Anzeige
FazitOnline

Die Feinde der Freiheit

| 20. Dezember 2013 | Keine Kommentare
Kategorie: Essay, Fazit 99

wernerreichel_webEin Essay von Werner Reichel. Österreichs mediale, kulturelle und politische Landschaft ist eine Wüste. Mitten in dieser weiten Einöde steckt tief im Sand ein Schild. Darauf steht in dicken Lettern: »Politisch korrekt«. Die meisten Bewohner dieser Wüste denken, leben und handeln nach demselben Muster. Auf den Bühnen, im TV und in der Literatur stets derselbe neosozialistische Meinungsbrei. Gleiches gilt für die Medien. Egal ob Qualitäts- oder Boulevardblätter, ob privates Unterschichten-TV oder regierungstreues Staatsfernsehen, alle bewegen sich im selben Meinungs- und Gedankenbiotop. Nur die Verpackung ist entsprechend der jeweiligen Zielgruppe eine andere, der Inhalt wird immer an die politischen Vorgaben angepasst. Egal ob kleiner Boulevardzeitungsredakteur oder Feuilletonist beim elitären links-»liberalen« Blatt, alle verkünden dieselben Wahrheiten. Der politisch korrekte Untertan erfährt so, was opportun ist und wie und was er gerade zu denken und zu sagen hat. Die Grenze zwischen Gut und Böse ist, so wie einst im Kommunismus oder Nationalsozialismus, klar gezogen, um auch dem einfacher gestrickten Gutmenschen die Orientierung zu ermöglichen, damit er das Böse und den Feind klar erkennen und benennen kann. Andernfalls kämen manche vielleicht auf die Idee, dass freie Marktwirtschaft, Eigenverantwortung oder Atomkraft so übel nun doch nicht sind und dass man mit Sozialismus, Männerdiskriminierung, Plastiksackerlverbot, Wind- und Fahrrädern nur sehr schwer die Welt wird retten können.

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

 

Mag. Werner Reichel ist Publizist und Autor. Er studierte Ethnologie, Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. Seit 1995 ist er im Rundfunk tätig und war am Aufbau mehrerer Radiostationen maßgeblich beteiligt. Er unterrichtet an der Fachhochschule für Journalismus und Medienmanagement in Wien. 2012 veröffentlichte er »Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute« im Deutschen Wissenschaftsverlag. wernerreichel.at

 

Dem gemeinen Bürger wird jedenfalls stets derselbe Meinungseintopf inklusive dem politisch korrekten Koordinatensystem serviert: An einem Ende der Skala (am bösen) stehen: Kapitalismus, (Neo-)Liberalismus, freie Marktwirtschaft, Atomkraft, Gentechnik, Männlichkeit, Unternehmertum, traditionelle Familienstrukturen, Fleischkonsum, Eigenverantwortung oder strenge Zuwanderungskriterien. All das gilt es zu bekämpfen und auszumerzen, sei es mit Quoten, Gesetzen, Gewalt, Zuckerbrot und Peitsche, Propaganda, Marketing oder (Um-)Erziehung. Die Mittel werden von Jahr zu Jahr drastischer, das politische Koordinatensystem immer weiter nach links verschoben. Haltungen, die vor zehn Jahren noch als bürgerlich galten, werden heute als rechts oder rechtsextrem bekämpft. Die einstmals konservativen europäischen Parteien wie ÖVP oder CDU passen ihre Überzeugungen und Ziele an das kontinuierlich nach links driftende politische Koordinatensystem brav und ohne großes Murren an. Im grünen Bereich des politisch korrekten Wertekatalogs finden sich: Linke, Feminismus, Gender-Mainstreaming, Buntheit, Greenpeace, Keynesianismus, Multikulti, Neosozialismus, Patchworkfamilien, Veggie-Day, Planwirtschaft, Windräder oder Einkaufstaschen aus fair gehandelter Jute. Das Ziel der europäischen neosozialistischen Gesellschaftsingenieure scheint jedenfalls ein gegenderter, technik- und fortschrittsfeindlicher, staatsgläubiger, antikapitalistischer, öko-muslimischer Einheitsbürger zu sein. Aber wo es genau hingehen soll, dürften die Apologeten der Öko-Gender-Multikulti-Ideologie selbst nicht so genau wissen. Jedenfalls will man, so wie einst der  »g’schupfte Ferdl«, möglichst schnell dort sein. Vorerst geht es deshalb primär um die Zerstörung »überkommener Strukturen und Traditionen«, um das Ende des reaktionären, repressiven, kapitalistischen, patriarchalen Schweinesystems.

