Beim Klimawandel müssen wir auf Forschung und Entwicklung setzen
Christian Klepej | 30. November 2021 | Keine Kommentare
Kategorie: Editorial, Fazit 178
Ich muss vorausschicken, ich habe recht wenig Ahnung von Physik. Etwa das Telefonieren. Wie das wirklich »funktioniert«, übersteigt meinen Verständnishorizont. Und mit dem Klimawandel, dem »menschlich verursachten«, geht es mir ähnlich.
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Die diversen Modelle, die den Untergang der Welt wie wir sie kennen, millimetergenau errechnen, die kann ich nur glauben. Verstehen kann ich sie nicht. Was mir persönlich viele Jahre wenig ausgemacht hat. Meine Großmutter hat mir von klein auf beigebracht, wenig Müll zu machen. Sie hat mich also gelehrt, »nachhaltig« zu leben, lange bevor das zum Modewort geworden ist. Sie war es auch, die mir Buben klargemacht hat, dass ein eingeschalteter Luster in einem Zimmer ohne Menschen nur wenig bis gar keinen Sinn ergibt. Sie tat das, weil wir sparen mussten, sie tat das aber auch aus der Selbstverständlichkeit heraus, stets darauf bedacht zu sein, nichts augenscheinlich »Dummes« zu tun. Und Energie für ein Licht zu verbrauchen, das niemanden erhellt, ist so dumm, wie ein Scheit Holz zu verbrennen, das niemanden erwärmt.
Unter diesem Aspekt bin ich seit Jahrzehnten Verbündeter all jener, die sich um unseren Planeten »Sorgen« machen. Eben auch ohne selbst genau zu »wissen«, dass die furzende* Kuh vor meinem Fenster gerade dabei ist, das Ende aller Tage einzuläuten.
Wie in den meisten Situationen ist nach meinem Dafürhalten auch beim Klima Gelassenheit angebracht, und gelassen fahre ich also seit mehr als zwanzig Jahren mit dem Fahrrad durch meine Stadt, seit der Entdeckung des Handschuhs auch im Winter und seit meinem zweiten Kind auch mit einem Lastenrad. Und gelassen beobachte ich die Entwicklungen in der entwickelten Welt, die – spätestens seit Rio! – konsequent und erfolgreich dabei ist, ständig mehr an Effizienz bei allen Arten des Energieverbrauchs an den Tag zu legen. Durch Forschung und Entwicklung!
Lange hatte ich großes Verständnis für die Anliegen junger Menschen, denen alles im Zusammenhang mit der »Klimakatastrophe« zu langsam ging. Man hat mit geringeren Lebensjahren halt einen eingeschränkteren Zugang zum Phänomen Zeit. Die Hysterie und Panik jedoch, die sich allenthalben unter jungen Menschen breit und immer breiter macht, bereitet mir langsam Unbehagen. Wie bei Lena Schilling, von Radio FM4 zur »vielleicht politisch aktivsten jungen Frau des Landes« geadelt, die unlängst in der ORF-Sendung »Im Zentrum« eine ganze Stunde aus ihrer Schnappatmung nicht herauskam. In der sie ohne jeden Widerspruch behauptete, »wir« hätten noch immer nicht damit begonnen, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Was definitiv nicht stimmt, so ist die Energiegewinnung in den letzten Jahrzehnten immens gestiegen, während der Kohlendioxidausstoß dafür relevant verringert wurde.
Was mich irritierte, war ihre Forderung nach einem »Systemwandel«. Sie wolle unsere »Gesellschaft auf den Kopf stellen«. Was auf »ungeteilte Zustimmung« (!) vom mitdiskutierenden Ernst Ulrich von Weizsäcker stieß. Diese Forderung hört man ja von jungen Aktivisten derzeit öfter. Was ist damit eigentlich gemeint, welches »System« soll gewandelt, welche Gesellschaft »auf den Kopf« gestellt werden; und vor allem: wie? Sollen wir keine Umweltverträglichkeitsprüfungen für jedes größere Bauwerk, jeden Industriebetrieb, jede Halle mehr machen? Sollen keine strengen Gesetze mehr den Rahmen vorgeben, was möglich ist und was nicht? Soll Lena Schilling alleine bestimmen, wie wir dem Klimawandel begegnen oder soll das ein von Greta Thunberg eingesetzter Klimarat erledigen? Beunruhigen tut mich dabei übrigens nicht, dass Schilling solche Forderungen stellt, dass ihr niemand widerspricht, dass niemand nicht einmal vorsichtig nachfragt, das ist es, was kritisierenswert erscheint. Oder heuchlerisch, weil zwar Bühnen geboten werden, aber ernsthafte Auseinandersetzung außen vor gelassen wird.
Es werden große Probleme durch den Klimawandel auf uns zukommen und wir werden sie meistern. Dabei ist es gut, dass junge Menschen auch aktionistisch ihre Stimme laut werden lassen. Hysterie, Panikmache oder Entdemokratisierung werden dabei nicht hilfreich sein. Sondern ganz im Gegenteil die Entwicklung neuer Technologien verzögern, wenn nicht sogar verhindern. Da sollten wir alert sein und den Jungen klar machen, auch alte Männer (wie Frauen) haben kleine Kinder und sind besser als Verbündete, denn als Gegner. Kommen Sie gut durch den Lockdown und hoffentlich verbringen Sie trotzdem einen gesegneten Advent im Kreis Ihrer Lieben!
* Es müsste eigentlich, um wirklich Sinn zu ergeben, »rülpsende« Kuh heißen. Das ist mir beim Schreiben zwar aufgefallen, mir hat es aber dann doch anders besser gefallen. War wohl nicht so gescheit.
Editorial, Fazit 178 (Dezember 2021)
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