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Der Getriebene

| 22. Februar 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 130, Kunst und Kultur

Foto: Max Wegscheidler/Edition Keiper

Der Grazer Schriftsteller Martin G. Wanko bezeichnet sich selbst als Getriebenen. Und weil er für sich keine andere Möglichkeit sieht, als seine Kreativität herauszulassen, ist Wanko längst einer der produktivsten Autoren des Landes. Getrieben ist er wohl auch, was die Wahl seines Lebensmittelpunktes betrifft, nämlich Graz. Denn obwohl klar ist, dass die regionale steirische Theaterszene weder eine völlige finanzielle Unabhängigkeit noch den dauerhaften Sprung an die großen deutschsprachigen Bühnen zulässt, denkt er gar nicht daran, seinen Lebensmittelpunkt in Richtung Wien, München oder Köln zu verlagern.

So schaffen es Wankos zahlreichen Stücke nur sporadisch an größere Bühnen wie etwa das Wiener Schauspielhaus. Daher hat er sich mit dem durchaus anspruchsvollen, aber kleinen Grazer Theater im Keller eine Art Stammhaus für viele seine zahlreichen Premieren geschaffen.

Doch es gibt auch Ausnahmen. Die jüngste Premiere des Wanko-Stücks »Die Shitbauern« erfolgte vor wenigen Tagen, am 8. Februar, im »Theo«, dem Theater Oberzeiring, mit Peter und Julia Faßhuber als Regisseure und Produktionsleiter. In dem Stück geht es um ein Ehepaar, Anna und Hubert, das mit seinem Bauernhof auch einen Berg Schulden erbt. Wanko, der für »Die Shitbauern« ein Stipendium des Bundes erhalten hat, sieht in Anna eine Art Mutter Courage der Neuzeit, die den Karren aus dem Dreck zieht, indem sie, nachdem ein Frost die Ernte kaputtmacht, als letzte Chance für Hof und Familie den Anbau von Marihuana sieht.

Die nächste Grazer Premiere eines Wanko-Stücks folgt im April. Diesmal wieder im Theater im Keller. Der Autor wagt sich an den Schiller-Klassiker »Die Verschwörung des Fiesco«, verlegt die Handlung allerdings von Genua nach Wien und vom 16. Jahrhundert in die Gegenwart. Daneben arbeitet Wanko wieder an einem Hörspiel für den ORF-Sender Ö1 sowie als Teil einer Autorengemeinschaft an einem Drehbuch für eine deutsche Filmproduktion.

Wanko, der auch journalistisch und lehrend tätig ist, begründet dieses breite Schaffen mit den Worten: »Wenn man in Graz als Autor sein Auslangen finden soll, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als breit aufgestellt zu sein.«.

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Martin G. Wanko wurde 1970 in Graz geboren, wo er, nach längeren Aufenthalten in Bregenz und Wien, auch wieder lebt. Er ist Schriftsteller (insbesondere Dramatiker) und Journalist. Er schreibt Rezensionen für verschiedene Nachrichtenmagazine. Bislang wurden von ihm 18 Theaterstücke aufgeführt, hinzu kommen zwei Hörspiele und vier Romane. Aktuell wird Wanko von der Edition Keiper verlegt.

Nach Erscheinen dieser Fazitausgabe wird »Die Shitbauern« in Oberzeiring noch weitere vier Mal aufgeführt: am 18. Februar sowie am 8., 10., und 17. März. Tickets gibt es unter info@theo.at oder unter 03571/20043. m-wanko.at

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Alles Kultur, Fazit 130 (März 2017) – Foto: Max Wegscheidler/Edition Keiper

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