Um das zu erreichen, müssen die Bewohner der politisch korrekten Meinungswüste von Kindesbeinen an auch ganz korrekt erzogen werden. Die Linke und die sich in einem Transformationsprozess befindlichen einstmaligen bürgerlichen Parteien drängen deshalb immer stärker auf möglichst viele verpflichtende Kindergartenjahre, auf Gesamt- und Ganztagsschulen, frei nach der Marketing-Binsenweisheit: Schnapp sie dir, solange sie jung sind. Die Kinder sollen, so wie einst im real existierenden Sozialismus Osteuropas, möglichst rasch dem schädlichen Einfluss der potenziell nicht-linken Eltern entzogen werden. In staatlicher Obhut sind die lieben Kleinen besser aufgehoben als im privaten Umfeld, zudem sie besser kontrolliert und indoktriniert werden können. Mit hohlen, pseudowissenschaftlichen Phrasen verkauft man den Eltern diese Zwangsmaßnahmen als pädagogisch wert- und sinnvoll und als Investition in »unsere« Zukunft (gemeint ist natürlich die Zukunft der politisch korrekten Elite). Schließlich kennt jede Kindergartentante und jede Volkschullehrerin nach ihrer Sozialisation in den staatlichen pädagogischen Ausbildungsstätten ihre Pflichten und Aufgaben ganz genau. Erst vor Kurzem hat die linke und einflussreiche Amadeu Antonio Stiftung in Deutschland Maßnahmen gegen Kindergartenkinder von »rechten« Eltern angeregt (laut Stiftung erkennt man diese geistig kontaminierten Kleinlebewesen übrigens daran, dass sie nicht auffallen und nicht mit dunkelhäutigen Kindern spielen). Ja, die Feinde der schönen, neuen Welt müssen rechtzeitig erkannt, enttarnt und ausgesondert werden.

Die Wächter der politisch korrekten Wüste vermuten hinter jedem Stein und jeder Düne einen Feind und Gedankenverbrecher. In unserer Gesellschaft wimmelt es deshalb nur so von Nazis, Rassisten, Populisten, Sexisten, Chauvinisten, Klimaleugnern, Schwulenhassern, Xenophoben oder gierigen Turbokapitalisten. Und wer zu den Feinden gehört, das bestimmt die politisch korrekte Elite im Alleingang. Um zumindest den Anschein von demokratischer Legitimation zu haben, hält man sich in Universitäten, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, NGOs und anderen von öffentlichen Geldern abhängigen Institutionen sogenannte Experten (Experte wäre übrigens ein guter Vorschlag für das nächste Unwort des Jahres). Dieses Heer von pseudowissenschaftlichen Genderforscherinnen, Rassismusfachleuten, Soziologen, Klimahysterikern, Diversitäts- und Multikultipredigern prägt in Zusammenarbeit mit Politik und Medien das geistige Klima dieses Kontinents. Sie regeln unsere Sprache, legen fest, welche Worte man noch oder nicht mehr verwenden darf und welche Bedeutung sie haben, wie man sich fortzubewegen hat, welche Duschköpfe und Beleuchtungskörper man verwenden darf, was man essen soll, wie man seine Kinder zu erziehen hat, welche Bücher man nicht mehr lesen soll oder welche Konzerte und Veranstaltungen man besser nicht besucht, sofern sie überhaupt stattfinden dürfen (Stichwort: Frei.Wild).

Die politisch korrekten Inquisitoren kennen kein Pardon. Ein unbedachtes Wort, eine falsche Redewendung, ein Lacher an der falschen Stelle bzw. kein Lacher an der geforderten, schon ist man verdächtig. Vor allem im Universitäts-, Wissenschafts-, Kunst- und Medienbetrieb ist der linke Gruppendruck enorm. In diesen für die Zukunft einer Gesellschaft so wichtigen Bereichen herrscht de facto eine politisch korrekte Monokultur. Eine neosozialistische Elite bestimmt über das Leben und die Zukunft einer bürgerlichen/konservativen Mehrheit. Eigenständig denkende Menschen werden durch die selbsternannten Rassismus-, Faschismus- und Sexismus-Wächter und deren politisch korrekte Hilfssheriffs und Blockwarte kontrolliert und gegängelt. Mit immer neuen und restriktiveren Sprachregelungen, Gesetzen und Verhaltensregeln wird die Meinungsfreiheit Schritt für Schritt eingeschränkt. Die Hüter der politisch korrekten Moral, die 68er und ihre Epigonen, sitzen nach dem erfolgreichen Marsch durch die Institutionen an den Schalthebeln der Macht, in den Medien, Universitäten, Gerichten, Ministerien, den NGOs, im Staats- und Kulturbetrieb. Die neuen Jakobiner geben die Marschroute der Lemminge vor.

