Der alte und der junge und die kleine Ninaus
Volker Schögler | 26. Juli 2018 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 145, Fazitbegegnung
Gerade war mit »Lassing« sein letzter und schwierigster (O-Ton) Film im Fernsehen zu sehen. Insgesamt hat Alfred Ninaus (66), der von Wikipedia zu den bedeutendsten Vertretern des »Neuen Österreichischen Films« gezählt wird, bereits 65 Filme produziert.
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Wer hätte sich das in der 1970er Jahren gedacht, als er mit den Kurzfilmen »Christina« und »Klick-Klack« begann? Er selbst am wenigsten. Schlagartig bekannt wurde der Ziehsohn bescheidener Bauern aus Hohenbrugg bei Bad Walterdorf 1979 mit »Lauf Hase, lauf«, einem Sozialdrama aus der ehemaligen Grazer Barackensiedlung in der Kapellenstraße. Ninaus: »Mit dem Film bin ich bis Mitte der 1990er Jahre wie ein Wanderkino durch alle Schulen gezogen, außer in Vorarlberg, das war mir zu weit.« Genauso effizent ist er in Gelddingen: Mit 20 Schilling pro Schüler hat er gut gelebt. Als Produzent und Eigentümer der Ranfilm kommt ihm diese Effizenz heute zugute – er macht die Dinge richtig.
Das heißt zwei bis drei Filme pro Jahr, spezialisiert auf Dokumentationen wie zum Beispiel über Peter Rosegger, die Eisenstraße, das Joglland, den Schöckl, Erzherzog Johann, das Murtal, die Bucklige Welt, das Ausseerland, die Hochsteiermark, den Wechsel, das Südburgenland oder über geheimnisvolle Bäume, wilde Wasser und weiße Pferde.
Damit erwirtschaftet er mittlerweile gemeinsam mit Tochter Stephanie (31) und Sohn Matthias (23) den Jahresumsatz eines mittelständischen Unternehmens, nämlich zwischen 400- und 500.000 Euro. »Ich bin in der Fernsehschiene Dokumentation tätig, weil das noch leistbar ist«, sagt Ninaus und plaudert aus dem Nähkästchen: Ein Kinofilm koste in Österreich rund 2,5 Millionen Euro. Ein »Tatort« für das Fernsehen etwa 1,5 Millionen. Eine Fernseh-Doku wie »Universum« an die 400.000. Eine Ninaus-TV-Doku zwischen 180.000 und 250.000 Euro. Sein Vorteil ist, dass er keine Crew benötigt. Er selbst ist Regisseur und Produzent, Produktionsleitung und Drehbuch kann Stephanie machen (studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaflerin) und Matthias beherrscht die Kamera – ein Familienbetrieb.
Seine vier Kinofilme haben Alfred Ninaus vorsichtig werden lassen. Freimütig bekennt er: »Der größte Flop war der Film Seifenblasen von 1984«, immerhin mit Eddie Constantine und Marisa Mell. Der Entfall der Gagen für Schauspieler ist gemäß Ninaus ein weiteres Argument für Dokumentationen. Als Produzent muss er jedenfalls »das Geld aufstellen«.
Kleine Förderkunde: Der ORF finanziert rund 30 Prozent, der Fernsehfonds Austria (RTR) bis zu 20 Prozent, das Land Steiermark mit der Cinestyria bis 20 Prozent. Dann fehlen noch immer 30 Prozent, die der Produzent, dem übrigens 15 Prozent des Gesamtbudgets zustehen, etwa über ein anderes Bundesland (»reicher« Filmfonds Wien) oder Gemeinden und Tourismusregionen auftreiben muss.
»Die Budgets sind aber schon so weit runtergefahren, dass der Filmstandort Steiermark gefährdet ist. Die Politik ist gefordert!« Das ist die Botschaft von Alfred Ninaus. Sprachs und ließ mich die Rechnung bezahlen.
Der Regisseur und Produzent Alfred Ninaus wurde am 19.4.1952 in Wien geboren; der gelernte Fotograf ist verheiratet und hat zwei Kinder, die bereits bei RAN-Film (Regisseur Alfred Ninaus) mitarbeiten. Neueste Projekte sind Dokus über das Sölktal für ORF III, über das Joglland für ServusTV (2019), 100 Jahre Lipizzanergestüt Piber 2019 für den ORF, sowie ein internationales »Universum« und ein Spielfilm in Graz, beide noch geheim.
Fazitbegegnung, Fazit 145 (August 2018) – Foto: Sabine Hoffmann
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