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Phonosophicum

| 27. April 2010 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 62, Phonosophicum

Schwedischer Wunderguru Ich gebe es zu: Nur ganz selten hat mir ein Lautsprecher auf Anhieb so viel Genuss bereitet wie dieser kompakte Schwede. Und wenn er dann noch „Guru“ heißt …

Eine Art Guru ist auch Ingvar Öhman, der Entwickler dieses nordischen Juwels. Der Mann ist ein Urgestein der schwedischen Akustik-Szene und erforschte jahrelang die Phänomene des menschlichen Hörens, bis er vor wenigen Jahren in einer ehemaligen Klavierfabrik in Uppsala seine eigene Lautsprecherfirma Guru Pro Audio gründete. Die wartet mittlerweile mit zwei Modellen auf: dem kompakten QM 10 und dem Standlautsprecher QM 60 (8400 Euro).

„QM“ steht für Quality Manager – und dieses Attribut verspricht keineswegs zu viel. Als Treiber kommen beim QM 10 ein von der dänischen Firma Tymphany gefertigter polymerbeschichteter 102mm-Mitteltieftöner sowie ein von der deutschen Visaton gelieferter 16mm-Kalottenhochtöner mit Horn zum Einsatz. Der verbaute Helmholtz-Resonator in Form einer Bassreflex-Öffnung erhöht das virtuelle Volumen der Box und sorgt für entsprechende Tiefenabstimmung. Ihr Fundament ist tatsächlich frappierend und reicht bis in Regionen um die 30 Hertz. In der Regel liefert ein basskräftiger Lautsprecher – wenn er direkt an der Wand positioniert wird – oft nur dröhnenden Matsch. Nicht so der Guru: Er muss sogar wandnah aufgestellt werden, damit er seinen profund atmenden und konturierten Bass auszuspielen vermag.

Einmal eingespielt, liefert diese vom äußeren Erscheinungsbild her unprätentiöse, in MDF gehüllte Zweiwege-Box ein schier unglaubliches, kohärentes und körperhaftes Klangbild. In punkto spritziger Attacke und sauberer, verzerrungsfreier Höhenauflösung kann es die Kleine locker mit zahlreichen wesentlich teureren Standboxen aufnehmen. Und nach einer derart farbigen, detailtreuen und homogenen Abstimmung inklusive Pegelfestigkeit sucht man in dieser Preisklasse sowieso vergebens.

Natürlich laufen die Gurus erst mit hochklassigen Spielpartnern zur Bestform auf. Bei der Verstärkerwahl gebärdet sich der QM 10 allerdings sehr gutmütig, braucht keine hohe Verstärkerleistung und verträgt sich sowohl mit Transistor als auch mit Röhre bestens (im Test: der feine holländische Röhrenverstärker PrimaLuna DiaLogue One mit 2 x 36 Watt, 2000 Euro). Letztlich bestätigt der Guru den alten, aber wahren HiFi-Gedanken: Zum puren Musikgenuss braucht es lediglich zwei möglichst gute Lautsprecher – und kein Vielfaches davon. Just keep it simple – das haben sich die Schweden auch hinsichtlich der Anschlussterminals auf die Fahnen geschrieben!

Fazit: Ihre Spielfreudigkeit und die untadelige Verarbeitung machen diese Überfliegerbox zum Objekt der Begierde. Angesichts solcher Qualitäten fallen einem nur noch sehr wenige Argumente für Standboxen ein. In Großbritannien und den USA hat sie bereits Kultstatus erreicht und für eine frische Brise in der High-End-Szene gesorgt. Wer die Gurus mal gehört hat, will sie nicht mehr hergeben. Falls Sie gerade über einen neuen Schallwandler nachdenken: Greifen Sie zu! Denn mehr Seele ist aus einem Boxengehäuse schwerlich zu bekommen.

Phonosophicum, Fazit 62 (Mai 2010)

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