Anzeige
FazitOnline

Und: Action!

| 22. Februar 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 130, Kunst und Kultur

Foto: Petro Domenigg

Oscargewinner Stefan Ruzowitzky – »Die Fälscher« – hat einen österreichischen Actionfilm gedreht. Und zeigt damit, was rot-weiß-roter Film kann.

Kino und Österreich, das sind keine Freunde. Also schon, natürlich. Sowohl die Anzahl der Lichtspieltheater als auch die Anzahl der Filmveröffentlichungen sind herzeigbar. Aber das mit der Finanzierung, das geht sich nicht aus. »In Österreich hat sich noch nie ein Film finanziert, glaube ich«, mutmaßte gar Michael Ostrowski vor nicht allzu langer Zeit auf einer der vorderen Seiten dieses Druckwerks. Jener Ostrowski, der im Sommer mit »Hotel Rock’n’Roll« sein Regiedebüt feierte. Was ihn übrigens ein bisschen nervös machte. »Ich verspüre schon einen gewissen Druck«, erzählte er auch. »Wenn nach einem Monat nur 10.000 Leute im Kino waren, bin ich der Depp.« Es wurden 46.024 Besucher. Insgesamt.

»Die Hölle« sollte ein paar mehr schaffen. Sonst ist auch Stefan Ruzowitzky ein bisserl der Depp. Der Regisseur, der vor nicht allzu langer Zeit mit »Die Fälscher« zu Oscarehren kam, versuchte sich an einem für Österreich gar neuen Genre: dem Actionfilm. Er jagte Autos durch die Wiener Straßen und ließ sie in Flammen aufgehen.

»Ich fände es super, wenn so eine Art Film es schafft«, sagte er, als den Film im Grazer Cineplexx bewarb. »Ich finde es schade, dass Actionkino auf Hollywood beschränkt ist. Wir wollten zeigen, dass es auch in Österreich möglich ist.« Und ließ eine Anmerkung folgen: »Das sage ich jetzt selbstbewusst, in der Hoffnung, dass der Film ankommt.«

Tut er. Seine Hauptdarstellerin Violetta Schurawlow weiß als wortkarge und konfrontationsliebende Taxifahrerin mit Liebe zum Thaiboxen ebenso zu überzeugen wie Tobias Moretti als kerniger Tiroler Kommissar. Der Plot: Eine junge Frau (Schurawlow) beobachtet den Mord an einer Nachbarin und wird folglich selbst zur Zielscheibe eines religiös motivierten Ritualmörders. Ein bisschen wunderlich wirkt Robert Palfrader als bosnischer Taxiunternehmungschef, etwas gar zu komödiantisch wird es dank Friedrich von Thun als alzheimerkrankem Kommissarenpapa.

Zu komödiantisch deshalb, weil der Film sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er von der ersten bis zur letzten Sekunde eine düstere Stimmung erzeugt und einen Spannungsbogen hält, der tatsächlich beeindruckend ist. Für österreichisches Kino. »Die Hölle« zeigt, was österreichischer Film im Stande ist zu leisten. Wenn sich jemand wie Ruzowitzky traut. Also: Anschauen. Und damit: Actionfilm in Rot-weiß-rot und Mut im österreichischen Film fördern.

Die Serienjunkies. Ein Abend mit Suchtpotenzial

Immer am Sonntag, vom 29. Jänner bis inklusive 5. März im Theater im Bahnhof, Graz, Elisabethinergasse
theater-im-bahnhof.com

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Alles Kultur, Fazit 130 (März 2017) – Foto: Petro Domenigg

Kommentare

Antworten