Zur Lage (35)
Christian Klepej | 10. März 2011 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 70, Zur Lage
Natürlich viel zu wenig über das Grazer Schauspielhaus, kurz über Politik, etwas über die GVB und genug zu Professor Benedek.
Man geht ja viel zu selten ins Theater. Also ich zumindest gehe viel zu selten ins Theater. Dabei haben wir so wunderbares Theater in Graz. Das Schauspielhaus etwa; wunderbar! Aber auch der Off-Broadway hat in Graz was zu bieten. Vom Off-Off gar nicht zu reden. Da braucht man nur ins Landhaus gehen und sich die Aktivistinnen und Aktivisten anschauen. Vorne wie hinten. Oder überhaupt gleich vor dem Landhaus, da wird einem auch ein bühnenreifes Angebot gemacht. Die einen knien sich hin und haben dann ein gutes Gefühl, und die anderen, ja, die anderen. Das ist der springende Punkt, meine Lieben.
Sie brauchen keine Angst nicht haben, ich werde in der dann doch selten allzu sachlichen Lage nicht über das aktuell beschlossene Bettelverbot in der Steiermark was schreiben. Da gibt es jetzt überall genug zu lesen. Ich darf Ihnen nur einen Absatz lang erklären, warum ich im Editorial nichts dazu geschrieben habe. Zum einen sind die Ereignisse in Ägypten ja alle Betrachtungen dieser Welt wert, zum anderen bin ich einfach uneins in der Frage dieses neuen Landesgesetzes. Und in einem Editorial sollte man nur eine Sache vertreten. Ich habe gute Gründe für und gute Gründe gegen ein solches Verbot. Ich bin mir aber jedenfalls sehr sicher, die Abgeordneten haben es sich nicht leicht gemacht. Sie diskutieren diese Thematik ja schon seit mehr als drei Jahren in all ihren Facetten und mit allen Betroffenen.
Zurück zum echten Theater. Oder zumindest dem auf der Bühne. Den »Hamlet« hab ich mir angeschaut! Mit meiner wunderbaren Frau war ich letzten Dienstag also im Schauspielhaus und es war großartig. Bin mir vorgekommen wie bei »Macbeth«. Das liegt wahrscheinlich nicht zuletzt daran, dass der Claudius Körber – ein toller Schauspieler! – letzte Saison den Macbeth gegeben hat und am Dienstag nun den Hamlet.
Und ein bisserl auch daran, dass der Job als Bühnenbildner beim Schauspielhaus ein Traumjob sein muss. Ein echter Traumjob. Weil, also ich einfacher Geist stell mir das so vor, dass da der Intendant und der Regisseur und wer noch alles zusammensitzen und dann sagt der Regisseur: Hamlet, hm? Und dann sagt der Bühnenbildner: Hamlet, Hamlet, hmm? Macbeth! Sagt er dann.
Es ist die gleiche Bühne; nämlich keine Bühne. Also schon eine Bühne, »die Bühne« schon, die ist immer da. Aber sonst: nichts. Toll, sag ich Ihnen. Mir gefällt das.
Ganz stimmt das außerdem nicht, beim Macbeth wurde mit den Toren gespielt, also mit dem Ausschnitt der Bühne, den man gerade sehen kann. Das hat der Hamlet nicht mehr gebraucht; da waren die Tore einfach immer offen.
Jetzt werden Sie gar glauben, ich mach mich da lustig. Natürlich mach ich mich lustig, ich mach mich gerne lustig, außerdem kenn mich da auch nicht aus. Den Hamlet (oder wars Macbeth, ich verwechsel das mit den Jahren) hab ich mal da, mal dort gesehen. Und es hat mir meistens gefallen. (Gut, dieses eine Mal in … – egal.) Aber jetzt am Dienstag in Graz war es sehr toll. Beeindruckend, möchte ich sagen. Vor allem das Ensemble. Durch die Bank eine sehenswerte Truppe. Und im Übrigen gibt es natürlich auch beim Hamlet einen gut funktionierenden, ausstattungserweiternden Spezialeffekt, aber da verrate ich Ihnen jetzt nichts. Sie sollen sich den Hamlet ja noch anschauen.
Fast vergessen hätt ich noch diese herzzerreißend nette Attitüde des Grazer Theaters, dieses Kleinod an Traditionalität: Woanders mag man sich über die Schulter spucken und dabei »toi, toi« zurufen, in Graz zieht sich einer aus. Ganz großartig. Und immer wieder überraschend. Geradezu unerwartet, sag ich Ihnen. Ich schau dem Hamlet, ich hör dem Hamlet grade zu, es muss im 2. Akt gewesen sein, das T-Shirt hatte er schon ausgezogen, schwupps, war die Hose unten. Einmalig. Dem Niki Lauda hätte das jetzt wahrscheinlich, vor allem, wenn er mit seinen Kindern, aber lassen wir das. Wenn man gerade im Theater unterwegs ist, dann soll man wirklich nicht an Dancing Star denken müssen.
Und sonst? Ski fahren auf der Hebalm, ganz große Klasse. Semesterferien sind nächste Woche, zumindest bei uns im Süden. Wahlen erst wieder in zwei Jahren, stellen Sie sich das vor! Ich muss jetzt leider etwas improvisieren; die großen Themen, da bin ich befangen. Kann ich gar nichts dazu sagen. Dabei, lustig wärs schon. Nein, das führt niemanden nirgends hin. Nur wenn ich schon beim Thema Dienstwagen bin, fallt mir noch die gute alte GVB ein.
Wobei, die heißt jetzt ja nicht mehr GVB (Grazer Verkehrsbetriebe; unheimlich aussagekräftig und selbsterklärend), sondern »Graz Linien«! Sapristi aber auch. Endlich einmal ein Anglizismus, der ohne Anglizismus auskommt. Da hat sich wer was gedacht, das muss einem auch erst einmal einfallen. Irgendwo hab ich ja gelesen, dass die »Marke GVB« zu »ramponiert« sei, um sie weiter verwendet zu wissen. Mir persönlich wäre das gar nicht aufgefallen. Die »Marke GVB« war eigentlich immer o.k. Ein zu kleines Straßenbahnnetz hat Graz, aber das ist seit 20, 30 Jahren bekannt. Und ich befürchte schon, dass die »Graz Linien« (ich kann das nicht unangeführt schreiben) jetzt auch nicht plötzlich länger geworden sind. Aber was weiß ich schon vom Nahverkehr? So wenig wie vom Theater. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann.
Zur Lage #35, Fazit 70 (März 2011)
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