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Große Amore in Bologna

| 30. April 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 112, Fazitreise

Foto: Katharina Zimmermann

Farbenfroh und geschichtsträchtig präsentiert sich die italienische Region Emilia-Romagna. Katharina Zimmermann hat sie besucht. Text und Fotos von Katharina Zimmermann

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Die edle Ebene des Po, die Partyriviera von Rimini und die verschachtelten Arkadengänge der Uroma der Universitätsstädte, Bologna, setzen sich vor dem Auge des durch die Emilia-Romagna Reisenden langsam zu einem Mosaik zusammen. Farbenfroh und geschmackvoll, gehaltvoll und geschichtsträchtig. Der Streifzug durch diese Gegend ist also kurz und knapp mit einem Wort zusammenzufassen: bezaubernd.

Blutrote Kirschen, riesenhafte Käselaibe, taufrischer Feldsalat, freche Radieschen und charmanter Parmaschinken sind die Versuchungen, die dem Marktbesucher das Wasser im Mund zusammenrinnen lassen. Der Markt in der Via Vecchia muss mit allen Sinnen erkundet werden. Bologna wird von ihren Einwohnern nicht zu Unrecht »la grassa« (»die Fette«) genannt, denn sie liegt inmitten der Emilia-Romagna, die Heimat so vieler erfolgreicher Italienprodukte ist. Der Aceto Balsamico, der Parmesan, Parmaschinken, Mortadella und nicht zuletzt Tortellini und Lasagne stammen von hier und schmecken natürlich auch vor Ort am besten. Und am »Mercato di Mezzo« treffen sie alle zusammen in einem riesigen kulinarischen Feuerwerk.

Für den Bauch und das Köpfchen
Der Laden »Vecchia Malga« ist nur einer von vielen Delikatessengeschäften mit historischem Flair, die sich in der Via Pescheria Vecchie aneinanderreihen. Der Name der Straße erinnert daran, dass inmitten des historischen Herzens der Stadt früher viel Platz für Handwerker wie Fleischer, Fischhändler, Barbiere, Maler oder Goldschmiede war. Heute findet man diese Läden auch noch vereinzelt. Doch die Hauptrolle spielt eindeutig der Genuss. Dabei ist Bologna eigentlich für etwas ganz anderes bekannt: die Universität, die hier im 11. Jahrhundert, als eine der ersten in Europa, eingerichtet wurde und für den akuten Platzmangel verantwortlich war, der in der mittelalterlichen Stadt schnell herrschte. Denn beinahe aus der ganzen Welt strömten Studenten der Rechtswissenschaften nach Bologna. Damit man diese unterbringen konnte, wurden Arkadengänge errichtet. So ist man in der Stadt als Fußgänger meist komplett regengeschützt, denn die Gehwege wurden damals überdacht und so konnten weitere Zimmer auf allen Stockwerken angebaut werden.

Methusalem der Gasthäuser
In der »Osteria del Sole« unweit vom Markt fühlt man sich schließlich in diese vergangene Zeit zurückversetzt. Von außen wirkt sie komplett reduziert und versteckt, doch betritt man sie, ist die Hölle los. Kartenspielende Studenten mischen sich zwischen italienische Familien und in der Mitte steht ein italienischer Dandy mit Schauzer und Hut, wie ihn Oscar Wilde beschreiben würde. Die bereits seit 1456 bestehende »Osteria del Sole« ist ein kurioses Sammelsurium: Hinter dem Tresen hängt ein Bild der Heiligen Maria gleich über einer Pappmachébüsten, die mal mehr, mal weniger realistisch aussehen. Hier trinkt man einen Sangiovese-Wein – einerseits, weil man ihn hier in der Emilia Romagna einmal getrunken haben muss, und andererseits, weil er durch seinen fruchtigen Geschmack einfach perfekt zum eben Eingekauften passt. Denn Regel ist hier so simpel wie schön: Getränke werden gekauft, Essbares mitgebracht und am Tisch ausgebreitet. Einfach köstlich!

