Warum sich der Fleischkonsum bald grundlegend ändern könnte
Peter K. Wagner | 22. Februar 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 130, Fazitthema
Warum sich der Fleischkonsum bald grundlegend ändern könnte. Ein Kommentar zum Titelthema »Fleisch«.
Wir leben in einer Welt, in der bewusster Konsum und Empathie für Tiere stetig steigen und die ökologischen Auswirkungen des Fleischkonsums immer präsenter werden. Auch veganer Lebensstil – von der Ernährung bis zur Mode und der Kosmetik, interessanterweise meist gepaart mit der unnachhaltigsten aller Reiseformen, dem Fernfliegen – ist in Blogs und sozialen Medien modern. Gleichzeitig bleibt der Fleischkonsum in Absolutzahlen konstant. Wir liebkosen unsere Haustiere und trauern um sie wie um ein Familienmitglied, obwohl uns Schweine genetisch wesentlich ähnlicher sind als unsere Hauskatze. Die geschwungene Moralkeule ist in solchen Diskussionen ein bisschen ermüdend. Gerade Religionsveganer sind grandios darin, einem sogar die Lust auf Empathie für den eigenen Hund vergehen zu lassen. Und doch hat jeder schon Bilder von Massentierhaltungen gesehen, die so grauslich sind, dass einem tatsächlich der Fleischkonsum vergeht.
Aber vielleicht ist Keulenschwingen bald nicht mehr notwendig. Schon im Jahr 2013 stellte Mark Post von der Universität Maastricht den ersten aus der Zelle eines Rindes gewonnenen Burger aus der Petrischale her. Er kostete 250.000 Euro. Der Weg zur Marktreife ist für das künstliche und doch richtige Fleisch noch ein weiter. Ein solches Produkt würde aber ganz schnell Fleischersatz wie glutamatversetztem Soja oder Seitan verdrängen. Und auch die Massentierhaltung verschwinden lassen. Nicht wegen der Umweltbelastung oder der menschlichen Gesundheit. Und schon gar nicht wegen der besser geschwungenen Moralkeule der Tierethik.
Der entscheidende Faktor wird ein anderer sein: Es wird wesentlich günstiger sein, Fleisch im Labor zu züchten, als es monate- oder jahrelang aufzuziehen. Das glaubt zumindest der deutsche Philosoph Richard David Precht, der sich erst unlängst in einem Buch mit Fleischkonsum und Tierwohl beschäftigt hat. Und er rechnet bereits in zehn oder zwanzig Jahren damit.
Buch- und Filmtipps:
»Tiere denken« von Richard David Precht, Goldmann Verlag, 2016: Buch über
Moral und Ethik des menschlichen Umgangs mit Tieren.
»Tiere essen« von Jonathan Safran Foer, Kiepenheuer&Witsch, 2010: Buch über die Probleme der Massentierhaltung.
»Bauer unser« von Robert Schabus, 2016: Dokumentarfilm über den Strukturwandel der Landwirtschaft.
Fazitthema Fazit 130 (März 2016)
Kommentare
Antworten