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Kurzes Aufbäumen der Moderne in Graz

| 27. November 2014 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 108, Kunst und Kultur

Paul Schad-Rossa, Fronleichnam, 1891, Öl/Leinwand, 201 x 387 cm, Neue Galerie Graz, UMJ, Foto: N. Lackner, UMJ

Die Neue Galerie stellt den deutschen Künstler Paul Schad-Rossa in den Mittelpunkt einer Ausstellung. Schad-Rossa war 1900 nach Graz geholt worden, um hier die Moderne zu etablieren. Die Ausstellung stellt seine Werke denen steirischer Zeitgenossen gegenüber.

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Es ist ein mutiger Schritt, einen Künstler, der völlig in Vergessenheit geraten ist, näher und kritisch neu zu betrachten, seine Geschichte und die seiner Zeit zu erzählen. Es war die Initiative des Kurators des Städtischen Museums in Engen in Baden-Württemberg, Velten Wagner, der im Frühjahr 2014 eine Personale des Künstlers Paul Schad-Rossa veranstaltete.

Wagner kam bei seinen Recherchen bald auf Graz, denn Schad-Rossa (1862 in Nürnberg geboren – 1916 in Berlin gestorben) hat in den Jahren 1900 bis 1904 eine wichtige Rolle im Grazer Kunstgeschehen gespielt. Die Neue Galerie besitzt zwei sehr großformatige Bilder von Paul Schad-Rossa und übernimmt von Engen den Teil der Schau, der das Spektrum des Schaffens des Künstlers von großformatigen Genremalereien über den Symbolismus der Secessionskunst bis zu formal expressionistischen Tendenzen zeigt.

Die Kuratorin der Ausstellung der Neuen Galerie, Gudrun Danzer, setzt die Werke Schad-Rossas in Beziehung mit Arbeiten steirischer Künstler. »Wir wollen zeigen, vor welchem Hintergrund Schad-Rossa hier tätig war, und ob und wie seine Kunst bzw. die des Secessionismus von den Grazer Künstlern rezipiert wurde.« Es geht dabei vor allem um den Realismus und den Symbolismus – die Recherchearbeiten der Neuen Galerie zeigen aber, dass in einer Stadt zweiter Größe wie Graz die Stilausprägungen nicht so pointiert erfolgten wie in den Metropolen. »Die Künstlerinnen und Künstler mussten sich quasi den Bedingungen der Provinz beugen«, so Danzer. Dennoch gelingt es mit der Ausstellung »Aufbruch in die Moderne?«, auch Werke aus der eigenen Sammlung neu zu entdecken, so die Kuratorin.

Der Künstler Schad-Rossa war 1900 vom neuen Präsidenten des Steiermärkischen Kunstvereines, dem Archäologen Wilhelm Gurlitt, von München nach Graz geholt worden, um hier – im traditionsverhafteten Graz der Jahrhundertwende – moderne Bestrebungen durchzusetzen. Schad-Rossa fasste sein künstlerisches Programm in den Satz: »Kunst ist der Gegensatz zur Natur«. Seine Werke und die seiner Schüler – er hatte in Graz eine Malschule gegründet – wurden in Graz intensiv und auch sehr kritisch besprochen. 1904 verließ er Graz, die Traditionalisten hatten die Kulturkritik zurückerobert. Die Ausstellung in der Neuen Galerie wird von einem umfangreichen Katalog begleitet, in dem alle gezeigten Arbeiten abgebildet sind.

Aufbruch in die Moderne?
Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz
Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel
7. November 2014 bis 22. Februar 2015
museum-joanneum.at

Alles Kultur, Fazit 108 (Dezember 2014) Abbildung: Paul Schad-Rossa, Fronleichnam, 1891, Öl/Leinwand, 201 x 387 cm, Neue Galerie Graz, UMJ, Foto: N. Lackner, UMJ

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