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Wie die Jungen gemeinsam arbeiten

| 2. Juli 2021 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 174, Serie »Erfolg braucht Führung«

Zusammenarbeit 4.0 – Ein Gespräch von Carola Payer mit Irene Gombotz, der Obfrau der jungen wilden Gemüsebauern.

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Die »Jungen Wilden Gemüsebäuerinnen« sind ein Verein von Hofübernehmern, die den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern weiterführen. Die Homepage der jungen Truppe vermittelt schon einen Stil, der mit jung, dynamisch und persönlich zu beschreiben ist. Irene Gombotz auf die Frage, was die die jungen Gemüsebauern transportieren wollen: »Die Menschen hinter unseren Produkten sollen wieder ein Gesicht bekommen. Wer produziert das Gemüse und Obst? Wie sehen die Menschen aus, die das alles leisten? Wir wollen aufzeigen, dass es Nachwuchs im Bereich Gemüsebau gibt, der bestens ausgebildet ist und mit viel Herzblut an die Sache rangeht. Unsere Region reicht von Bad Radkersburg, Markt Hartmannsdorf, Graz bis nach Wundschuh.«

Gemeinsam statt einsam. Zusammenarbeit statt Konkurrenz
Der Verein ist aber nicht nur wild darauf neue Ideen rund um Gemüse und Obst zu entwickeln und zu produzieren. Die Kooperation und Kollaboration ist darauf ausgerichtet, den Endkunden zu begeistern und zu verwöhnen. Sie haben schon erkannt: Viele Sichtweisen auf eine Sache, kann nur ein Mehrwert für den Kunden sein. Irene Gombotz: »Alle verschiedenen Charaktere unserer Gruppe haben enorm viel Tatendrang, um Neues zu probieren und in diesen sehr fordernden Zeiten die Landwirtschaft weiter zu betreiben. Die Führung eines klein strukturierten landwirtschaftlichen Betriebes ist sehr herausfordernd. Die Größe der Betriebe liegt zwischen zwei und 14 Hektar. Die Produktpalette reicht von Gemüse, Beeren, Spargel, Knoblauch bis hin zum Walnussöl.« Divers zusammengestellte Teams profitieren von unterschiedlichen Persönlichkeiten, Erfahrungen, Wahrnehmungen und Sichtweisen. Die wilden Gemüsebauern haben es anscheinend geschafft, das Augenmerk nicht auf das zu richten, was die Beteiligten trennt, sondern auf das, was sie verbindet. Dieser Fokus unterstützt nicht nur die kooperative Zusammenarbeit, er eröffnet auch die Möglichkeit, besonders gut mit komplexen Problemstellungen und den Herausforderungen in der Landwirtschaft zurecht zu kommen. Diese Gemüsebauern haben erkannt, dass Wissens- und Schöpfungsarbeit nicht im Silo stattfinden kann.

Wege der wilden Kooperation
Irene Gombotz: »Die Zusammenarbeit hat verschiedene Dimensionen. Einerseits vermarkten wir Produkte, die wir gemeinsam produzieren. Der Spargel wird zum Beispiel über den Lebensmittelhandel (Spar) unter der Marke »Die Jungen Wilden Gemüsebäuerinnen« angeboten. Es gibt einige Produkte, die wir gemeinsam vermarkten, andere werden wiederum individuell angeboten – aber über unsere Plattform sind alle sichtbar! Das Beerengut Straden macht zum Beispiel die Spargelvermarktung mit Spar. Einer der Geschäftsführer des Unternehmens ist auch Mitglied der jungen Gemüsebauern. Die Kompetenz in der Gruppe ist groß. Irene Gombotz: »Wir haben uns alle bei einem Facharbeiterlehrgang in Großwilfersdorf kennengelernt, wir sind alle Facharbeiter für Feldgemüseanbau. Danach haben wir den Meisterkurs in Tirol absolviert und dort entstand die Idee der Vereinsgründung. Wir verstehen uns alle gut und irgendwie haben wir alle ein gemeinsames Mindset. Auch unsere Eltern konnten schon gut miteinander.«

Agile Kommunikations- und Kooperationskultur
Immer wieder über den Nutzen für den Kunden nachzudenken, zu experimentieren und unkomplizierte und offene Zusammenarbeit auf Augenhöhe sind wesentliche Merkmal agiler Organisationen. Eine gemeinsame Fähigkeit der Gemüsebauern, die den Erfolg der Gruppe unterstützt. Irene Gombotz: »Es gibt regelmäßige Sitzungen, Whatsapp-Gruppen und immer wieder spontane Treffen. Maschinen werden untereinander ausgeliehen und das Forcieren des kulturtechnischen Austausches ist uns besonders wichtig. Ich glaube, das Wichtigste ist der offene und unkomplizierte Umgang miteinander und der Spaß, den wir haben. Wir motivieren uns gegenseitig. Wir sind permanent am Auszuprobieren und Experimentieren. Das Neue ist ein ständiger Prozess bei uns. Wir haben zwar fixe Termine mit Tagesordnungspunkte, aber beim Reden kommen halt die Leute zusammen. Da kann es schon mal passieren, dass man durch Reisen auf eine Idee kommt und diese umsetzen möchte. Es gibt Versuchsstationen, bei denen man nachfragen kann, ob das schon jemand probiert hat. Dann kann man Kontakt mit dem Landwirt aufnehmen. So hantelt man sich über Recherchen hin bis zum neuen Produkt. Ein neues Produkt wird für alle aufbereitet und präsentiert. Man kann mit machen, wenn es für einen passt. Wir probieren jedes Jahr immer mal was Neues. Das gelingt uns bis dato sehr gut. Steirisches Paradeiserketchup ist so eine Innovation. Das wird von einem Mitglied für uns alle produziert. Mit weniger Zucker, mehr Geschmack und vor allem mehr Paradeisern!«

Individuelle Verantwortung für eine qualitative Grundlage
Irene Gombotz; »Jeder ist für seinen Boden verantwortlich und jeder ist bestrebt, guten Boden zu erhalten und zu bewahren. Ohne guten Boden gibt es keinen oder nur wenig Ertrag. Wir versuchen Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung einzusetzen oder Hummeln zur Bestäubung der Blüten im Frühjahr. Die größte Herausforderung für jeden von uns ist das Rekrutieren von Mitarbeitern. Landwirtschaft ist nach wie vor eine harte Arbeit, aber auch eine sehr schöne und nachhaltige.« Die Gemüsebauerngruppe bietet einen einzigartigen Mehrwert: Von der Produktentwicklung bis hin zur Markteinführung bleibt die gesamte Wertschöpfungskette in der Region und, was am Wichtigsten ist, beim Bauern. So steigt das Qualitätsbewusstsein und die Leidenschaft für die eigenen Produkte! Zusammenarbeit 4.0 fördert so Kooperation aber auch die Selbstverantwortung.

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Foto: Marija KanizajDr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

Fazit 174 (Juli 2021), Fazitserie »Erfolg braucht Führung« (Teil 41)

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