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Es ist zu heiß für mich in dieser Stadt …

| 9. Juli 2019 | Keine Kommentare
Kategorie: Da Wanko, Fazit 154

Foto: Martin G. Wanko

Meine Tochter hat gemeint, ich soll diese Kolumnen verschiedenen Themen widmen. Finde ich jetzt nicht schlecht, so trifft man verschiedene Geschmäcker. Dann habe ich sie gefragt, mit welchem Thema ich denn beginnen soll. Meint sie GAK. Habe ich gemeint, GAK ist ein immer gutes Thema, ein sehr gutes sogar, aber die andere Reichshälfte wird dann bald einen ziemlichen Schleim auf mich haben. Meint Sie, dann soll ich halt über die Stadionsituation in Graz schreiben, zwei Vereine, ein Stadion, die geht beide etwas an. Dann sage ich okay und frage sie, wie sie das so sieht: Meint Sie, wir Weinzödl, ist doch klar, wir sind die aus dem Norden und »die andern« sollen im Süden bleiben, in Liebenau.

::: Text von Martin G. Wanko [Hier im Printlayout lesen.]

Gut, dann brauchen wir »nur« noch Investoren, damit wir uns das leisten können, denke ich mir. Tatsächlich würde ich lieber jeden Cent in die Mannschaft stecken, bevor ich auch nur ein Sackerl Zement für ein Stadion besorgen würde. Blöderweise kommt das Heimatgejammer immer dann auf, wenn sonst nix läuft – das kann man auch politisch so sehen. Wer ein eigenes Stadion will, muss Geld in die Hand nehmen, und da muss man aufpassen. Die Austria Salzburg ist daran gescheitert und nicht nur die. Ein Dutzend renommierte englische Profivereine sind auf dem Weg zum eigenen Stadion in den Konkurs gegangen, das brauchen wir im steirischen Fußball nicht mehr.

Die Fan-Sektoren sind eh schon hübsch getrennt, die Roten im Süden, die Schwarzen im Norden. Ist ja in den Neunzehnneunzigererjahren auch gut gegangen, muss jetzt auch gehen, Liebenau gehört allen. Aber das sind halt nur Probleme von ein paar 1.000 Menschen, denen es sonst an nix fehlt. Jetzt, wenn Sie diese Zeilen lesen, dann werden Sie schon ziemlich unter der Hitze leiden oder eine Freude haben, dass ihre G’schroppn jeden Tag im Freibad sein können, je nachdem. Solange der Hagel nicht alles ruiniert, wird das wieder ein guter Weinsommer in der Steiermark. Ist ja die volle Hitze da.

Der Wein wird nun jährlich ein bisserl südlicher schmecken, voller im Geschmack sein, weil er ja ein Sonnentanker ist. Die Feigen am Balkon gedeihen auch dieses Jahr wieder prächtig, wir haben wirklich reiche Ernte, wenn wir sie zwecks Hagelgefahr schön im geschützten Bereich lassen. Die Feigenblätter werden sonst gnadenlos zerrissen und die Früchte durchlöchert. Also irgendwie stimmt das mit der Hitzeoptimierung doch noch nicht so ganz, ist ja beim Menschen auch nicht anders. Es wird heißer und plötzlich drehen dann die Menschen durch, die diese Hitze nicht gewohnt sind. Das hängt im Hirn mit dem limbischen System zusammen, habe ich mir sagen lassen. Das meldet sich, wenn die Birn’ zum Kochen beginnt und ein bisserl Abkühlung braucht. Spritzwein oder Sodabier meinen die Experten.

Diese Situation spielt natürlich wieder unserer »Klima-Gretel« in die Karten. Letztens hatte ich mit ihr wieder viel Spaß, da bekam sie den Menschenrechtspreis oder so und da warf ich einmal auf dem Pressefoto einen Blick auf die Jüngerinnen und Jünger hinter ihr. Oida, die sind drauf! Voller Weisheit, das sicher, aber dafür sind sie schwer paralysiert und die absoluten Spaßbremsen, das sicher auch. Irgendwie kommen mir die vor wie eine Sekte aus einer Netflix-Serie. In meinem Bild gehen die durch halbverrottete Welten, androgyne Wesen mit verklärten Augen, der Einsicht nahe, dafür voll unlustig. Schlussendlich werden sie die Welt retten, zumindest auf Netflix.

Natürlich gibt’s die Befriedigung in der Askese, ist ja klar. Dennoch: Auch Spaß muss sein, auch wenn er Energie kostet. »Mein Auto fährt auch ohne Wald« hat es einmal in meiner Jugend geheißen, eh blöd, aber gelacht habe ich trotzdem, weil das eben Sarkasmus pur war und nicht so ein Sektenwahn inklusive Massenhysterie, wie bei unserer Klima-Gretel. Also passen Sie auf ihre Kinder auf, dass sie nicht zur Klimasekte abdriften und reden Sie mit Ihnen. Reden hilft bekanntlich immer und ein bisserl entspannen. Falls Sie jetzt noch dabei sind, gratuliere ich Ihnen für Ihren Geschmack, wir sind ein wunderbares Team! Mein CD-Player spielt gerade Paolo Conte, den Dottore aus Genua, richtig, der klingt immer ein bisserl verärgert, klagt an, trägt es aber mit Fassung. Das wäre eigentlich das Thema des Sommers, die Welt mit Fassung zu ertragen. Ihr sehr gefasster G Punkt.

Martin G. Wanko (49) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

Da Wanko, Fazit 154 (Juli 2019), Foto: Martin G. Wanko

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