Zwei Urgesteine und ihre Zielgruppe
Redaktion | 26. April 2018 | Keine Kommentare
Kategorie: Allgemein, Fazit 142
Michael Hüttler war in den 80er Jahren Sänger und Musiker, er gründete das Plattenlabel »Time Productions« war danach viele Jahrelang als Szenegastronom in Graz erfolgreich. Doch erst vor mittlerweile zehn Jahren wagte er einen für ihn richtungsweisenden Schritt. Er gründete »COOL«, das mittlerweile größte österreichische Jugendmagazin, das nun seit 2012 von der Gonzomedia GesmbH verlegt wird. Markus »Gonzo« Renger wiederum hat sich ursprünglich einen Namen als Radio- und Fernsehreporter für den ORF und die Antenne Steiermark gemacht. Mittlerweile ist er wichtige Anlaufstelle der steirischen Wirtschaft und vor allem der Eventveranstalter in Sachen Moderation, Film- und Videoproduktion. MMMMR tritt auch selbst als Veranstalter auf – etwa beim Grazer Perchtenlauf oder beim »Autofreien Tag« der Stadt Graz. Im Gespräch mit Fazit geben Hüttler und Renger einen Einblick in ihre Welt.
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Herr Hüttler, Sie haben 2008 das Jugendmagazin COOL gegründet. War das eine gute Idee und wie blicken Sie auf die letzten zehn Jahre zurück?
Hüttler: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sehr erfreulich ist, wie sich das COOL in dieser Dekade entwickelt hat, immerhin sind wir im Bereich Young Media mittlerweile »die« Adresse in Österreich. Als ich das Magazin 2008 mitten in der Wirtschaftskrise gegründet habe, haben nur die wenigsten daran geglaubt. Ich hatte das Konzept aber schon sehr lange im Kopf und es bereits dem Vorstand der ehemaligen Leykam vorgeschlagen, als ich dort noch Marketingleiter beim Magazin »Der Motor« war. Nach dem Ende der Leykam in der Grazer Ankerstraße habe ich dann in einer Grazer Druckerei einen Partner gefunden, die sich für das Konzept und diese Idee begeistern konnte. Leider geriet dieser Partner in Schwierigkeiten und so musste ich mich Anfang 2012 von ihm trennen. Heuer im November feiern wir nun unser zehnjähriges Bestehen. Und das ist für mich persönlich schon eine gewisse Genugtuung.
Und was verursacht das weinende Auge?
Hüttler: Das weinende Auge ist, dass es die Digitalisierung in den letzten zehn Jahren nicht unbedingt leichter für junge Printmedien gemacht hat. Nicht weil die Jugendlichen keinen Wert mehr auf ein physisches Magazin legen würden, sondern weil sich viele große Unternehmen mit der Thematik Jugend und junge Printprodukte so wenig auseinander setzen und daher den Wert unseres Magazins völlig falsch einschätzen. Dabei stellen sie sich fortwährend die Frage, wie sie die jungen Menschen erreichen. Hier ist immer noch sehr viel Überzeugungskraft von Nöten und das finde ich sehr schade.
Jugendmagazine haben also trotz Instagram, Facebook & Co. einen hohen Stellenwert?
Hüttler: Man darf keine Angst vor Veränderung haben, sondern muss natürlich mit der Zeit gehen, beispielsweise was unseren Auftritt in den sozialen Medien betrifft. Ein ausschließliches Printprodukt würde vermutlich nicht mehr funktionieren. Die Zeit ist sehr kurzlebig geworden, man muss heutzutage sehr schnell reagieren können. Den aktuellen YouTuber- und Influencer-Trend haben wir bereits frühzeitig erkannt und beispielsweise den deutschen YouTube-Star Bianca Heinicke (»BibisBeautyPalace«, 4,9 Mio. Abonnenten) für eine Autogrammstunde in die Shopping City Seiersberg geholt. Aber, und das könnten Sie am besten fett abdrucken, das bedeutet nicht, dass man die Junge Printbranche deshalb gleich für tot erklären muss. Wir beliefern österreichweit Schulen, in denen COOL noch kostenlos aufliegt. Wir sind mit COOL auf sämtlichen Berufsmessen wie etwa der »BeSt³« österreichweit vertreten, und ich sehe dort nach wie vor, mit welcher Begeisterung Jugendliche unser Magazin lesen und darauf reagieren.
Seit sechs Jahren geben Sie COOL nun bei Gonzomedia heraus. Wie haben Sie Markus »Gonzo« Renger kennengelernt?
