Träume und Absurditäten
Katharina Kocher-Lichem | 28. September 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 116, Kunst und Kultur
Die aktuellen Romane der steirischen Autoren Valerie Fritsch und Clemens J. Setz haben es auf die Longlist des deutschen Buchpreises geschafft. Sie haben die Chance, mit dem Preis für den besten deutschsprachigen Roman ausgezeichnet zu werden.
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Seit 2005 gibt es den deutschen Buchpreis, heuer wurde aus 199 Einreichungen eine Longlist von 20 Titeln erstellt, Mitte September gibt es die Shortlist mit fünf Titeln und am 12. Oktober wird auf der Frankfurter Buchmesse der Preis für »den besten deutschsprachigen Roman« verliehen.
Der Grazer Autor Clemens J. Setz (1982) findet sich zum dritten Mal auf der Longlist, mit »Die Frequenzen« und »Indigo« war er auch auf der Shortlist. Sein aktueller Roman »Die Stunde zwischen Frau und Gitarre« ist ein gewichtiges Werk – auf 1.022 Seiten entwickelt sich die Geschichte von Natalie Reinegger, einer Betreuerin in einem Wohnheim für behinderte Menschen, die versucht, hinter die Geheimnisse zweier Männer dieses Heims zu kommen. Wer Setz schon gelesen hat, weiß, dass dies auch in Abgründe führt. Am Roman selbst hat Setz fast vier Jahre gearbeitet, »die Geschichte entsteht beim Schreiben – wenn man so lange an etwas arbeitet, möchte man jeden Tag etwas erleben, jeden Tag den Traum zur selben Uhrzeit weiterträumen«, erklärt er. Aktuell arbeitet er wieder an kleineren Projekten und hofft, »dass der Zustand, dass man mir für mein Hobby auch Geld gibt, andauert.« Er bezeichnet sich nicht als Schriftsteller, »als Beruf war das nie gedacht, das Schreiben bleibt mein Hobby, es ermöglicht mir, intensiver zu leben und mein eigener Chef zu sein.«
Valerie Fritsch (1989) hat mit »Winters Garten« erstmals einen international beachteten Erfolg gelandet – dieser war aber nur eine Frage der Zeit. Ihre unglaublich poetische Sprache macht sie zu einer Wort- und Stimmungszauberin, von der Alfred Kolleritsch schon seit Jahren begeistert ist.
Sie freut sich über den Erfolg und meint: »Leben ist niemals linear und Neugierde lässt nicht nach. Aber es gibt stets Platz zu wachsen und nicht stillzustehen, persönlich wie beruflich, auf dieser Welt, auf der es gerade auch besonders viel zu tun gibt.« Ob sie, die nach der Matura Fotografie studiert hat, zu ihren Romanen ähnliche Fotorecherchen wie Gerhard Roth anstellt? »Es existieren keine expliziten Fotos, aber in meinem Kopf wachsen recht bunt organische Bilder, zusammengewürfelt aus Farben, Gerüchen, Formen, Erfahrungen und Absonderlichkeiten.« Valerie Fritsch wird heuer noch mit dem Rosegger-Literaturpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet.
Einig sind sich beide Autoren, die einander kennen und schätzen, dass Graz für Schriftsteller besonders unterstützend ist. Literaturzeitschriften wie die »manuskripte« und die »Lichtungen« ermöglichen frühe Veröffentlichungen, Literaturhaus und Minoriten sorgen für Auftritte. »In Wien zerläuft es sich mehr«, meint Setz, »in Graz ist irgendwie alles beieinander, es hat eine angenehme mittlere Dichte – das fühlt sich richtig an.«
Deutscher Buchpreis
Die Preisverleihung des mit 25.000 Euro dotierten Preises findet am 12. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt.
deutscher-buchpreis.de
buchmesse.de
Alles Kultur, Fazit 116 (Oktober 2015) – Fotos: Jasmin Schuller, Paul Schirnhofer
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