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Von der Vielfalt des Lachens

| 2. Juli 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 114, Kunst und Kultur

Foto: Werner Kmetitsch

Die Styriarte ist heuer 30! Dieses beachtliche Jubiläum feiert sie mit einem Programm, das dem Lachen gewidmet ist – dem Lachen in all seinen Spielarten. Und das, obwohl es laut Maestro Harnoncourt gar nichts zu lachen gibt.

Ein Sommer in der Steiermark ohne Styriarte ist nicht vorstellbar – selbst für die, die in den letzten 30 Jahren in keinem Konzert der Festspiele waren. Festivals sorgen für eine eigene Stimmung, und um möglichst viele daran teilhaben zu lassen, wurde in den letzten Jahren die Styriarte-Klangwolke ins Leben gerufen – der ORF überträgt heuer am 4. Juli Beethovens »Missa solemnis« aus dem Stefaniensaal, dirigiert von Nikolaus Harnoncourt, zeitversetzt ab 21 Uhr via Radio Steiermark sowie ORF 3. Dass Harnoncourt dem programmierten Styriarte-Lachen etwas wie die Missa solemnis entgegensetzt, gehört zum speziellen Charakter der steirischen Festspiele. Harnoncourt sieht in dieser Missa »komponiertes Scheitern«, weil Beethoven »bis an die Grenzen der Spielbarkeit schreibt, und wenn er das tut, dann hat das mit dem Inhalt des Werkes zu tun«. Es wäre nicht Harnoncourt, wenn es ihm nicht auch noch wichtig wäre, dass dieses musikalische Scheitern des Concentus Musicus Wien auf historischen Instrumenten erfolgt. Für diesen Höhepunkt gibt es keine Karten mehr, die Möglichkeit, ihn als Klangwolke miterleben zu können, macht diese also zum ganz besonderen Erlebnis.

Für den zweiten großen Höhepunkt, der auch wirklich Witz hat, gibt es noch Karten: Die Aufführung der Komischen Oper »Der Barbier von Sevilla« von Gioacchino Rossini in der Helmut-List-Halle. Auch hier wäre es natürlich nicht die Styriarte, wenn sich für diese Aufführung nicht etwas Einzigartiges gefunden hätte – so präsentiert sich der Barbier in der Fassung der deutschsprachigen Erstaufführung, die 1819 in Graz (!) stattgefunden hat. Dirigent Michael Hofstetter legt größten Wert auf die Feinheit der Rossinischen Komposition und deren treffende Gesellschaftskritik, von der man dank der deutsch gesprochenen Dialoge auch alles mitbekommen wird! Das szenische Arrangement stammt von Peer Boysen, bei der Besetzung dominiert nicht Starkult, sondern die Besonderheit der Stimmen.

Mathis Huber hält als Intendant der Styriarte fest, »dass wir uns drehen«: Weg von den strengen Dienern der Kunst, runter vom Podium, hin zum Publikum – vor allem zum ganz jungen. Die Kinderkonzerte im Styriarte-Studio im Palais Attems sind der Versuch, junge Ohren für die klassischen Klänge zu öffnen – eine Herausforderung für die Musiker. Aber auch für die Erwachsenen gibt es längst den neuen Serviceansatz, wie die vier »SOAPs« in der List-Halle heuer wieder beweisen. Oder die beliebten Lunchkonzerte im Hof des Palais Attems, wo man nach 50 Minuten Konzert mit den Musikern speist! Zum Abschluss noch ein Geheimtipp: Mathis Huber hat Kompositionsaufträge an sechs zeitgenössische Komponistinnen (!) vergeben – ihre »Scherzi« hört man am 20. Juli um 20 Uhr im Mumuth.

Styriarte 2015
… und lachte
26. Juni bis 26. Juli
Kartenbüro
8010 Graz, Sackstraße 17
styriarte.com

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Alles Kultur, Fazit 114 (Juli 2015) – Foto: Werner Kmetitsch

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