Burnout. Wenn das Feuer ausgeht
Ann-Marie Stark | 22. Dezember 2011 | 1 Kommentar
Kategorie: Fazit 79, Fazitthema
Burnout brennt das ganze Jahr – aber besonders in der Weihnachtszeit, wenn sich zum Alltagsstress noch jener der „schönsten Zeit des Jahres“ dazugesellt, kommt man um das Geschäft mit dem Burnout nicht herum.
Burnout – der Begriff ist längst ein alter Bekannter. Von der Gratiswochenzeitung bis zum Magazin Spiegel, Burnout hat schon beinahe überall die Seiten gefüllt. Die Auflagen des Spiegel, in denen es Burnout auf die Titelseite schaffte, erreichten überdurchschnittliche Verkaufszahlen. Burnout verkauft sich. Zu Recht? Vermutlich. Denn gut zwei Millionen Krankenstandstage in Österreich, die ihre Ursache in psychischen Erkrankungen haben, sind nicht bedeutungslos.
Je „populärer“ dieser Erschöpfungszustand ist, umso leichtfertiger wird damit umgegangen und das birgt für jene, die wirklich betroffen sind, die Gefahr, nicht ernst genommen zu werden. „Burnout kriegst heut ja scho per Krankenschein“, kommentiert Kabarettist Roland Düringer trocken in seinem Programm „Ich Einleben“ den Burnout-Boom. Wer „ausgebrannt“ ist, beweist, einmal gebrannt zu haben – sich mit Leib und Seele für den Beruf engagiert zu haben. Aber sind wir wirklich alle schon so überarbeitet und erschöpft, dass nichts mehr geht?
Nur ist Burnout an sich gar keine Krankheit. Es bezeichnet den Zustand des „Ausgebranntseins“. Zwar hat Burnout viele Gemeinsamkeiten mit einer Depression, ist aber aus medizinischer Sicht nicht als Krankheit klassifiziert. Die häufigsten Symptomüberschneidungen sind bei der Erschöpfungsdepression zu finden, gefolgt von Angststörungen und Panikattacken. Deshalb wird es von Laien gerne als eine Art Depression beschrieben. In der ICD-10, der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“, ist Burnout noch nicht gelistet. Es ist dort lediglich als begriffliche Ergänzung zur Erschöpfungsdepression erwähnt. Es hängt von Dauer und Intensität ab, wann Burnout zur Depression werden kann. Manfred Walzl, Leiter des Schlaflabors der Landesnervenklinik Sigmund Freud, sieht das Problem besonders in den Schlafstörungen, die mit Burnout und anderen psychischen Erkrankungen einhergehen. Permanenter Druck und Stress führen zu Schlaflosigkeit und diese wiederum zu Fehlern am Arbeitsplatz. Walzl beschreibt Burnout als Überforderungssyndrom: „Wenn wir rund um die Uhr erreichbar sind und von der Arbeit nicht loslassen, dann kommt es irgendwann zu den Symptomen.“ Will man Burnout beschreiben, bewegt man sich irgendwo zwischen „Volkskrankheit Nummer 1“ und Geschäftemacherei. Es gibt etwa 130 Symptome zur Auswahl: Sie reichen von Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, permanenter Erschöpfung bis zu übermäßigem Konsum von Genussmitteln. Diese Symptome müssen über einen längeren Zeitraum andauern. Sich ein- oder zweimal in der Woche nach der Arbeit erschöpft zu fühlen, ist noch kein alarmierender Zustand. Von Burnout bzw. psychischen Erkrankungen sprechen Mediziner ab einer Dauer von mehreren Wochen bis Monaten. Aber auch das lässt sich nicht genau definieren – psychische Erkrankungen äußern sich bei jedem Menschen unterschiedlich und daher kann keine exakte Zeitangabe gemacht werden.