Wer das von ihnen abgesteckte Terrain verlässt, die politisch korrekten Tabus bricht, Denkverbote ignoriert und an der propagierten Alternativlosigkeit neosozialistischer Glaubenssätze zweifelt, der wird sozial ausgegrenzt, mit Berufsverboten belegt, verfolgt und diffamiert. Die Liste derer, die dem politisch korrekten Wohlfahrtsausschuss zum Opfer gefallen sind, wird von Monat zu Monat länger. Wobei die meisten Fälle niemals an die große Öffentlichkeit gelangen. Den Ball lieber flach halten ist die Devise, außer dort, wo es sich aufgrund der Popularität der Abweichler nicht vermeiden lässt. Dann inszeniert man, so wie bei Thilo Sarrazin oder Eva Hermann, mediale Schauprozesse, nach dem Motto von Mao Zedong: Bestrafe einen, erziehe Hundert. Die Gutmenschen sorgen effektiv und gründlich dafür, dass ihre intellektuelle Wüste nicht von unerwünschten Gedanken, Ideen und Ideologien verschmutzt wird. Jede Oase wird ausgetrocknet, jedes aufkeimende Pflänzchen zertreten. Man möchte eine politisch korrekte Monokultur.
Man fühlt sich wohl in dieser tristen Umgebung. Die ständig wachsende Zahl an Ge- und Verboten wird nicht einmal als Einschränkung der persönlichen Freiheit begriffen. Freiheit wird vor allem als Bedrohung und Unsicherheit wahrgenommen. Anderseits tummeln sich auch unter den braven Wüstenbewohnern unzählige Kritiker, Mahner und Querdenker. Im Grunde sieht sich jeder aufrechte Gutmensch als kritischer Geist und Denker. Als unbequem, couragiert und engagiert gilt man, wenn man päpstlicher als der Papst ist, sprich noch korrekter ist als der politisch korrekte Mainstream. Nicht diejenigen, die die herrschende Ideologe hinterfragen, gelten als unbequeme Kritiker, sondern die übereifrigen, politisch korrekten Streber. So gaukelt man sich und den anderen Pluralität und Meinungsfreiheit vor. Die, die den Veggie-Day auch mit Zwang durchsetzen wollen, die nach »no borders« rufen, die die »Reichen« enteignen wollen, sind auch diejenigen, die von staatlichen und staatsnahen Institutionen mit Ehrungen und Preisen gewürdigt und mit Subventionen und Aufträgen belohnt werden. So hat etwa der linksintellektuelle Paradeliterat, gutmenschliche Mahner und Querdenker Robert Menasse, nach Recherchen von Dietmar Horst, alleine in den Jahren 2001 bis 2011 über 300.000 Euro an Zuwendungen vom österreichischen Kunstministerium erhalten. Für einen Gutmenschen ist das kein Widerspruch. Als mutig gilt, wer mit den Kojoten jault, offene Türen einrennt und gegen den zuvor aufgebauten Popanz – also weitgehend virtuelle Gefahren und Feinde – kämpft. Jeder schmalbrüstige Gymnasiast und jeder angepasste Soziologieprofessor darf sich mit der richtigen Gesinnung als waschechter antifaschistischer Widerstandskämpfer fühlen. Held sein zum Nulltarif im neosozialistischen Disneyland. Wer gegen Schießbudenfiguren, Plastikmonster und Leintuchgespenster kämpft, der braucht auch nichts zu riskieren. Henryk M. Broder brachte es auf den Punkt: »Die Abwesenheit von Faschismus ist die Grundlage für eine vitale Antifa.« Die Propagandisten der dominanten und im Kern faschistischen politisch korrekten Ideologie sind in Kunst, Literatur und Medien die modernen Helden, die Geschichte wiederholt sich als Farce. Wer die herrschende Ideologie hingegen hinterfragt und kritisiert, der wird mit der Nazikeule verprügelt, bis er am Boden liegt, dem unterstellt man Geisteskrankheiten (Xeno-, Islamo- oder je nach Bedarf andere Phobien), der wird lächerlich gemacht (Sarrazin: »eine lispelnde und stotternde Menschenkarikatur«), dessen berufliche Existenz wird vernichtet, so einer kann nur unredliche Motive haben. Wer nicht im politisch korrekten Mainstream schwimmt, der wird geächtet und sozial ausgegrenzt.

