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Eltern müssen selbst entscheiden können, wie sie ihre Kinder erziehen

| 29. Juli 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Editorial, Fazit 115

Meine Tochter ist mein Augenstern. Jeden Tag nach den morgendlichen Aufsteh-, Anzieh- und Frühstücksritualen krabbelt sie zu ihrem Weidenkorb, um für ihre ganz persönliche Ordnung zu sorgen und alle darin verborgenen Schätze am Küchenboden zu verteilen. Und danach ihr Lieblingsbuch, ein Barbapapabilderbüchlein, ausgiebig zu studieren. Tag für Tag kann ich mich kaum losreissen, sie dabei zu beobachten, wie sehr sie sich mit den vielen bunten Barbapapas freut und ihre zwei Zähnchen immer und immer wieder vor Vergnügen aufblitzen lässt.

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Warum ich Ihnen das hier erzähle? Natürlich weil mein Kind – mit meiner Familie – das Wichtigste in meinem Leben ist. Und weil ich zu dem die innenpolitischen Diskussionen der Steiermark, Österreichs und des ganzen Universums dominierenden Thema »Asylfrage« nichts neues mehr beizutragen weiß. Und zum anderen, die Lücken der Berichterstattung schließenden, Thema »Griechenland« noch viel weniger. Außerdem verhält es sich so, dass in beinahe jeder Sendung des öffentlichen wie privaten deutschsprachigen Rundfunks und plusminus allen Printmedien immer und immer öfter darauf hingewiesen wird, dass sich nur »weniger gebildete und arbeitslose Menschen von Flüchtlingen bedroht fühlten«. Also kann ich es mir gleich sparen, ein weiteres Mal zu versuchen, etwa auf den Umstand hinzuweisen, dass man sehr wohl in der Sprache etwas genauer sein sollte und zwischen echten Asylberechtigten und Wirtschaftsflüchtlingen unterscheiden müsste. Ich möchte ja nicht als wenig gebildet vor Ihnen dastehen. (Arbeit hab ich ausreichend.)

Zu Griechenland was zu schreiben, wäre übrigens deutlich einfacher. Da gibt es wenigstens Wirtschaftswissenschafter und Finanzexperten, die mit felsenfester Überzeugung uns allen den richtigen Weg aufzeigen. Das kleine Problem ist dabei nur, es gibt noch jemanden, andere Wirtschaftswissenschafter und Finanzexperten nämlich, die mit der selben Überzeugung genau das Gegenteil behaupten. Schmecks! Ich muss zumindest festhalten, dass es meinem bescheidenen Verstand nicht erklärlich ist, Griechenland nicht endlich den Weg in eine eigene Währung (und damit die Möglichkeit mittels Abwertung Schulden wirklich abzubauen) aufzumachen. Und ein »Scheitern des Euro mit einem Scheitern der Union« gleichzusetzen.

Neben diesen alles erdrückenden Themen, damit komme ich wieder zum Anfang zurück, hat mich ein hierorts wenig beachtetes Urteil des bundesdeutschen Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zwar nicht überrascht, aber zumindest doch etwas verärgert. Das Betreuungsgeld für Kinder wurde mit der formalen Begründung »gekippt«, es wäre nicht »Bundessache«, die Länder hätten ein solches Instrument bereitzustellen. Interessanterweise hat die SPD, die das Betreuungsgeld gerne als »Herdprämie« verunglimpft und deren Bundesfamilienministerin sich über die aktuelle Entscheidung wenig unerfreut zeigt, im Jahr 1986 im Bundesland Nordrhein-Westfalen genau umgekehrt argumentiert und ein von der CDU vorgeschlagenes Länderbetreuungsgeld als »Bundeszuständigkeit« abgelehnt.

Und in Österreich verhält es sich kaum anders. Da will Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) das Kinderbetreuungsgeld für verheiratete Paare um ein ganzes Drittel (!) kürzen, wenn nicht beide Elternteile, also Vater und Mutter, in Karenz gehen. Ohne hier näher darauf einzugehen, muss es die Wahlfreiheit für Frauen oder Männer geben, die eben die volle Zeit (das sind in der kürzesten Variante nur zwölf Monate!) bei ihrem Kind bleiben wollen. Gar nicht allzu still und wenig heimlich hat sich ein überkommen geglaubter Geist in neuem Gewand bei uns breitgemacht. Der Satz »Keine Mutter kann ihrem Kind das bieten, was eine Krippe bietet«, hat erst dieser Tage – vollkommen zurecht – Michael Hanfeld in der FAZ eher an Margot Honecker denken lassen, als an die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Vera Reiß (SPD), der er laut der Zeitschrift Focus zugeschrieben wird.

Dieser Staat, dieser sich in jede private Ecke einnistende Staat, will uns unsere Kinder am liebsten noch vor dem Erreichen des ersten Lebensjahres wegnehmen, weil er glaubt besser zu wissen, was für unsere Kinder gut ist. Das ist pure linksideologische Gesellschaftspolitik und wird nicht gut gehen! Niemand kann für einen Säugling besser sein, als die Eltern. Die selbst entscheiden müssen dürfen, wie sie die Erziehung ihrer Kinder anlegen.

Editorial, Fazit 115 (August 2015)

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