Immer noch Impro
Katharina Kocher-Lichem | 19. Februar 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 110, Kunst und Kultur
Weil es zu den 111 Orten gehört, die man in Graz angeblich gesehen haben muss, findet sich die montägliche Impro-Show des Theaters im Bahnhof hier an dieser Stelle wieder. Nimmermüde blödeln sich seit 1996 vier Schauspieler vor mehrheitlich jungem Publikum durch den Abend.
Das Konzept ist einfach und funktioniert seit nunmehr 19 Jahren. Das Theater im Bahnhof, mittlerweile eines der renommiertesten Freien Theater nicht nur der Steiermark, sondern Österreichs, ist mit seiner »Impro-Show« berühmt geworden. Vier Schauspieler stehen auf der Bühne und lassen sich vom Publikum Stichworte zurufen, nach denen sie frei improvisieren. Das findet immer am Montag statt und dauert immer etwa 90 Minuten. Gewechselt hat durch die Neugestaltung des Lendplatzes die Location, aber auch das ist schon wieder eine Ewigkeit her, im Lendviertel ist man geblieben, die Homebase ist in der Elisabethinergasse, die Impro-Shows finden aber im Orpheum statt. Gespielt wird auf der kleinen Bühne im ersten Stock, der Zuschauerraum ist bummvoll, ein vornehmlich junges Publikum schickt noch schnell ein paar SMS, kaut an Keksen und wartet gespannt auf den Beginn.
Monika Klengel, Rupert Lehofer, Lorenz Kabas und Jacob Banigan sind die Vier des Theaters im Bahnhof, die sich am Montag, den 2. Februar, die Stichworte zurufen lassen. Der erste Teil der Show ist wie ein Film aufgebaut, aus den Stichworten werden Szenen mit Rückblenden improvisiert, und ehe man sich versieht, ist man in einer wilden Beziehungskiste, die mitten bei der Geburt des ersten Sohnes nach drei Töchtern, der sich aber als Kuckucksei entpuppt, im Kreißsaal zu explodieren droht. Monika Klengel und Rupert Lehofer sind an diesem Montag und in diesem Film in Hochform, sie treiben die Story ob der absurden Zurufe aus dem Publikum – das gehört natürlich zum Sport! – mit großer Kreativität und endlosem Humor spontan bis zum Höhepunkt, den letztlich ein auf der Bühne ebenfalls aus Zurufen improvisierter Song bildet. Der sowohl smoothe, aber auch rockige Gitarrensound kam an diesem Abend von Albi Klinger.
Nach der Pause geht es in vielen kleinen Szenen weiter, Berufe und Emotionen sollen für die Schauspieler gefunden werden, eine Gedichtszeile bildet die Basis für eine Szene usw. Jetzt kommen auch Kabas und Banigan so richtig in Fahrt, Kabas switcht im Zweikanal-TV gemeinsam mit Lehofer eloquent zwischen Kisuaheli und Deutsch und schickt am Ende mit Klengel absurdeste Liebesbriefe rund um die Welt.
So schnell ist schon lange kein Theaterabend mehr vergangen und so lustig war auch schon lange keiner mehr. Wenn ein Konzept fast 20 Jahre funktioniert, dann macht hier jemand etwas richtig und das noch immer – und das ist am wichtigsten, mit viel Spaß und Einsatz. Zu Recht einer der 111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss!
Montag. Die improvisierte Show
Termine bis 22. Juni 2015
immer um 19.30 Uhr im Orpheum
Karten: 0316 80089000
theater-im-bahnhof.com
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Alles Kultur, Fazit 110 (März 2015) – Foto: Johannes Gellner
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