Stolperfalle Kommunikation
Carola Payer | 27. Oktober 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 137, Serie »Erfolg braucht Führung«
Von der zentralen Kompetenz, miteinander zu kommunizieren Kommunikation ist die Grundlage für menschliches Handeln und Basis für Verständigung und Zusammenleben im Alltagsleben. Im beruflichen Umfeld ist sie die zentrale Kompetenz, die Organisation ihrer täglichen Arbeitsroutinen effizient und zielgerichtet ausüben zu können. Dennoch wird sie unterschätzt. Reden kann ja schließlich jeder. – Stimmt. – Dann brauchen wir vielleicht gar keine Worte darüber verlieren? Oder doch?
Faktum ist, Führung ist Kommunikation
Die Basis von Führung ist, Mitarbeitern die Erwartung an ihre Rolle oder Funktion in der Organisation zu vermitteln. Welcher Output in einer Stelle durch welche Leistungen erbracht werden soll und welche Ziele dadurch unterstützt werden, soll Klarheit für das individuelle Handeln geben. Gerade in einer Einführungsphase sind Feedbackgespräche daher besonders wichtig, um zu erkennen, ob auch die Ziele und Erwartungen wirklich verstanden wurden. Sehr oft treten schon viele Kommunikationsstörungen auf, die richtiges Umsetzen verhindern. Teamarbeit lebt ebenfalls von unkomplizierter Kommunikation und einer vertrauens- und respektvollen Gesprächshaltung. Durch Kommunikation werden gemeinsame Ziele und Visionen vermittelt, Orientierung geschaffen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt. Es steigert die Loyalität gegenüber dem Unternehmen und die Gewissheit, dass jede Tätigkeit ihren Sinn hat und zum Erfolg beiträgt. Und – Kommunikation macht Potenziale sichtbar.
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Stolperfalle 1: Zuviel Monolog statt Dialog
Sehr oft verhindert ein zu hoher Gesprächsanteil ein gemeinsames Verständnis oder sorgt sogar für Missverständnisse. Fragende Mimik lädt ein, die Monolog-Pistole nachzuladen und in verschiedensten Varianten Themen zu erklären. Den Ball an den Gesprächspartner zu spielen, kann eventuell schneller zu einem produktiven Gesprächsverlauf beitragen. Überprüfen Sie daher, ob das Gespräch im Ping-Pong-Stil abläuft oder ob Sie den großen Basketball ständig in den Korb werfen! Je intensiver Mitarbeiter in den Kommunikationsprozess einbezogen werden und Sie sich selbst aktiv beteiligen, umso zufriedener, engagierter, und kundenorientierter arbeiten Sie. Und – Dialoge machen alle Sichtweisen auf ein Thema sichtbar und vermeiden einseitige Betrachtung von komplexen Situationen.
Stolperfalle 2: Zuviel Sagen statt Fragen
Fragen kann in Dialogsituationen gute Kommunikation unterstützen und den Mitarbeiter zu einem aktiven Gesprächsanteil einladen. Insbesondere offene Fragen erweitern den Gesprächsraum. Geschlossene Fragen, die nur mit »ja« oder »nein« beantwortet werden können, führen schnell wieder zu einem einseitigen Austausch. Die Kompetenz des Fragens ist jedoch sehr verarmt, weil wir eher von einem überzeugenden Kommunikationsstil geprägt sind. Man glaubt, das Gegenüber motivieren zu müssen. Eine andere Variante ist die Unterstützung des Gesprächspartners, es selbst zu verstehen und seine eigene Motivation zu finden. Verständnis schaffen statt Überzeugen braucht Fragen und Dialog. Und – Fragen führen von der Oberfläche in die Tiefe oder ins Konkrete.
Stolperfalle 3: Bewerten statt Auswerten
Wenn Erwartungen abweichen, neigen wir dazu, die Situation schnell zu bewerten und dabei in Gesprächsmuster der Schuldzuweisung, des Vorwurfs, der Vergangenheitsanalyse und der Rechtfertigungstendenz zu kommen. Dies bewirkt bei den Organisationsmitgliedern das Muster, Schuld von sich abzuweisen, Schuld zu verschieben und die eigene Position zu verteidigen. Zeit geht verloren durch »Geschichten erzählen«, hohe Problemorientierung und Emotionalität. Die Frage »Warum?« wird hier gern eingesetzt. Man landet dabei oft in einer Kampfstimmung und in der Sackgasse. In einer Haltung von Bewertungskultur neigen wir dazu, das Gegenüber durch grobe aggressive Sprache ab- oder zu entwerten. Dies führt kurzfristig zu Verletzungen und nachhaltig zu Vertrauensverlust. Der Auslöser der Diskussion ist dabei noch immer nicht behoben.
Eine Alternative ist hier der Gesprächsprozess nach der Auswertungskultur. Diese ist nicht an Schuld, sondern an Entwicklung und Lernen interessiert. Sie bewertet eine Situation nicht, sondern wertet sie aus. Die Gesprächshaltung ist von Augenhöhe und Wertschätzung, Neugier, Lösungsorientierung, Einholen aller Perspektiven und Handlungsorientierung geprägt. Man landet nicht in der Sackgasse und in negativer Stimmung, sondern in einer Vereinbarung der nächsten Handlung zwischen den Kooperationspartnern und einem lustvollen Weiterwerken, ohne die Situation weniger ernst zu nehmen. Führungskräfte und ihr Kommunikationsverhalten sind entscheidend dafür, ob interne Kommunikation funktioniert oder nicht. Führungsaufgabe ist es daher auch möglichst aktuell, auf dem kürzesten Weg, umfassend, glaubwürdig und bedarfsgerecht zu kommunizieren und durch Dialoge die Organisation »zu bewegen«. Fazit: Ohne professionelle Kommunikation verspielen Betriebe wesentliche Potenziale.
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
Fazit 137 (November 2017), Fazitserie »Erfolg braucht Führung« (Teil 8)
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