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Außenansicht (6)

| 19. August 2019 | Keine Kommentare
Kategorie: Außenansicht, Fazit 155

Kindermörder in Gottes Namen. Vor ein paar Tagen sprengte sich ein Dreizehnjähriger in Afghanistan in die Luft, riss mehrere Menschen mit sich in den Tod und verletzte ein Dutzend Unbeteiligter, die zufällig in der Nähe waren. Der junge Selbstmordattentäter kannte seine Opfer nicht, hatte sie nie vorher gesehen, es war weder Rache noch Vergeltung für ein Verbrechen, das ihm oder seiner Familie angetan worden war. Irgendjemand hatte ihm befohlen, sich und andere zu töten, und ihn so lange manipuliert, bis er selbst daran glaubte, dass der eigene Tod und der anderer Menschen einen Sinn habe und er selbst für die Tat belohnt werden würde.

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Vor ein paar Jahren zeigte eine Journalistin eine Dokumentation, in der sie eine Schule filmte, wo Vertreter der Taliban in Afghanistan zukünftige Selbstmordattentäter vorbereiteten. Kinder aus völlig verarmten Familien, denen Geld, Kleidung und Essen angeboten wurde, waren bereit, einen Sohn den Taliban zu übergeben, die diese Kinder in eigenen Schulen unter fürchterlichen Bedingungen misshandelten, psychisch und physisch unterdrückten. Bis zu acht Stunden im Tag wird gemeinsam der Koran gelesen, weder Radio, noch Fernsehen oder andere Bücher sind erlaubt. Es gibt nur ein- oder zweimal pro Tag Essen, meist trockenes Brot, etwas Gemüse und Wasser, Spiele sind verboten und die Kinder dürfen untereinander nicht sprechen.

Diese Berichte sind es wert, einmal von einer anderen Seite betrachtet zu werden. Man stelle sich einen der Lehrer vor. Ein älterer Mann, meist mit mehreren Frauen verheiratet und einem Dutzend Kinder, in einem Einfamilienhaus irgendwo in einem Dorf in Afghanistan mit genügend Geld, ohne je wirklich gearbeitet zu haben, steht am Morgen auf und genießt sein Frühstück, das ihm eine der Partnerinnen vorbereitet hatte. Vielleicht scherzt er noch mit seinem Sohn, der den Papa fragt, wann er denn heute von der Schule zurückkomme und ob er, wie er versprochen hat, mit ihm noch Fußball spielen werde. Und der Vater lächelt und verspricht, pünktlich nach Hause zu kommen.

Ein Auto wartet vor dem Haus, der Fahrer reißt die Tür auf und der bärtige Mann setzt sich nach hinten, holt sein Mobiltelefon aus der Tasche und ruft seinen Kollegen in der Schule an und erinnert ihn, dass es heute um eine wichtige Entscheidung gehe. Der Wagen setzt ihn vor einem Gebäude außerhalb des Dorfes ab, das mit Stacheldraht eingezäunt ist und mit bewaffneten Männern bewacht wird. Auf dem Weg in sein Büro drischt er mit einem Stock auf einen Jungen, der ihn nicht richtig begrüßt hatte. Bei der Lehrerkonferenz ein paar Stunden später wird heute eine wichtige Entscheidung getroffen. Es soll ein Schüler ausgewählt werden, der sich während der Hochzeit der Tochter eines Konkurrenten im Nachbardorf mit einer Bombe am Körper töten soll. Die Kollegen gehen die einzelnen Buben durch, besprechen die unterschiedliche Bereitschaft der Einzelnen und einigen sich auf einen Dreizehnjährigen, der durch Disziplin und Gehorsam aufgefallen ist.
Der Junge wird in den Konferenzraum gerufen und man teilt ihm mit, dass auf ihn eine besondere Ehre warte und ein ewiger Platz im Paradies, und wer weiß, was man ihm sonst noch alles einredet. Noch nie wurde bekannt, dass einer der Geistlichen, der Lehrer oder religiösen Führer seinen eigenen Sohn geopfert hatte. Sie schicken gerne Kinder von verarmten Familien ins Paradies und vergnügen sich unter weltlichen Bedingungen im Leben vor dem Tod.

Keine Religion der Welt kennt solche Perversionen, solche Formen der Verachtung gegenüber Mitgliedern der eigenen Glaubensgemeinschaft. Keine der Religionen würde Kinder opfern, um Feinde oder Gegner zu ermorden, kein Priester, kein Rabbiner ein Kind im Namen Gottes zum Selbstmord zwingen, mit absurden Versprechungen für das Leben nach dem Tod. Diese faschistoide Mentalität kann höchstens mit den Gaskammern der Nationalsozialisten verglichen werden, wo Kinder zu Tausenden ermordet wurden. Sie benutzen Religion, um ihre Lust zu töten zu befriedigen.

Außenansicht #6, Fazit 155 (August 2019)

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