Das Lächeln des Balkans
Volker Schögler | 28. März 2018 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 141, Fazitbegegnung
Er liebt die Farbe Blau. Sie sei sein Favorit, denn Blau bedeute Freiheit: »Sea and sky«, sagt er mit ausladender Geste und lacht über das ganze Gesicht. Wenn Resul Jusufi lacht, wirkt das ansteckend und er lacht viel und zeigt die volle Pracht seine Zähne. Er strahlt von innen heraus, großzügig und vorbehaltslos und begründet das so: »You know, ich bin vom Balkan!«.
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Freundlich und offen zu anderen und zu sich selbst, ein selten gewordenes Faszinosum in Zeiten überreglementierter Überzivilisation, rätselhafter Betroffenheit und köpfesenkender Verunsicherung. Resul Jusufi ist Albaner oder vielmehr Kosovare, aber eigentlich interessiert ihn das nicht, was sind schon Grenzen? Blau ist nicht nur Hoffnung, sondern eben Freiheit. Und die sucht er auch in seinen Bildern. Sie strahlen genauso von innen heraus, wie ihr Urheber, der Maler, Regisseur, Filmemacher, der Künstler, der sich nicht festlegen und einengen will auf eine einzige Sparte. »I‘m thinking positiv, all doors are open to you.« So liebt er auch die Farbe Orange: »This is sun and this is love!« Dass es auch die Komplementärfarbe von Blau ist, ist kein Thema, es ist sein Spürsinn. Sinnlich sind sie, die Bilder von Resul Jusufi, voller Heiterkeit verbreiten sie »Good Vibrations« – nicht beschreibbar, nicht erklärbar, nur spürbar. Seine Bilder haben keine Titel, so macht jeder Betrachter das daraus, was er selbst darin sieht. So einfach ist das. Oder scheint es zu sein. Er malt mit Acrylfarben auf Leinwand, manchmal Karton. Er braucht Wochen bis Monate für ein Bild, er ist Freund des Flows, jenes kindlichen Weggetretenseins, das den Rest der Welt vergessen macht, als wäre er eine Zeitlang ausgeknipst wie ein Fernsehapparat. Seine Welt heißt eigene Welt und in der tut man, was man will. Er tut es vorzugsweise mit vielen Farben, Farbschichten und Übermalungen, bis etwas entsteht, das zusammenhängend und homogen erscheint, eine andere Welt. Wer Zugänge sucht, kann sie finden: »Be open minded.« Diese Einstellung bevorzugt Resul Jusufi, der seit einem Jahr in Graz lebt, auch bei seinen Workshops mit Tanz, Schauspiel und Pantomime.
Nach drei Jahren an der Filmakademie in Warschau in den 1990-er Jahren hat der 50-jährige vor 20 Jahren in Polen zur Malerei gefunden und die ließ ihn nicht mehr los. Freiheit bekomme er nicht immer im Leben, sagt er, aber immer in der Kunst. »Beauty, but enigma«, sagt er, Schönheit und zugleich Rätsel hat er als Ziel. Wie man dahin komme? »Art is a step forward«, sagt er auf Englisch und auf Deutsch sagt er: »Ein Schritt in die Zukunft.« Nach einem Theaterworkshop im April kann man sich im Mai in der Grazer Glacisstraße 9 davon überzeugen lassen: bei einer Installation in der Galerie Centrum.
Resul Jusufi wurde 1968 im Kosovo geboren und besuchte dort die Technische Hochschule in Pristina, anschließend die Academy of Fine Arts in Tirana (Albanien) und die Academy of Film and TV in Warschau (Polen). Seit 2016 lebt er hauptsächlich in Graz. resul-jusufi.at
Fazitbegegnung, Fazit 141 (April 2018) – Foto: Marija Kanizaj
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