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Hilfe! Sie wollen uns die Armut nehmen

| 24. Juli 2013 | Keine Kommentare
Kategorie: Editorial, Fazit 95

Letzte Woche hat Gerhard Hofer in der Presse einen Artikel veröffentlicht, in dem er mit dem Mythos aufräumen wollte, bei uns würden die Armen immer Ärmer werden. Aus einer Studie der Statistik Austria, die im Auftrag der Industriellenvereinigung erstellt wurde, konnte Hofer durchaus positive Aspekte ziehen. Kernbotschaft war, dass 40 Prozent der Gruppe der armutsgefährdeten Österreicher schon innerhalb eines Jahres und ganze 70 Prozent nach zwei Jahren wieder festen finanziellen Boden unter den Füßen haben. Eine Betrachtung der Erwerbstätigen im Zeitraum von 2001 bis 2011 ergibt diese Zahlen und auch die OECD bestätigt Österreichs Position als Land, »in dem der Weg aus der Armut am schnellsten gelingt«.

Eigentlich ein Grund zur Freude. Nicht so im vom sozialindustriellen Komplex behüteten Österreich. Innerhalb weniger Stunden distanzierte sich die Statistik Austria via Apa-Meldung von dieser Lesart ihrer Zahlen und versuchte klarzustellen, dass hier über- bzw. falschinterpretiert wurde: »Statistik Austria legt Wert auf die Feststellung, dass die zitierte ‚Studie‘ von Statistik Austria in dieser Form nicht existiert.« Weiters gab man noch an, dass die Interpretationen im Presse-Artikel nicht solche seien, die man selbst gezogen hätte und schloss mit der Botschaft, dass die Gruppe derer, die absteigen, jene die aufsteigen übertreffen würde.

So weit, so schlecht in unserem schönen Land. Da gibt es einmal Zahlenmaterial, das eindeutig – auch – positive Entwicklungen dokumentiert, schon wird ausgerückt, um dies wohl nicht allzuweit verbreitet zu wissen. Wie groß muss die Furcht der Mitte-Links und damit quasi aller im Parlament vertretenen Parteien sein, dass man sich schlicht und einfach einmal freuen könnte, über einen im Großen und Ganzen offenbar gut funktionierenden Arbeitsmarkt. Von einem weiteren Detail, dass nämlich vor allem die höheren Einkommen von einer »Flexibilität nach unten« betroffen sind, will ich hier gar nicht anfangen, wäre das doch eine Verteidigung der Reichen.

Die SPÖ müsste jubeln, schreibt etwa auch Franz Schellhorn in der Presse, könnte man doch meinen, dass nach bald 43 Jahren SP-Kanzlerschaft – mit der kurzen Wende-Unterbrechung – einiges gelungen ist. Aber nein, was nicht sein soll, darf nicht sein. Es ist offenbar wichtiger, alle Wähler in der totalen Abhängigkeit hypersozialer Systeme zu halten. Könnte ansonsten ja irgendwer draufkommen, dass der einzelne Bürger besser mit seinem erarbeiteten Geld umzugehen vermag, als es ein überkommener wie intransparenter Moloch der Umverteilung für möglich hält.

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Editorial, Fazit 95 (August 2013)

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