Die öffentlichen Diskurse in Politik, Medien und Kultur sind deshalb nur Scheindebatten und Schaukämpfe, weil sie sich immer nur in einem ganz bestimmten vorgegebenen Rahmen bewegen dürfen. Grundlegende Kritik ist nicht mehr gestattet und wird zunehmend kriminalisiert, etwa durch den gummiartigen Verhetzungsparagraphen (§283 StGB):

(1) Wer öffentlich auf eine Weise, die geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden, oder wer für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar zu Gewalt gegen eine Kirche oder Religionsgesellschaft oder eine andere nach den Kriterien der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion oder Weltanschauung, der Staatsangehörigkeit, der Abstammung oder nationalen oder ethnischen Herkunft, des Geschlechts, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung definierte Gruppe von Personen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen dessen Zugehörigkeit zu dieser Gruppe auffordert oder aufreizt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen
(2) Ebenso ist zu bestrafen, wer öffentlich gegen eine der im Abs. 1 bezeichneten Gruppen hetzt oder sie in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft oder verächtlich zu machen sucht.

Vor solchen Formulierungen ist niemand sicher. Wehe, man versucht Pädophile (auch eine sexuelle Ausrichtung) »verächtlich« zu machen, schließlich (Achtung Ironie!) schauen die Linken auf ihre Leute. Mit dieser Schützenhilfe kann die Gutmenschen-Kamarilla mit Unterstützung ihrer medialen Hilfssheriffs auch ganz einfach pseudowissenschaftliche Erkenntnisse (die Geschlechterunterschiede sind primär ein gesellschaftliches Konstrukt; mit erhöhten Staatsausgaben lässt sich die Wirtschaft ankurbeln; soziale Ungerechtigkeit ist der primäre Auslöser für Gewalt, Hass und Konflikte; der Mensch verursacht den Klimawandel etc.), als unumstößliche Wahrheiten postulieren, um so, so wie einst die Kirche, die Untertanen besser lenken zu können. In so einem gesellschaftlichen und politischen Klima fährt man am besten, wenn man seine eigenen Standpunkte von ihrer Mehrheitsfähigkeit abhängig macht. Deshalb werden in Kunst und Medien stets dieselben ledrigen Binsenwahrheiten Tag für Tag wiedergekäut. Die politische Korrektheit ist zum Selbstläufer geworden.

Adolf Hitler ist als untotes Schreckgespenst Dauergast in Medien, Talkshows, Romanen, Debatten, Theaterstücken, Universitäten. Ohne Unterlass wird die nationalsozialistische Vergangenheit »aufgearbeitet«. Der durchschnittliche autochthone, produktiv arbeitende, heterosexuelle Mann steht unter generellem Sexismus- und Rassismus-Verdacht. Und während man den Schuldkult pflegt und mit großen Gesten vor dem Wiederaufkeimen des Nationalsozialismus warnt, installiert man ohne großen Widerstand und vor aller Augen ein neues totalitäres, faschistisches System. Und damals wie heute wollen die Feinde der Freiheit nur unser Bestes. Dem politisch korrekten Fußvolk wird einiges geboten, damit es sich willig in die Untertanenrolle fügt. Da wären zum einen die weitgehend virtuellen Feinde und Gefahren. Die politisch korrekte Avantgarde, die Grünen, haben es darin zur Meisterschaft gebracht, ihre leichtgläubigen Anhänger im Jahresrhythmus mit neuen Katastrophenszenarien in Angst und Schrecken zu versetzen. Das hat nicht einmal die mittelalterliche katholische Kirche so geschmeidig hinbekommen.

