Europäische Solidarität trotz »Oxi«
Johannes Tandl | 6. Juli 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Aktuell, Politicks
Nach dem »Nein« gibt es kaum noch realistische Alternativen zur griechischen Staatspleite und damit dem völligen Stopp weiterer Kredithilfen. Der EU kann sich nämlich keinen weiteren Gesichtsverlust gegenüber renitenten Schuldnerstaaten mehr leisten. Zu groß wäre etwa die Versuchung der spanischen Wähler, es den wirtschaftlich unbedeutenden Griechen nachmachen zu wollen. Denn, wenn in Spanien die links-populistische »Podemos« an die Macht käme und sich ähnlich verhielte, wie ihre griechische Schwesterpartei »Syriza« wäre das Ende der angeschlagenen Gemeinschaftswährung unausweichlich.
Daher gibt es für die EU gar keine andere Alternative als Griechenland konsequent in den Grexit taumeln zu lassen. Die teuren Folgen einer Umschuldung der griechischen Hilfskredite müssen daher in Kauf genommen werden.
Dass eine nationale Währung für wirtschaftlich schwache Staaten eine gute Möglichkeit bietet über kontrollierte Abwertung wettbewerbsfähig zu bleiben, ist bekannt. Im Fall von Griechenland gilt das aber nur, wenn sich der Staat durch strikte Reformen in die Lage versetzt, nicht mehr Geld auszugeben, als er durch Steuern einnimmt. Sonst würde die Rückkehr zur Drachme unweigerlich in einer Abwertungsspirale mitsamt durch die Decke schießenden Zinsen und einer Hyperinflation enden. Da wir in den letzten fünf Jahren mitbekommen mussten, wie wenig die Griechen von einem effizienten Staatswesen halten, wäre dieses Szenario wohl vorprogrammiert.
Obwohl sich Griechenland eindeutig aus eigenem Verschulden in seine missliche Lage manövriert hat ist jetzt europäische Solidarität gefragt. Denn ohne großzügige EU-Mittel zur Bekämpfung der unmittelbaren Grexit-Folgen droht Griechenland zusätzlich zum ökonomischen und politischen Desaster auch noch eine gewaltige humanitäre Katastrophe.
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