Hüttler: Gonzo hatte mich schon davor bezüglich der Produktion von COOL-Werbespots fürs Kino kontaktiert. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und ich habe schon damals gespürt, dass wir beide Macher sind und Handschlagqualität besitzen. Nach dem Ende meines ursprünglichen Partners bin ich dann mit der Idee einer Verlags- und Agentur-Partnerschaft an ihn herangetreten und wir haben uns gefunden.
Herr Renger, Sie sind in der Steiermark vor allem als Moderator, »bunter Hund« und seit über 15 Jahren mit Ihrer Film- und Werbeagentur MMMMR bekannt. Was hat Sie 2012 dazu veranlasst, ins Verlagswesen einzusteigen und die Gonzomedia GesmbH zu gründen?
Renger: Der Herr Hüttler hat mir eigentlich gar keine andere Wahl gelassen (lacht). Er ist damals mit dieser Idee zu mir gekommen und daraufhin habe ich dann geschaut, ob das alles machbar ist. Ich hatte in der Vergangenheit bereits selbst für diverse Printpublikationen wie den »Steirermonat« geschrieben, aber vom Verlagswesen ehrlicherweise keine Ahnung. Deshalb war unser Übereinkommen, dass ich mich um die strategischen Sachen kümmere und Michi sich um die Produktion.
Sie sind aber offensichtlich beides Alphatiere, wie funktioniert das?
Renger: Das war zu Beginn ganz kurz ein Thema, aber wir haben beide sehr schnell eingesehen, dass es eine ganz einfache Lösung dafür gibt: Er mischt sich nicht in meine Belange ein und ich mich nicht in seine. Das halten wir seither so und seitdem läuft das sehr produktiv und reibungsfrei.
Neben COOL produziert Gonzomedia auch zahlreiche Kundenmagazine sowie mit dem »ÖMM – Österreichisches Musik Magazin« mittlerweile seit acht Jahren auch ein Magazin für Schlager, Volksmusik und Austropop. Wie wichtig ist es, über ein möglichst breitgefächertes Portfolio zu verfügen?
Hüttler: Sehr wichtig. Angefangen haben wir damals nur mit zwei Produkten, dem COOL und dem ÖMM, aber da wir durch die Gründung der Gonzomedia GesmbH zu einer All-in-one-Agentur wurden, haben sich für uns sehr rasch viele neue Türen geöffnet. Wir haben für die Holding Graz Services und die Steirische Industriellenvereinigung mehrere Printmagazine produziert und sowohl für die Shopping City Seiersberg als auch für Shopping Nord ihre Kundenmagazine gerelauncht. Der Bereich Kundenmagazine soll in Zukunft auch noch weiter ausgebaut werden. Auch sind wir nun an einem Punkt angekommen, wo wir uns auch überlegen müssen, wie wir uns strategisch in Zukunft weiter entwickeln. In diese Richtung führen wir ernsthafte Gespräche mit Partnern, die uns hier in Zukunft begleiten könnten.
Wie gut lassen sich die Synergien zwischen der MMMMR und Gonzomedia GesmbH nutzen?
Renger: Das war die Hauptüberlegung von mir, warum ich damals überhaupt den Verlag dazugenommen habe. Gonzomedia GesmbH ist eine hervorragende Ergänzung zu den Dingen, die wir in der Werbeagentur und Filmproduktionsfirma machen. Dadurch haben wir eigentlich alles, was man im Medienbereich braucht, unter einem Dach und können eine Art Zangenangriff machen. Es gibt dafür auch ganz tolle Beispiele wie das Projekt »Weltwassertag« für die Holding Graz Services. Wir haben in deren Auftrag ein Event ausgerichtet, das ich moderiert habe und von der MMMMR videotechnisch begleitet wurde, während die Gonzomedia GesmbH die Bewerbung der Veranstaltung übernommen und ein »Weltwassertagsmagazin« als Beilage für das COOL Magazin produziert hat. Bei dem YouTube-Format »COOL Talking« haben unsere Teams ebenfalls erfolgreich zusammengearbeitet, genau wie beim jährlich stattfindendem Talentewettbewerb »Steirer Star« in der Shopping City Seiersberg oder dem in Kürze startenden Event »Movieoke« mit dem Diesel Kino als Partner, um hier nur ein paar Beispiele zu nennen.
Danke für das Gespräch.
::: Webseite des Magazins COOL
::: Webseite der Gonzomedia
Fazit 142 (Mai 2018) – Fotos: MMMMR
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