Die Betroffenen merken oft selbst erst, dass etwas nicht stimmt, wenn es zu spät ist, sie zusammenbrechen. Wenn der Körper nicht mehr mitspielt und es längst an der Zeit für eine Pause gewesen wäre. Doch die Krux ist, dass sich viele von der Dauerbelastung kaum erholen können und einen Urlaub und die damit verbundene Strukturlosigkeit als größeren Stress empfinden und so noch erschöpfter an den Arbeitsplatz zurückkehren. Walzl sieht gerade im Urlaub eine Gefahr, wenn jemand in einer depressiven Phase steckt: „Dann fällt alles Übrige weg und der Mensch kann sich nur mehr auf seine depressive Stimmung konzentrieren – deshalb kommt er noch erschöpfter an den Arbeitsplatz zurück.“
Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht
Vor nicht allzu langer Zeit galten besonders die Menschen aus dem Bereich Medizin und Pflege als gefährdet – mittlerweile ist die Symptombeschreibung aber in allen Branchen zu finden.
Den Zustand permanenter Erschöpfung kann auch die viel zu gern zitierte Billa-Kassiererin empfinden – genauso wie jemand in einer hohen Führungsposition. Es geht nicht nur um die Arbeit, sondern auch um die charakterliche Disposition. Perfektionismus, hohe Ansprüche an sich selbst und ein geringes Selbstwertgefühl bereiten dem Burnout einen fruchtbaren Boden. Manche Menschen können mit Stress besser umgehen, nehmen sich früh genug Auszeiten und halten die Flamme am Lodern. Bei jenen, die sich damit schwer tun, Angst um ihren Arbeitsplatz und mit Selbstzweifeln zu kämpfen haben, kann das anders verlaufen. Kommen dann ständiger Stress, das Gefühl, nie genug getan zu haben, und zu wenige Erholungsmomente dazu, kann es zum Zustand des „Ausgebranntseins“ kommen. Das soll aber nicht heißen, dass Menschen, die unter dem Druck der Arbeit leiden und am Ende sogar zusammenbrechen, „schwach“ sind.
Die Grenze, ab wann es zu viel wird, verläuft individuell und zwei Arbeitnehmer im gleichen Beruf können völlig andere Auffassungen von Stress und Belastung haben. Nicht ohne Grund gehen viele Prominente, vom Fernsehkoch Tim Mälzer bis zu Ex-Skispringer Sven Hannawald, mit ihrem Burnout an die Öffentlichkeit. Es soll zeigen, dass auch sie ihre Grenzen haben.
Bis es überhaupt zum Burnout kommt, sei es bei der Billa-Kassiererin oder einem Starkoch, spielt auch noch ein anderer Faktor mit: die verschwimmenden Grenzen, für die wir uns selbst entscheiden. Immer und überall erreichbar sein, mit Smartphones E-Mails empfangen, das Handy nie abschalten. Auf Facebook und Twitter ist man auch oder vor allem in der Freizeit nie allein – „dank“ Apps wird man ständig informiert, wenn es „Neuigkeiten“ gibt. Wie soll man da abschalten? Wohl nur, indem man wirklich abschaltet – das Handy. Nur glauben viele Arbeitnehmer, sich das schlicht nicht erlauben zu können.
Das ganze Leben wird zum Arbeitsplatz, es gibt weniger klar abgegrenzte Zeiten, sondern man steht ständig unter Strom. Dieses Verschwimmen zwischen Berufs- und Privatleben wird auch als „entgrenzte Arbeit“ bezeichnet. Der noch wenig bekannte Begriff beschreibt, was viele von sich selbst kennen. Eigentlich ist man bereits im Feierabend oder im Urlaub.
