Zur Lage (30)
Christian Klepej | 5. August 2010 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 65, Zur Lage
Über die Bundesregierung, über ein Fest in Wien, über die Ministerin der Justiz und die Relevanz von Wahlen sowie über Gelsen.
Es sind ja alle schon auf Urlaub. Erinnern Sie mich bitte nächstes Frühjahr daran, dass wir unsere Fazit-Sommerpause ein Monat nach vor verlegen, damit wir nicht mehr in die Verlegenheit geraten, eine »Lage« zu einer Zeit lesen zu müssen, in der es eigentlich nichts zu berichten gibt.
Sogar die gute Bundesregierung ist bereits in die Ferien gegangen. Nicht ohne uns zuvor wissen zu lassen, dass das Budget für das nächste Jahr – ein Mammutprojekt, wie Pröll der Jüngere in der Tiroler Tageszeitung meinte, immerhin käme zum Budget 2011 noch die »Perspektive bis 2014« hinzu – erst gegen Weihnachten fertig sein wird.
Dem naheliegenden Gedanken, dann auch selbst abzuwarten, übers Neujahr dieses Paket in Ruhe zu begutachten und erst im Jänner meine Einkommensteuer zu überweisen, hat mein Steuerberater gleich einen Strich durch die Rechnung gemacht: die Einhebungsstellen beim Finanzamt arbeiten über den Sommer durch.
Auch gut. Lustig in diesem Zusammenhang die von mir so geschätzte wie in ihrer Funktion überforderte Justizministerin. Nein, ich meine damit nicht ihren Auftritt am »Red Carpet« (roter Teppich) der »Fête Impériale« (imperiale Fete) dieser Tage in der Spanischen Hofreitschule zu Wien. Dort ist sie so lieb gestanden und hat so lieb in die Kamera einer Society-Sendung so liebe Sachen über ihr – ich glaube mich zu erinnern, rotes – Kleid gesagt, dass ich mich verpflichtet sehe, den zarten Schleier gutmütigen Vergessens über diese Begebenheit fallen zu lassen. Jetzt hätte ich fast die ganze Ministerin gleich mitvergessen – aber alles kann man nicht haben.
Claudia Bandion-Ortner jedenfalls wurde im Zusammenhang mit dieser Budgetverschiebung (Budgeterstellungsverschiebung wär ein gar so langes Wort) gefragt, was sie denn davon halte? Ob sie denn auch verfassungsrechtliche Bedenken hege oder gar einen Zusammenhang mit den Landtagswahlen in der Steiermark und Wien sehe? Die, nie um eine prompte Antwort verlegen, konterte – für mich dann doch überraschend – mit einem Bekenntnis der Irrelevanz von demokratischen Wahlen. Also für sie persönlich, hat sie gemeint; sie wäre nämlich kein Parteimitglied, hat sie gemeint, und daher am Ausgang solcher Wahlen (ich hab es nur gelesen, aber ich höre es sie sagen »solcher Wahlen«; hören Sie es auch?) nicht interessiert. Na schau, das ist natürlich auch eine Position. Aber wenn die Schule macht?
Egal. Bei dieser eben erwähnten Feierlichkeit im imperialen Wien ist mir übrigens der »Pogusch« eingefallen. Da ist es ja mittlerweile schon gute Tradition, dass sich Österreichs Prominenz zu einer Weinverkostung im wunderbaren Wirtshaus der Familie Reitbauer trifft. Für mich wäre das – bei allem Neid – ja nichts, ich bin kein so geselliger Kerl. Ich wüsste gar nicht, was ich mit all den vielen Herrschaften plaudern sollte.
Außerdem, wer ein bisschen was auf sich hält, reist per Hubschrauber an und das ist ja so eine Sache heutzutage: Hubschrauber ist nicht gleich Hubschrauber! Wenn ich etwa an »die Gelsen« denke, mit der der Tom Muster den Niki Lauda einflog (hat der sein Kappel in der »Kabine« überhaupt aufhaben können?), und mir dann die »Maschine« vom Didi, vom Mateschitz anschau, ich weiß nicht.
Insgesamt natürlich eine ganz, ganz tolle Sache, diese sogar nation-wide Beachtung findende Veranstaltung. Und wenn man es geschafft hat, zum erlauchten Kreis der Eingeladenen zu zählen, ist man augenscheinlich auch mehr als entspannt. Etwa der jüngst wiedergewählte Bundespräsident.
Der war nämlich auch dort. Und Heinz Fischer hat mir via Dominik Heinzls Gesellschaftsschau präsentiert, dass auch ein Präsident in der Lage ist – nach dem Genuss von drei, fünf Achterln – den Kinderreim »Fischers Fritze fischt frische Fische« beinahe fehlerfrei und aus dem Stegreif rezitieren zu können. Das ganze noch dazu ohne Unterleiberl, weil er, bar jeden Wiederwahlwunschverdachts (und wohl auch jeden Schamgefühls), sich bemüssigt fühlte, uns allen zu zeigen, dass er ohne ein solches auf den Pogusch gekommen ist. Das war dann genau das kleine Informatiönchen zuviel, als dass ich dem weiteren Verlauf dieser Sendung hätte folgen können. Wer weiß, hätte ich noch ein paar Minuten dabei zugebracht, wäre ich jetzt schon auf dem Weg in so ein Sommerlager im nahen Osten, um dort mit Gleichgesinnten an der Reinstallierung der Vernunft in unserem Lande zu arbeiten. Gott sei Dank bin ich noch da, freue mich auf meinen Urlaub und darf Ihnen einen wunderschönen Sommer wünschen! Im Herbst lesen wir uns wieder. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann.
Zur Lage, Fazit 65 (August 2010)
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