Immer wenn er laufen geht …
Martin G. Wanko | 25. Februar 2019 | Keine Kommentare
Kategorie: Da Wanko, Fazit 150
Okay, so schlimm ist es nicht, vor mir brechen keine Läufer zusammen, es liegen auch keine Leichen auf dem Weg. Die Serie »Immer wenn Sie Krimis schrieb …« ist sicher ein anderes Kaliber. Aber trotzdem, nichtsahnend laufe ich die Mur entlang, Richtung Augarten, alles gut und plötzlich stehe ich auf beiden Seiten vor Gittern.
::: Text von Martin G. Wanko [Hier im Printlayout lesen.]
Zum Weiterlaufen müsste ich vom Murradweg auf die Straße wechseln. Jetzt irgendwie blöd, weil die Lagergasse halt sehr befahren und verstaubt ist, das will ich meiner Lunge nicht antun. Zwar hat man immer kleine Erkenntnisse, dass man zum Beispiel beim Fleischwerk Marcher endlich mal ein anständiges Stück Fleisch kaufen soll, aber deshalb war ich nicht hier. Ich wollte anständig laufen gehen und war vor dem Zaun angelangt, der mich davon abhielt.
Ja klar, ich weiß eh, der Zaun ist da, damit die Linkslinken nicht immer die Neugestaltung der Mur blockieren. So müssten die Krawallmacher die Zäune durchzwicken, um die gewesenen Murauen zu besetzen, also eine Eigentumsverletzung machen, oder so. Der Bauzaun wird die Leute aber nicht daran hindern, bei etwas wärmeren Temperaturen dennoch wieder aktiv zu werden. Ja blöd, oder? Also, ich habe das gerne gehabt, im Sommer in der vollen Hitze im Brachland laufen, wo früher die schattenspendenden Weiden standen. Diese ganzen Weiden werden eh nicht älter als 60 Jahre, musste ich lesen, war jetzt also auch kein Dickholz, das man absäbelte. Aber trotzdem kamen immer wieder neue Weiden nach, die Schatten spendeten und auch die Luft ein bisserl erholsamer machten. Stimmt eh, aber dieser Kahlschlag hatte etwas Ehrliches: Dort, wo etwas von Grund auf neu gemacht wird, bleibt halt einmal kein Stein auf dem anderen, in Österreich ein seltenes Ereignis.
Also, ich bin da gerne in der vollen Sommerhitze gelaufen, dort, wo nichts mehr ist, aber wieder viel werden soll. Da schwitzt man dann gleich doppelt mit und warum auch nicht? Hat ja auch der Liebe Gott nix verhindert, als die Caterpillar auffuhren, nicht einmal der Zeus hat sich mit Groll, Blitz und Donner gemeldet, also wird das alles schon seine Richtigkeit haben. Graz bekommt auch einen tollen Graz-Kanal so gut wie geschenkt, das müsste sonst erst einmal finanziert werden. Dann schwimmt bei Hochwasser nicht mehr unser aller Kot in der Mur herum. Ich hoffe Sie essen jetzt gerade nicht, weil da will man eher nicht mit den ganzen Fäkalien in Kontakt kommen, nicht einmal literarisch und schon gar nicht mit den anderen. Also, ich habe ja nix gegen meine Fäkalien, die Ärzte meinen ja auch, man sollte denen durchaus hinterherschauen, hat etwas mit einem gesunden Verhältnis mit sich selbst zu tun. Gibt ja auch dieses wunderbare Buch »Darm mit Charme«, welches sich diesem Thema widmet. Wenn Sie jetzt noch dabei sind, wir waren gerade noch bei der Mur: Mir gefällt ja die Architektur von der Puntigamer-Brücke im Süden von Graz bis zur Staustufe Gössendorf sehr gut. Ja klar, da ist alles genormt und reguliert, stimmt schon, aber es hat etwas Eigenes.
So eine Staustufe ist ein gewaltiges Stück Architektur und Architektur ist halt auch immer Kunst. Da haben sich Menschen getraut, in die Natur einzugreifen und da ist jetzt nichts Schlechtes dabei herausgekommen. Wenn man dort läuft, grüßt man sich wie beim Wandern, die Kieswege sind genormt, die Bäume und Büsche sind noch klein, aber sie wachsen. Dazu baute man einen Anlegeplatz für Kanus, der wird sogar genützt, und ein zierlicher Weg mit Laternen wurde ebenfalls errichtet, wenn ich mich nicht irre. Die Schwäne halten sich dort ebenfalls sehr gerne auf.
Ja, schon schön blöd, oder? Jetzt hätten wir die Natur gerne besonders natürlich, also naturnahe, mit allen Viecherln, die da so kreuchen und fleuchen, aber dann gefällt es uns dennoch, wenn der Mensch Hand anlegt und auf eine ganz andere Art Verantwortung übernimmt. Für was soll man sich nun im Gedanken entscheiden? Bei unserem eh von niemandem so wirklich gemochten Hausfluss ist es wahrscheinlich wirklich gut, dass etwas passiert, aber sonst?
Keine Ahnung, obgleich ich schon auch Strom super finde. Ohne Strom wären wir halt gar nix und ohne Natur noch weniger als gar nix. Wenn ich jetzt noch ein kleines Kind hätte, würde das wahrscheinlich sagen, der Papa tut schon wieder blöd denken und da kommt nix dabei heraus. Gar nicht so falsch, dabei wollte ich bloß laufen gehen, Ihr laufender G Punkt.
Martin G. Wanko (48) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at
Da Wanko, Fazit 150 (März 2019), Foto: Martin G. Wanko
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