Und eigentlich müsste man nicht erreichbar sein. Aber man ist es eben doch. Aus Angst, etwas zu verpassen und nicht mehr mitzukommen. Dazu kommt, dass viele Menschen die Probleme am Arbeitsplatz mit nach Hause nehmen und so noch weniger abschalten können. Ein weiterer Faktor ist der „Freizeitstress“. Nach dem Motto „Jetzt habe ich frei, jetzt will ich auch etwas Besonderes mit der Zeit anfangen“ setzen sich viele erst recht unter Druck – die Freizeit kann nicht mehr genossen werden und wird selbst zum Stressor.
Schaden oder Segen?
Die Österreicher fallen, laut einer Studie der Arbeiterkammer, an rund 2,5 Millionen Tagen aufgrund seelischer Probleme bei der Arbeit aus. Etwa acht bis neun Prozent aller Berufstätigen in Österreich leiden am Burnout-Syndrom. In der Steiermark sind nach Schätzungen der Arbeiterkammer rund 30.000 Personen von Burnout und anderen psychischen Krankheiten betroffen. Eine Studie der Uniqa schätzt die Zahl der Burnout-Betroffenen in ganz Österreich sogar auf etwa 500.000. Die mit psychischen Krankheiten und eben auch Burnout oft einhergehende Schlaflosigkeit führt zu Fehlern am Arbeitsplatz – diese würden die österreichische Wirtschaft bis zu vier Milliarden Euro pro Jahr kosten, warnt Schlafexperte Walzl. Rund 20 Prozent der Arbeitnehmer in Österreich haben bereits Burnout-ähnliche Symptome, 30 Prozent leiden unter ungesundem Stress am Arbeitsplatz und weisen bereits psychosomatische Leiden auf.
Die Arbeiterkammer hat eine Beratungsstelle für Burnout eingerichtet, die jährlich von etwa 1.100 Menschen in Anspruch genommen wird. Der Burnout-Berater Gerhard Plank ortet nicht nur einen Aufwärtstrend in der Anzahl der Fälle, sondern auch was den Betroffenheitsgrad angeht. „Viele haben versucht, die Krankheut auszusitzen. Aus Angst um den Arbeitsplatz, aber auch um Kollegen nicht mit mehr Arbeit zu belasten – vergebens.“ Dazu kommt die Angst vor der Stigmatisierung: „Besonders junge Menschen wollen das Tabuthema der psychischen Krankheit umgehen, aus Furcht, am Arbeitsmarkt als instabil zu gelten.“ Dass vor allem Menschen in pflegenden Berufen betroffen sind, kann Plank nur teilweise bestätigen. Zwar gebe es im Dienstleistungsbereich mit hohem Kundenkontakt mehr Fälle, aber mittlerweile sei Burnout in allen Berufen zu finden. Auch lasse sich kein „typisches“ Alter vorhersagen: Diejenigen, die Rat bei der AK suchen, seien zwischen 20 und 60 Jahre alt, wobei Frauen mit etwa 60 Prozent in der Überzahl sind.
Wenn Burnout die Kassen füllt
Trotz der Krankenstandstage und des psychischen Zustands der Arbeitnehmer: Der Wirtschaft tut es auch gut. Das Geschäft mit dem Burnout floriert gleichermaßen wie der Umgang mit dem Begriff selbst. Denn eigentlich ist ja alles ganz einfach, wenn man die „Sieben Schritte gegen Burnout“ befolgt, nach der „Anti-Burnout-Strategie lebt“ oder, wenn’s schon pressiert, zur „Soforthilfe bei Stress und Burnout“ greift. Einfachere Gemüter nehmen am besten „Burnout für Dummies“ zur Hand. Das sind nur wenige Blüten, die das Geschäft mit dem Erschöpfungszustand treibt. Noch leichter geht es, wenn man schlicht zur Pille greift: nur einmal täglich, die Nahrungsergänzung gegen Burnout – „24-Stunden-Burnout-Schutz“. Auch der Wellnessmarkt kann Profit daraus schlagen: Angebote, bei denen man Tausende Euros für eine Woche nix essen und viel schlafen zahlt, gab es bereits vorher. Mit dem Schlagwort „Burnout“ verkauft sich die Wellness-Wohlfühlwoche gleich noch leichter.
