Zum Thema (Fazit 83)
Johannes Tandl | 25. Mai 2012 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 83, Fazitthema
Wenn der Markt versagt Mit seinen Förderungen für den Red Bull Ring hat sich das Land Steiermark weit vorgewagt. Denn immer noch steht es in den Sternen, ob sich die Steuermillionen für eine Rennstrecke, auf der die Formel 1 als Königsklasse des Motorsports wahrscheinlich niemals starten wird, jemals rechnen werden. Studien gehen zwar vom Eintreten der erhofften Umwegrentabilitäten aus, doch Papier ist bekanntlich geduldig.
Dietrich Mateschitz hat dem Vernehmen nach bisher 140 Millionen Euro in die Hand genommen und in eine Abwanderungsregion mit fallenden Immobilienpreisen investiert. Das macht nur jemand, der sich entweder eine entsprechende Rendite erwartet oder aus altruistischen Gründen etwas bewegen will. Beides tut der ausgebluteten Region gut. Man soll auch nicht zu viel in den Umstand, dass Mateschitz vor einigen Tagen bei der Fohnsdorfer Therme gesichtet wurde, hineininterpretieren, aber immerhin …
Der Red-Bull-Ring in Spielberg und nur wenige Kilometer weiter der Millionenflop, den sich die Gemeinde Fohnsdorf unter tatkräftiger Mitwirkung von Landeshauptmann Franz Voves mit der Aqualux-Therme geleistet hat, zeigen das Spannungsfeld besser auf als vieles andere, in dem sich touristische Investitionsprojekte in Zeiten knapper Budgets bewähren müssen. Auf der einen Seite eine Rennstrecke, die von einem milliardenschweren Investor unter Zuhilfenahme von etwa 9 Millionen Euro Steuergeld wachgeküsst wurde und der Region bereits in ihrem ersten Jahr ein Nächtigungsplus von 50 Prozent gebracht hat – auf der anderen Seite das Prestigeprojekt eines vermeintlich größenwahnsinnigen Kommunalpolitikers, das ohne Privatinvestor durchgepeitscht wurde und bisher ohne nennenswerte Umwegrentabilität das dreifache Steuergeld verschlungen hat wie das gesamte Mateschitz-Projekt.
Dennoch sollte man nicht vergessen, dass für zahlreiche Tourismusprojekte das mikroökonomische Konzept des Marktversagens gilt, weil gerechte Preise zu klassischen Fehlallokationen führen würden. Tourismusprojekte können, müssen aber nicht profitabel sein, wenn sie die Kosten im Sinne der Wohlfahrtsökonomie rechtfertigen. Das gilt sowohl für die Startsubventionen als auch für die Abdeckung der laufenden Abgänge. Dazu zählen etwa die kleineren Schigebiete, deren Liftkartenverkäufe die Investitionen der öffentlichen Hand niemals rechtfertigen können, und natürlich sämtliche Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Selbst wenn die touristische Wertschöpfung in der Steiermark gerade einmal vier Prozent des gesamten regionalen BIP beträgt, muss man sich bewusst sein, dass Arbeitsplätze in Regionen entstehen, die aufgrund ihrer Standortnachteile von der Industrie weitgehend aufgegeben werden mussten.
Zum Thema, Fazit 83 (Juni 2012)
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