Diagonale Jammereien
Peter K. Wagner | 26. März 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 111, Kunst und Kultur
Der österreichische Film ist so arm wie die gesamte Kunst- und Kulturlandschaft. Wenigstens ist ihr Filmfestival reich.
Man kann Menschen nicht verurteilen, weil sie für ihre Sache kämpfen. Auch Barbara Pichler (Foto) nicht. Seit 2009 ist die gebürtige Lienzerin Intendantin der Diagonale und musste naturgemäß jammern, als sie heuer zum letzten Mal das Festival des österreichischen Films eröffnete. »Das Geld wird weniger, die Luft wird dünner, die Konkurrenz immer größer und leider nicht nur die produktive Konkurrenz«, sprach sie. Und selbst wenn es nachvollziehbar ist, dass die Kultur der Meinung ist, dass gerade sie am härtesten von Kürzungen getroffen wird – ist sie denn wirklich immer die Einzige und ist das wirklich das größte Problem unserer Zeit?
Gut, dass es mit Tobias Moretti einen Großen des österreichischen Films gibt, der mit dem ebenso »Großen Schauspielpreis« geehrt wurde. Er raunzte ebenso, aber auf höherem Niveau. Er kritisierte politisch korrekte Haltungslosigkeit. Und vermutete gar: »Vielleicht ist sie der Grund für die Radikalisierung, der wir von allen Seiten ausgesetzt sind und der wir kaum etwas entgegenzusetzen haben.« Darüber kann man nachdenken. Und das darf man von einer Diagonale ebenso erwarten wie ein auch heuer wieder gelungenes und reiches Programm. Oder einen würdigen Eröffnungsfilm. Und selbst wenn »Superwelt« sich 30 Minuten zu lange Zeit nimmt, um sich zu erklären, konnte er dank Schauspieltalent (Hauptdarstellerin Ulrike Beimpold) und Erzählkunst (Buch) überzeugen.
Die Rede des zurecht gefeierten Eröffnungsfilmregisseurs Karl Markovics konnte das allerdings wieder weniger. »Ich werde ihnen nichts vom Film erzählen, sonst würde ich ja zugeben, dass ich nicht von ihm überzeugt bin«, sagte er vor der Vorführung zunächst sympathisch. Und entschied sich folglich auch für Mitleid fürs öffentlich-rechtliche Radio. Denn Ö1 droht der Auszug aus dem Funkhaus und die Zusammenlegung mit den Redaktionen von Ö3 und Konsorten. Auch er hat ja Recht. Aber so schnell wie er, der Schauspieler und Profi, seine Worte auf der Bühne, die sein Leben bedeutet, dem Publikum entgegenschoss, liegt ein Verdacht nahe: Vielleicht wollte er kämpfen, weil es von ihm erwartet wurde. Er selbst hatte aber vielleicht das Gefühl, auch nur ein bisschen zu langweilen.
Webpage der Diagonale
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Alles Kultur, Fazit 111 (April 2015) – Foto: Diagonale/Klaus Pressberger
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