Mick Jagger, my daughter and me.
Martin G. Wanko | 22. Dezember 2017 | 1 Kommentar
Kategorie: Da Wanko, Fazit 139
Au ja, das war geil! Da war der viel zu heiße Sommer in seinen letzten Atemzügen. Meine Tochter besorgte uns Stones-Karten, gleich am ersten möglichen Tag, wo dann das gesamte Ö-Ticket-System für einige Momente zusammenbrach. Das gab es vorher noch nie. Konträr zum restlichen Sommer war das dieser 16.9., wo es den ganzen Tag schüttete. Ich bin jetzt kein Weichei, aber in Spielberg hast halt gleich die Nebelschwaden hängen und null Sommerfeeling.
::: Text von Martin G. Wanko [Hier im Printlayout lesen.]
Als wir ankamen, war dann doch Sonne. Und das Konzert war »richtig nice«, wie meine Tochter Clarissa zu sagen pflegt. Das hat dort etwas Spezielles in den Bergen, wenn die minimalste Bühne aus vier Monolith-ähnlichen Bausteinen besteht und quasi von der Bergwelt umzingelt wird. Vergessen Sie die »Urban Jungle«-Tour der 1990er Jahre und die Tourneen danach. Die »No Filter«-Tour war einfach Rock und sonst gar nix und das ist gut so. Die Typen haben sich seit langer Zeit wieder einmal ernst genommen und gezeigt, wozu sie im Stande sind. Falls wir uns in diesem Leben nicht wieder live sehen, großer Respekt und gute Reise!
Irgendwie ist uns im Gig der Sprit, sprich die Kohle ausgegangen, weil Clarissa zuvor noch in den »Merch« wollte. Mit »Merch« meinen die jungen Leute den Leiberl-Stand, kommt also von Merchandising. Egal, zwei Wochen später, bei einem sehr guten Glas Wein am Abend, wahrscheinlich nicht so exklusiv wie Jaggers Wein, aber dennoch, kam ich auf die Merch-Seite der Stones. Die Begrüßung war eigentlich schon ziemlich nice, nämlich: »Pleased to meet you«, ja eh, Sympathie für den Teufel und so. Okay, weil ich grad dabei war und bestellte, immerhin in den USA, orderte ich für mich ein T-Shirt mit einer unendlich langen Stones-Zunge, fast schon eine Froschzunge und für die Tochter ein Glitzerzungen-T-Shirt.
Mit Versand brennt man da schon einen Hunderter, schon okay, die Leiberl gibt es nur bei ihnen und sind keine H&M-Zungen-Leiberl um 3 Euro 50, sondern eben original Tournee-T-Shirts. Also, der Hunderter ist investiert und jetzt kam das Mail mit dem netten Hinweis, dass die Leiberl Mitte Oktober alle zusammen nach Europa verschifft werden. Nicht schlecht für den Preis, denke ich mir, ein bisserl First-Class-Service wäre da schon geil gewesen. Aber egal, Hauptsache, sie kommen!
Ende Oktober und noch immer keine Leiberl in Sicht. Ist ja nicht so, dass ich jeden Tag daran dachte, aber die Kohle haben die Stones auch sofort abgebucht und nicht erst ein halbes Jahr später oder so. Ich sage ja nur. Also machte ich einen auf Nummer sicher und fragte in meinem besten Austrian English via Mail nach: »Hallo, my Name is Martin and I have a Question: When do my goods arrive? I did not get anything yet.«
Prompt kam die Antwort, dass sich alles verschoben hat, weil sie ein neues Lager suchen mussten und dazu einen neuen Lieferanten. Einige Tage danach bekomme ich die Anfrage, ob ich mit der Qualität ihrer Antworten zufrieden bin: »How did we do?«, so die lapidare Anfrage. Klang irgendwie voll okay und voll nach Mick, so wie »How did I do?«, wie war ich im Bett oder so. Ich gehe auf die Antwortseite, und kreuze an, »Yes I’m satisfied«, klingt halt schon wieder alles nach dem ersten Nr. 1 Hit der coolen Jungs. Weil die Seite locker ist und ich auch ein cooler Hund bin, beantworte ich das E-Mail mit »All okay, and are you Mick?« Hö, hö, kann ja sein, da wird dem Alten plötzlich fad und er setzt sich an den PC. Das wurde natürlich schon wieder unter die Beschwerden gereiht, doch die Antwort bekam ich sehr flott. Sie freut sich, dass alles gut bei mir ist, doch sie ist nicht Mick, sondern Katie. Nicht schlecht, Katie, dachte ich mir, bist eine gute Frau und musst sicher hart arbeiten, wirst sicher keinen großen Bock haben, von mir totgequatscht zu werden, also lass ich dich jetzt lieber mal in Ruhe – immerhin ist bereits Anfang Dezember und noch kein Leiberl in Sicht.
Doch vor einigen Tagen war ein Sackerl aus den Staaten im Briefkasten, gefüllt mit den Leiberln meiner Tochter und eben meinem. Schon auf den ersten Blick wusste ich, da geht sich etwas nicht aus. Die lange Zunge am T-Shirt schaut irgendwie krank aus und die von mir georderte Größe L gleicht eher einem XX-Large, ich passe mindestens zwei Mal rein. Jetzt noch reklamieren? In den USA? Ne. Das braucht dann mindestens sechs Monate und da könnte dann bei mir eine gewisse Lustlosigkeit auftreten. Aber so? Mit Mick Jagger im Bett zu landen war nicht das Schlechteste, zumindest in den 1960er Jahren und so einen teuren Fetzen zum Schlafen hat auch nicht jeder. In dem Sinne, pleased to meet you, hope you guess my name! Ihr werter G Punkt.
Martin G. Wanko (47) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at
Da Wanko, Fazit 139 (Jänner 2018), Fotos: Selfies
Kommentare
Eine Antwort zu “Mick Jagger, my daughter and me.”
Antworten
11. Januar 2018 @ 00:27
..also mir wärs peinlich unter diesen Schulaufsatz, Schriftsteller zu schreiben!