar recht helle Josef Bucher tut mir leid. Und  ein bisschen leid tut mir auch sein steirischer Statthalter, das Hänschen Dampf in allen Gässchen, der umtriebige Gemeinderat und Nationalratsabgeordnete Gerald Grosz. Jetzt fladern diese feschen Recken denen einfach die Partei. Ganz so ehrenhaft, und die Ehre tragen die Herrschaften ja gerne vor sich her, erscheint mir das nicht.
Aber wieso habe ich vom Jörg-Martin Willnauer eigentlich angefangen? Offenbar ist mir das wieder entfallen, das kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass er sich jetzt bei den Grünen engagiert. Und auf ein Engagement bei den Grünen kann man in diesen Nach-VDB-Zeiten getrost vergessen. Wenn ich etwa an die Forderung einer Grünen Wiener Stadträtin (nichtamtsführend, siehe auch Editorial, Seite 6) denke, für alle Gemeindebediensteten der Bundeshauptstadt die 30-Stunden-Woche einzuführen, dann ist es entschieden besser, die Grünen zu vergessen, sprich links liegen zu lassen. Sonst würde ich mir nämlich die Frage stellen: Wo lassen Frau Stadträtin denken? Oder wo ihren Kopf, wenn sie in der Früh zur Nichtamtsführung ins Büro geht? 30-Stunden-Woche! Bei Magistratsbediensteten? Ohne das jetzt zu vergleichen – und damit das klar ist, ich bin ein Fan der Öffentlich-Bediensteten; meistens – schauen wir doch auf Graz. Und auf die heroischen Gehaltsverhandlungen mit dem in so pseudoprivaten Gesellschaften auszulagernden Personal. Da ist der Faschings-Dienstag zum Beispiel Sache. Also frei. Auch sonst und da und dort die eine kleine Besonderheit (von Privilegien sprechen wir in dieser Sprache nicht). Und wenn man das jetzt umrechnet, abzieht und dazuzählt, dann würde – ich bin natürlich ein schlechter Kopfrechner – aber dann würde gach nichts mehr übrig bleiben; bei einer 30-Stunden-Woche. Also so jetzt übers Jahr gesehen. Wie sollten die Magistratsbediensteten in Wien das dann operationalisieren? Mit einer Minusarbeitszeit im Monat. Die könnten da ja gar nie einstempeln, weil sie müssten ja schon vorher ausgestempelt haben … Ach, ich kenn mich da aber auch nicht aus. Das habe ich sicher und noch dazu falsch verstanden.
Aber weil Weihnachten ist, wollen wir harmonisch auseinandergehen. Denken gemeinsam kurz an Werner Faymann, und werden dabei ganz ruhig. Weil, mir zumindest, bei Werner Faymann wirklich nichts mehr einfällt. Schon gar nichts, was mich noch aufregen könnte. Meine Lieben, bleiben Sie mir gewogen. Ich darf Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen! Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann.

Zur Lage 24, Fazit 59 (Jänner 2010)

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