Den Menschen wird angeboten, für viel Geld, in sich zu gehen und Ruhe einkehren zu lassen. Aber ob eine Woche im stillen Kloster die Lösung ist, wenn man wirklich ausgebrannt ist, bleibt trotz werbewirksam platzierter Erfolgsberichte fraglich. Dies kann ohne regelmäßige psychologische Betreuung kaum funktionieren. Die Grenze zwischen sinnvollen Angeboten und Geschäftemacherei verläuft genauso fließend, wie Arbeits- und Privatleben miteinander verwoben sind. Es gibt kein Patentrezept gegen Burnout.
Aber einige einfache Maßnahmen helfen schon, um Stress vorzubeugen. Eine davon ist regelmäßige Bewegung. Durch körperliche Aktivität werden Botenstoffe im Gehirn freigesetzt, die stimmungsaufhellende Wirkung haben – das „Runners High“ bei Läufern gibt also nicht ohne Grund. Mit Bewegung lässt sich auch Stress abbauen und entspannen. Das beschreibt auch der Spiegel in einem seiner Artikel über Burnout und stellt die Maßnahme der Lübecker Firma Niederegger in Deutschland vor: Diese setzt auf Prävention durch Sport und verordnet den Angestellten täglich zehn Minuten gemeinsamer Gymnastik. Zwar nur ein kleiner Schritt, eine minimale Veränderung im Alltag, dennoch seien die Krankenstandstage im Unternehmen seither weniger geworden. Im Gegensatz zu kurzfristigen Hilfen, die meist erst dann eingesetzt werden, wenn es schon zu spät ist, bringt eine solche Maßnahme dauerhaften Nutzen. Denn das Wellness-Anti-Burnout-Package mag für einige Tage erholsam sein – wenn man überhaupt noch in der Lage ist, abzuschalten –, aber danach geht der Lauf im Hamsterrad weiter wie gehabt.
Auch Schlafforscher Walzl betont, wie wichtig regelmäßige Entspannung ist: „Powernapping wird immer beliebter – wir haben ja verlernt, Pausen zu machen und auf den Körper zu hören.“ Ab und zu bewusst abzuschalten bringt mehr, als bereits völlig erschöpft und gestresst ein Wellnesswochenende in den vollen Terminkalender zu pressen. Die zahlreichen Ratgeber und Angebote mögen aber auch ihr Gutes haben, denn sie machen aufmerksam darauf, dass sich jeder Mensch etwas Zeit für sich nehmen soll. Sei es beim Sport, Lesen oder einer künstlerischen Betätigung – wichtig ist, sich selbst so viel wert zu sein, dass auch Pausen erlaubt sind und die Alltagsprobleme kurz hintangestellt werden.
Man sollte sich aber auch nicht von der Burnout-Welle mittragen zu lassen, nur „weil es jeder hat“. Eine psychische Krankheit ist nichts, was auf die leichte Schulter genommen werden darf. Deshalb ist es umso wichtiger, dass mit Burnout nicht leichtfertig umgegangen wird – weder im Sinne von „aussitzen“, noch bei ein bisschen Stress gleich das Handtuch zu werfen. Denn Letzteres stellt sonst Menschen, die ernsthafte Probleme haben, als Hypochonder dar.
Burnout aus Arbeitgebersicht
Denn mit Burnout haben nicht nur die Betroffenen zu kämpfen: Auch Unternehmen müssen sich mit der „Krankheit“ arrangieren. Leidet ein Mitarbeiter darunter, kann das lange Ausfälle und hohen wirtschaftlichen Schaden mit sich bringen. Prävention, wie sie bereits in einigen Betrieben praktiziert wird, ist eine Möglichkeit, um dem Syndrom zu begegnen. Die andere ist vor allem ein offenes Ohr und Wachsamkeit aufseiten der Arbeitgeber – denn Burnout entwickelt sich schleichend. Wer es zu spät erkennt, muss mit Schaden rechnen.