An der Römerstraße
Warum die Emilia-Romagna einen so wohlklingenden Doppelnamen trägt, hängt mit der ständigen Uneinigkeit zusammen, die in Italien seit dem Römischen Reich herrschte. Erst 1861 wurde Italien geeint. Und somit auch die Emilia im Landesinneren und die Romagna am Meer. Auch heute erkennt man diese späte Zusammenführung noch immer in der Lebensweise der Menschen. Und zwar in der Kulinarik: Richtung Meer bevorzugt man Schafsfleisch und -käse sowie Olivenöl und im Landesinneren geizt man nicht mit Butter, Schlag und Schweinefleisch. Die Emilia ist übrigens nach der Römerstraße Via Emilia benannt, auf der etwa alle 20 Kilometer eine Siedlung entstand.

Fahrradhauptstadt Italiens
Große Automarken wie Lamborghini oder Ferrari stammen zwar aus der Emilia-Romagna, die Bewohner der Städte allerdings setzen auf zwei Räder: Vespas und wunderschön gepflegte, teils antike Räder begegnen einem in Ferrara nicht nur an jeder Ecke, sondern noch fünfzig Mal dazwischen. Wie bei eigentlich allem nähern sich die Ferranesen auch dem Thema Radfahren mit einer unglaublichen Stilsicherheit, so erblickt man Sattel der feinen englischen Marke »Brooks« genauso wie feine Ledertaschen und natürlich schöne Menschen auf stilvollen Vintagefahrrädern. Das ist nur eine der vielen Beobachtungen, die man bei einem Aperitivo auf der Piazza Trento e Trieste machen kann. Wie in fast keiner anderen Stadt der Welt kann man in Ferrara die zwei Welten Mittelalter und Renaissance aneinanderklatschen sehen, denn ab dem Wasserschloss Castello Estense sind die Straßen breiter und die Renaissancepaläste stehen in Reih und Glied im Gegensatz zu der verwinkelten Altstadt.

Ungeschliffener Diamant
Ein weiteres Renaissancejuwel ist das in Seen eingehüllte Mantua, das zwar schon in der Lombardei liegt, dennoch in einer Tour mit den großen Städten der Emilia Romagna-besucht werden kann. Das Gute an Mantua: Die meisten Touristen lassen es komplett aus. Somit hat man ungetrübte Italo-Atmosphäre, sobald man über die Brücke in die Stadt fährt und die Piazzas Sordello, Broletto, delle Erbe und Mantegna durchspaziert. Bei der Überquerung des Fluss Mincio hat man auch einen der schönsten Blicke auf die grazile Silhouette der Stadt. Doch nicht nur fürs Lebensgefühl tut Mantua richtig gut, die Adelsfamilia Gonzaga hat dafür gesorgt, dass auch das Kulturprogramm nicht zu kurz kommt. Über 300 Jahre lang herrschte diese Familie über die ganze Region und ihrem Faible für Kunst hat man zu verdanken, dass große Namen wie Romano, Rubens oder Tizian in Mantua gearbeitet haben. 500 Zimmer zählt der Palazzo Ducale, der im Prinzip die ganze Altstadt dominiert. Erklärtes Highlight sind die Fresken in der »Camera degli Sposi« von Andrea Mantegna. Wer Fresken mag, sollte auch zum Palazzo Te vor den Stadttoren fahren. Dieses ehemalige für Federico II. erbaute Lustschloss hat hier einiges zu bieten: Einerseits den Kampf der Titanen mit einem Blitze werfenden Zeus und andererseits die Liebesgeschichte von Amor und Psyche. Jetzt fragt sich der aufmerksame Leser bestimmt, warum Mantua denn nicht Fixpunkt einer jeden Reise nach Mittelitalien ist? Dies ist ganz einfach erklärt. Die Stadt hat lang die Liste des höchsten Pro-Kopf-Einkommens in ganz Italien angeführt. Es war einfach nicht wichtig, den Tourismus anzukurbeln, da Mantua mit Trikotstoffen und Strümpfen gutes Geld machte und die Mantoveser sich dafür einen Ferrari nach dem anderen kaufen konnten. Jetzt wird ihnen das scheinbar zu langweilig.

Weitere Informationen
Eine sehr kompakte Übersicht aller Reisemöglichkeiten in und
nach Alaska bietet die Webseite alaskareisen.com

Fazitreise, Fazit 112 (Mai 2015)

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