Der erste große Hype der grünen Untergangspropheten war das Waldsterben, es folgten, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, Atomkraft, Ozonloch, Klimaerwärmung, Gentechnik und Peak Oil. Nur beim Feinstaub hat die ansonsten bewährte grüne Panikmache nicht mehr so wie erhofft funktioniert. Selbst die gutgläubigsten Schafe der politisch korrekten Herde sind angesichts des grünen Katastrophenstakkatos schon etwas abgestumpft. Auch beim Klimawahn mussten die Öko-Apokalyptiker bereits zurückrudern. Man gibt es angesichts der seit Jahren stagnierenden Durchschnittstemperaturen etwas billiger. Die Mainstreammedien die noch vor Kurzem unisono von der Klimaerwärmung warnten, sprechen nur noch vom Klimawandel, auch vom Meeresspiegel, der angeblich über 50 Meter ansteigen soll, spricht kaum noch jemand. Aber keine Grund zur Panik für die Gutmenschen mit ihrem bereits etwas ranzigen Öko-Schmäh. Denn das Reservoir an Katastrophen und Ängsten scheint unerschöpflich. Der durchschnittliche Mitteleuropäer, der dank Wohlstand, Wissenschaft, Schulmedizin, moderner Lebensmittel- und Pharmaindustrie selbst bis ins immer höhere Alter gesund und vital bleibt, fürchtet sich vor einer Unzahl an Giften, Strahlen, Technologien, Lebensmitteln und Chemikalien. Für die wirklich gläubigen Ökos sind zudem auch Handys, Mikrowellen oder moderne Medizin Teufelszeug. Der politisch korrekte Mitläufer wird in dieser Öko- und Politik-Geisterbahn täglich unzähligen Gefahren, Katastrophen und Ängsten ausgesetzt, man denke etwa an die völlig überzogene Fukushima-Hysterie oder die permanenten Warnungen der Linken vor der angeblich allgegenwärtigen rechten Gefahr. Trotzdem haben es die Gutmenschen geschafft, den politischen Gegner als ängstlich und neurotisch darzustellen. Erst vor wenigen Tagen hat die linke »Edelfeder« des Online-Spiegels, Sybille Berg, konstatiert: »2013 von links und rechts zu reden und etwas anderes als geografische Richtungen zu beschreiben, ist aus der Zeit gefallen. Heute kann man doch fast nur mehr Menschen mit Angst und solche ohne unterscheiden.« Und es braucht nicht extra erwähnt zu werden, wer die Menschen voller Ängste und wer die Mutigen und Zukunftsorientierten sind und zu welcher Gruppe sich Frau Sybille und ihre Schwestern im Geiste zählen. Von wegen überholtes Links-Rechts-Schema.

Mit linkem Alarmismus, der ständig heraufbeschworenen Rechtsextremismusgefahr und dem Öko- und Umwelt-Voodoo kann man seine Unterstützer und Gesinnungsgenossen mit Jobs, Funktionen und Subventionen versorgen, das gemeine Volk den halben Tag »sinnvoll« beschäftigen, dressieren und ablenken. Denn wer Angst hat, dass japanische Atomkraftwerke seine Gesundheit beeinträchtigen, Genmais die Zukunft der Menschheit gefährdet und wem jede Technologie, die komplexer als Wind- , Wasser- und Fahrräder ist, grundsätzlich suspekt ist, der hat keine Augen und keinen Sinn mehr für die echten Gefahren unserer Gesellschaft. Denn Europas Probleme und künftigen Herausforderungen lassen sich definitiv nicht mit Energiesparlampen, Plastiksackerlverbot oder Gender- und Multikulti-Beauftragten lösen. Ganz im Gegenteil, politische Korrektheit, Neosozialismus und Ökultismus haben Europa erst dorthin gebracht, wo es heute steht. Dank der Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit ziehen gerade China oder Südkorea wirtschaftlich an uns vorbei. Die Deindustrialisierung Europas vollzieht sich, von den Mainstreammedien weitgehend ignoriert, in atemberaubendem Tempo. Der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung Europas liegt bei nur noch rund 15 Prozent. Tendenz weiter stark fallend. Europa, der Klimamusterschüler, den ohnehin keiner mehr ernst nimmt, gerät dank verfehlter Energiepolitik, überbordender Bürokratie, leistungshemmenden Quotenregelungen und extrem hohen Steuern und Abgaben gegen die Konkurrenz aus Fernost immer mehr ins Hintertreffen. Dazu kommt noch die katastrophale Einwanderungspolitik. Während kluge Köpfe und Leistungswillige eine großen Bogen um die EU machen, hält der Zustrom von unqualifizierten und bildungsfernen Migranten in die europäischen Sozialsysteme an. Nicht gerade das beste Zukunftskonzept.

