Die Weite des Denkens
Katharina Kocher-Lichem | 23. Oktober 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 117, Kunst und Kultur
Im Theater im Palais bei der Kunstuniversität in Graz wurden die Kulturpreise des Landes Steiermark verliehen. Mit je 10.000 Euro dotiert gingen sie an Valerie Fritsch, Dirk Kaftan und Erwin Wurm. Zudem präsentierten sich einige Kunststipendiaten.
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Ein mit neonfarbenen Schnüren bespanntes und in UV-Licht getauchtes Theater im Palais bildete den Rahmen für die Verleihung der Landeskulturpreise. Die Idee dazu stammte von der Kunstraum-Stipendiatin Lisa Horvath, einer jungen Grazer Bühnenbildnerin. Die musikalische Umrahmung übernahm ein weiterer Kunstraum-Stipendiat, der Saxophonist und Komponist Patrick Dunst, gemeinsam mit dem Studio Percussion.
Womit einleitend deutlich wird, dass es sich hier um keine Verleihung mit lähmenden Lobeshymnen, Politikerreden und gerührten Dankesworten handelt. Hier wurde zum vierten Mal von Künstlern für Künstler ein großes Fest ausgerichtet, allerdings zum letzten Mal unter der Leitung der Kulturservicegesellschaft des Landes, die mit Jahresende aufgelöst wird. Kulturlandesrat Christian Buchmann erinnerte in seine Eröffnung daran, dass es der Wunsch der Szene nach einem verbindenden Fest gewesen ist, der Ausschlag für diesen Rahmen gab. Zur aktuellen Diskussion um die mehrjährigen Förderungsverträge des Landes Steiermark rief er nochmals die Gesamtsumme von 19,8 Millionen Euro in Erinnerung, die von 2016 bis 2018 für Kunst- und Kulturschaffen im Rahmen dieser Verträge zur Verfügung steht.
In erfrischend natürlichen Videoportraits, gestaltet vom Grazer Filmer Markus Mörth, erzählten die Kunstraum-Steiermark-Stipendiaten, dass sie mit diesem Stipendium den Raum, wo sie künstlerisch tätig sein wollen, selbst wählen können – und er muss nicht in Graz sein. Das kann eine ruppige Garage sein, wo man ungestört schweißen kann, wie bei der steirischen Bildhauerin Evelyn Loschy. Oder ein Bahnhof in Bad Gleichberg, den sich Kathrin Velik zum Atelier umgebaut hat.
Die Landespreise, wie der Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst, der Peter-Rosegger-Literaturpreis und der Karl-Böhm-Interpretationspreis, sind jeweils mit 10.000 Euro dotiert. Sie gingen an den steirischen bildenden Künstler Erwin Wurm, an die Literatin Valerie Fritsch für ihren ausgezeichneten Romanerstling und an Dirk Kaftan, den Generalmusikdirektor der Grazer Oper, für die Weiterentwicklung des Grazer Philharmonischen Orchesters.
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer stellte mit seinen abschließenden Worten den Bezug zur aktuellen Außenwelt her: »In Zeiten, wo wieder die Zäune wachsen, muss den Künstlerinnen und Künstlern umso deutlicher dafür gedankt werden, dass sie mit ihren Arbeiten stets die Weite des Denkens fordern.« Und zitierte abschließend Hanns Koren, den steirischen Kulturpolitiker der Neunzehnsechzigerjahre: »Heimat ist Tiefe, nicht Enge!«
Die Publikation zu den Landeskulturpreisen erhält man bei der Kulturservicegesellschaft des Landes Steiermark.
kulturservice.steiermark.at
Alles Kultur, Fazit 117 (November 2015) – Foto: Miriam Raneburger
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