Die Geschäftsführerin eines steirischen Mittelunternehmens hatte selbst erst kürzlich einen Burnout-Fall im Betrieb. Sie möchte nicht genannt werden, um die Privatsphäre des Betroffenen zu schützen. Der Mitarbeiter ist jetzt in Behandlung.
„Im Nachhinein wird einem klar, wie viele Anzeichen es schon gab. Aber man will sie eben nicht wahrhaben, weder der Betroffene noch die Firma. Wir hofften immer, dass es doch noch besser wird.“ Dadurch ist sie aber wachsamer geworden: „Wenn sich jemand völlig vom Betrieb abkoppelt und sich nicht mehr mit uns identifiziert, nirgends mehr teilnimmt, dann schrillen ab jetzt bei mir die Alarmglocken.“ Der Begriff Burnout allein löst bei vielen Unternehmern bereits Schaudern aus. „Er ist völlig überstrapaziert. Psychische Krankheiten an sich sind durchaus akzeptiert – nur wenn ein Mitarbeiter mit der Selbstdiagnose Burnout kommt, wird es schwierig.“
Es wäre auch unfair gegenüber jenen, die wirklich am Ende sind. Denn man habe ja auch gegenüber den anderen Mitarbeitern Verantwortung zu tragen.
Ein Burnout hat man sich verdient
Zwar haben psychische Erkrankungen schon etwas von ihrem Schrecken verloren, dennoch bleibt es ein Tabu, zuzugeben, selbst betroffen zu sein. Krank sind immer die anderen. Bei Burnout verhält sich das anders: Wer krank ist, weil er sich kaputtgeschuftet hat, genießt weit höheres Ansehen als jemand, der „einfach so“ unter Depressionen leidet. Denn ein Burnout hat man sich erarbeitet. Es beweist, dass der Betroffene ein funktionierender Teil der Arbeitswelt ist. Das Burnout-Etikett macht sich besser als jenes der Depression. Vielleicht boomen deswegen in Magazinen die unseriösen Tests, in denen es sich mittels fünf Fragen abklären lässt, ob akute Burnout-Gefahr besteht oder nicht. Wer drei der fünf Fragen mit Ja beantwortet, sei bereits betroffen oder kurz davor. Aber so einfach ist es nicht. Jeder fühlt sich ab und an erschöpft – wie bereits erwähnt, sind Dauer und Intensität ausschlaggebend. Ein fünfminütiger Test kann über den psychischen Gesundheitszustand keine Auskunft geben und heizt bloß das Geschäft mit dem Burnout an.