Während in China oder Südkorea Kinder täglich von früh bis spät zu schulischen Höchstleistungen angespornt werden, versuchen die Europäer gerade, die Analphabetenrate mit untauglichen Mitteln wie etwa der Gesamtschule möglichst gering zu halten. Die unzähligen Euro-Milliarden, mit denen Europa versucht, die Probleme der verfehlten Einwanderungspolitik oberflächlich zu kaschieren (eine Art Schutzgeld für den sozialen Frieden), werden anderswo in Forschung und Entwicklung investiert. Indien hat übrigens vor wenigen Wochen erfolgreich eine Mars-Mission gestartet. Die chinesische Wirtschaft wird in diesem Jahr um über sieben Prozent wachsen. Das ist zwar der schlechteste Wert seit über 20 Jahren, trotzdem kann Europa von solch astronomischen Zuwächsen nur träumen. Doch die Gutmenschen rufen: Haltet den Dieb! An der gegenwärtigen Krise sind die Banken, die Kapitalisten und die Rechten schuld. Mit noch höheren Steuern, der Enteignung der Reichen, noch mehr Quoten (siehe das schwarz-rote Koalitionsabkommen in Deutschland), kurz mit noch mehr Staat und weniger privat könne man das Ruder herumreißen und ein neosozialistisches Multikulti-Öko-Schlaraffenland schaffen, wo Biomilch und Transferleistungen in Strömen fließen und wo man alle Armen der Dritten Welt mit offenen Armen empfangen wird, weil ja genug für alle da ist.

Es ist eben leicht, sich auszudenken, wie die Welt sein soll, aber ziemlich anstrengend und schwierig, auch nur bruchstückhaft zu erkennen, wie die Welt tatsächlich funktioniert. Linke Utopien, wie die politisch korrekte eine ist, haben in der Geschichte mit absoluter Präzision immer in Chaos, Krieg, Diktatur, Unterdrückung, Verfolgung und Armut geendet. Keine Ideologie hat mehr (Todes-)Opfer gefordert. Trotzdem gelten die vielen Millionen Toten in Russland, China, Kambodscha, Rumänien, Nordkorea usw. als eine Art Betriebsunfall. Deshalb holt man in Europa die linken Ideen wieder aus der Mottenkiste. Wer bei dieser schmierigen Tragikomödie nicht mitspielt, der hat es in Österreich und der EU zunehmend schwerer. Für dezidiert nicht-linke Journalisten etwa gilt de facto ein Berufsverbot. In der medialen Einöde gibt es für Abweichler keine Jobs. Liberale, konservative, rechte, ja selbst halbwegs neutrale Ansichten und Ideen sucht man in den großen Medien und im Universitätsbetrieb lange und oftmals vergebens. Nur noch wenige Zeitschriften und Magazine nehmen ihre Funktion als vierte Gewalt im Staat wahr. Die Mainstream-Medien fungieren als Gatekeeper, sie lassen nur zu, was opportun ist. Beim Entscheidungsfindungsprozess, was gerade genehm ist und was nicht, helfen die vielen Inserate aus öffentlicher Hand ungemein. Und weil vielen kritischen Geistern der Zugang zu den großen Medien verwehrt wird, weichen sie zunehmend ins Internet aus. Hier ist eine vielfältige kritische Meinungslandschaft, allerdings mit überschaubarer Außenwirkung, entstanden. Bestrebungen in Brüssel, dem einen Riegel vorzuschieben, gibt es schon länger. Trotzdem ist es wichtig, immer und immer wieder den Finger in die offenen Wunden zu legen, die Auswüchse der politisch korrekten Ideologie anzuprangern, um den selbstgerechten Gutmenschen den Spiegel vor ihre totalitäre Fratze zu halten.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Vorwort zu dem Anfang 2014 erscheinenden eBook »Die Feinde der Freiheit«, Kindle Edition.

Essay, Fazit 99, (Jänner 2014) – Foto: Archiv

Kommentare

Antworten