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Fachhochschule der Wirtschaft

| 20. Februar 2013 | Keine Kommentare
Kategorie: Aktuell, Fazit 90

Der Campus02 ist die kleinere Fachhochschule in Graz. Seit 1996 werden Studierende, erst als Anhängsel des WIFI, danach in einem eigenständigen Gebäude, ausgebildet. Vom Image des WIFI-Kurses hat man sich inzwischen emanzipiert. Die Nähe zur Wirtschaft ist, auch wegen der Eigentumsverhältnisse, geblieben.

In der Körblergasse, praktisch in Rufweite der Wirtschaftskammer und des Wirtschaftsbunds befindet sich das Gebäude des Campus02. Die kleine Fachhochschule mit nur 1.200 Studierenden ist aber nicht nur geografisch der Wirtschaft und seinen Institutionen besonders nahe. Die Eigentümer sind nämlich vor allem die Wirtschaftskammer, die Industriellenvereinigung, aber auch ein paar Privatunternehmen. Entwickelt hat sich das Angebot der Fachhochschule aus dem WIFI heraus, dem Fortbildungsprogramm der Wirtschaftskammer. Erich Brugger, Geschäftsführer des Campus02, erzählt: „Wir haben im sechsten Stock des WIFI-Gebäudes gehaust. Da war dann schon die Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem WIFIKurs und einem Studiengang einer Fachhochschule? Es war am Anfang schwierig und eine Herausforderung, in der Öffentlichkeit darzustellen, dass wir eine vollwertige Fachhochschule sind.“ Mit dem Umbau habe jedoch eine gewisse Emanzipation stattgefunden, ergänzt Rektor Franz Schrank: „Wir sind auf einem vernünftigen Weg, aber dieser Weg ist noch nicht zu Ende. Wenn man so klein beginnt, dauert das eine gewisse Zeit. Die Universitäten sind auch nicht von einem Tag auf den anderen entstanden. Das gilt auch im Bereich der Forschung.“

80 Prozent berufsbegleitend
Vom Erbe des WIFI ist der hohe Anteil an berufstätigen Studierenden geblieben. 80 Prozent der Studierenden bestreiten ihr Studium berufsbegleitend. „Das wäre an einer Uni nur sehr schwer möglich“, erklärt Schrank: „Ich komme selbst von der Uni und dort muss sich der Student selbst alles zusammensuchen. Das mag für die Persönlichkeitsentwicklung gut sein, es ist aber auch ein bisschen chaotisch. Daher werden die Leute auch nicht in der vorgesehenen Studiendauer fertig. An der Uni habe ich Leute, die ich seit zehn Jahren auf meiner Prüfungsliste habe. Das wäre an einer FH undenkbar.“

Mentorenprogramm
In der Steiermark einzigartig ist ein eigenes Mentorenprogramm, das am Campus02 installiert wurde. Sogenannte Jahrgangs-Captains aus der Wirtschaft übernehmen die Patenschaft für einen kompletten Jahrgang. „Sie übernehmen ehrenamtlich eine Mentoren-, aber auch eine Motivationsrolle. Oft übernimmt der Jahrgang auch den Namen des Captains. Dadurch erhalten die Studierenden die Chance, Kontakt zu Wirtschaftstreibenden und Top-Leuten zu bekommen.“ So würden etwa Gastvorträge und Treffen im Unternehmen organisiert. Der Kontakt zur Wirtschaft fällt am Campus02 auch wegen der Nähe zur Wirtschaftskammer leicht. „Durch die Wirtschaftskammer ist eine Vernetzung mit Betrieben einfacher. Außerdem verlieren wir durch die Eigentümerstruktur auch nicht den Wirtschaftsfokus“, ist Rektor Schrank überzeugt. So habe jeder Studiengang, auch die technischen, einen Wirtschaftsschwerpunkt, durch den Projektmanagement, Kostenrechnung und Grundzüge des Arbeitsrechts gelehrt werden. An einer Insellösung will man aber nicht arbeiten. Deswegen setzt auch der Campus02 auf die steirische Hochschulkonferenz. „Besonders in der didaktischen Fortbildung gibt es bereits Kooperationen“, weiß Schrank. Außerdem arbeite man bei den wirtschaftlichen Studiengängen bereits mit der Karl-Franzens-Universität zusammen. Offizielle Kooperationen bei den Technikern haben sich aber noch nicht ergeben, obwohl es gute Kontakte gibt. Man sieht sich als gleichberechtigter, aber kleiner Partner in der Steiermark. „Wir brauchen nicht so zu tun, als hätten wir 40.000 Studierende. Das wäre sinnlos“, erklärt Schrank.

Generell sei der Standort Steiermark aber auch für eine kleine Fachhochschule wie den Campus02 ideal. Ein Großteil der Lektoren bestreitet die Lehrtätigkeit nebenberuflich. „Wenn das unternehmerische Umfeld nicht passen würde, kämen viele unserer externen Lehrbeauftragten schon aus beruflichen Gründen nicht in die Steiermark“, sagt Brugger. Auch das Verhältnis zur lokalen Politik sei gut, obwohl zuletzt die Landesförderung gekürzt wurde.

Finanzierung auch durch Studiengebühren
Da aber auch die Förderung des Bundes seit 1995 erst einmal valorisiert wurde, muss auch der Campus02, wie jede andere Universität, auf Drittmittel setzen. Zusätzlich hebt der Campus 02 auch Studiengebühren im gesetzlich vorgesehenen Rahmen ein und führt kostenpflichtige Lehrgänge durch. In Summe machen die Punkte Studiengebühren, Lehrgänge und Forschungsmittel 20 Prozent des Budgets aus. „Wir stehen im Wettbewerb mit der FH Joanneum, die keine Studiengebühren hat. Wir haben aber immer noch viel mehr Bewerber als Plätze. Das ist für uns ein wichtiger Punkt, der bei den Universitäten anders ist. Wir haben beschränkte Kapazitäten und das Aufnahmeverfahren ist ein wichtiger Faktor“, freut sich Schrank. Finanziell steht die Fachhochschule nicht schlecht da, ist Brugger überzeugt: „Wir müssen nicht zusperren. Aber finanziell hängen wir natürlich auch von der öffentlichen Hand ab.“

Die hohen Bewerberzahlen sprechen auch für eine hohe Akzeptanz der Fachhochschule. Im vergangenen Jahr kamen 945 Bewerber auf 254 Studienplätze. Aber auch eine externe Umfrage zeigt, dass die Absolventen des Campus 02 einen guten Ruf genießen. Die 50 befragten Unternehmen haben besonders die fachliche Qualifikation gelobt. Die Zustimmung lag hier zwischen 94 und 100 Prozent. Auch in den Bereichen Teamfähigkeit und eigenverantwortliches Handeln schnitten sie besonders gut ab.

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Serie Steirische Hochschulen – Fazit 90, (März 2013)

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