Zu Tode gelangweilt ist auch gestorben
Es kann aber auch anders laufen. Darüber zu sprechen wagt jedoch kaum jemand: Boreout. Nichts zu tun am Arbeitsplatz und damit ständige Unterforderung. Die Tätigkeiten, für die acht Stunden am Tag anberaumt sind, werden innerhalb von zwei Stunden erledigt und der Rest des Arbeitstages mit Internetsurfen oder privaten Mails verbracht – das mag dem einen oder anderen wie das gelobte Land der Arbeit vorkommen. Es ist paradox: Wer sagt, er habe in der Arbeit nichts zu tun, würde selten auf Verständnis stoßen. Immerhin wünschen sich doch alle genau das: weniger Arbeit, weniger Stress. Dass dauerhaftes Nichtstun und damit Unterforderung aber auch Stress bedeuten, leuchtet kaum ein. Auf Dauer macht es genauso krank wie permanenter Stress. Die Symptome sind beinahe dieselben: Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Gereiztheit. Je weniger es zu tun gibt, umso müder und abgeschlagener wird der Betroffene und umso kleiner die Motivation. Ein Teufelskreislauf, in dem man sich am Ende selbst disqualifiziert. Um nicht aufzufallen, täuschen die gelangweilten Mitarbeiter Geschäftigkeit vor, beteuern, gestresst zu sein. Denn krank vor Langeweile zu sein kommt bei den Kollegen weit weniger gut an als krank vor Stress. Dieses Phänomen ist weniger bekannt als Burnout, welches die Kassen klingeln lässt. Denn niemand gibt gerne zu, nichts zu tun zu haben und kein funktionierendes Rädchen in der Gesellschaft zu sein. Zudem sind die Betroffenen nicht faul – sie verlangen sehr wohl nach Arbeit, fragen beständig nach Aufgaben, werden aber zumeist vertröstet oder anders unbefriedigend abgefertigt. Beschweren kann man sich kaum. Aus Angst, den Arbeitsplatz durch das Geständnis zu verlieren. Doch meist wäre genau das die einzig richtige Lösung. Wer arbeiten möchte, aber nichts zu tun bekommt und bei den Vorgesetzten auf taube Ohren stößt, wird in diesem Job langfristig kaum Zukunft haben. Ein Wechsel oder Weiterbildung, um für neue Aufgaben infrage zu kommen, könnten die nötigen Herausforderungen bringen. Boreout scheint weiter verbreitet zu sein, als man vielleicht annehmen möchte. Eine Studie in den USA unter 10.000 Arbeitnehmern ergab, dass sich ein Drittel am Arbeitsplatz unterfordert fühle und zwei Stunden der Arbeitszeit für private Dinge nutze. Ob Burn- oder Boreout, beides sind Zustände, die den Menschen belasten und ihn in eine Depression führen können, wenn nicht ohnehin schon eine psychische Erkrankung in einem schlummert. Deshalb ist es durchaus angebracht, diesen Begriffen Beachtung zu schenken, aber auch hier sollte man es mit Paracelsus halten: Die Dosis macht das Gift. Auf sich selbst zu achten, Pausen und Entspannung einzuhalten, sind nicht nur gute Präventionen gegen das allgegenwärtige Burnout, sondern es ist eine Lebenseinstellung. Sich verrückt machen zu lassen von unseriösen Tests („Habe ich Burnout?“) bringt niemandem etwas, genauso wenig wie dubiose Pillen, die vor dem Zustand des „Ausgebranntseins“ schützen sollen. Dass ein ausgeglichener Nährstoffhaushalt wichtig für die Gesundheit ist, sei nicht bestritten – nur geht das auch, ohne sich dafür das Geld aus der Tasche ziehen lassen.
Das Geschäft mit dem Burnout wird weiter blühen und noch die eine oder andere Kuriosität hervorbringen. Aber um sich nicht mit der vermeintlichen Volkskrankheit anzustecken, sollte man sich nicht erst recht stressen lassen, sondern das Ganze etwas lockerer sehen und vor allem auf die eigene Intuition hören, wann eine Pause nötig ist. Dann klappt’s auch wieder mit dem Feuer.
Titelgeschichte Fazit 79 (Jänner 2012)
Kommentare
Eine Antwort zu “Burnout. Wenn das Feuer ausgeht”
Antworten
9. August 2015 @ 21:50
Hallo,
Die Hauptursache vom Bornout-Syndrom ist auf athermische Effekte zurückzuführen 224 Millionen Menschen leiden an Bonout Erkrankungen, 40% Europäer sind psychisch krank, die habe Weltbevölkerung leidet an Schlafstörungen, ja sagen den Verantwotlichen diese erschreckenden Zahlen nicht, wieso wird der Betrug mit den Grenzwerten und den hochfrequenten Felder von der Kompetezinitiative e.V. nicht weitergeführt, es muss ja in die Öffentlichkeit, wieso wir seit jahrzehnten zum Narren gehalten werden siehe Youtube Hans Luginger