Putins Krieg und die Steiermark
Redaktion | 6. April 2022 | 1 Kommentar
Kategorie: Fazit 181, Fazitthema
Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Welt kalt erwischt. Auch die Steiermark ist vielschichtig betroffen. Die Auswirkungen lassen sich noch nicht abschätzen. Text von Johannes Roth
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Von einer Zeitenwende sprechen die einen; den Beginn eines Weltkrieges fürchten die anderen. Sicher ist: Wer dachte, dass auch im Vorzimmer Europas ewiger Frieden herrsche, der wurde eines Besseren belehrt. 1.536 Kilometer sind es von Graz nach Kiew; will man die Strecke mit dem Auto zurücklegen, braucht man dafür etwa 16 Stunden. Luftlinie Graz – Kiew: 1.640 Kilometer. Eine Hyperschallrakete vom Typ Kinschal fliegt mit Mach 10, also mit 12.000 km/h, bis zu 2.000 Kilometer weit, ist hochpräzise und kann kaum durch ein Raketenabwehrsystem terminiert werden.
Wenn an der Situation überhaupt etwas Positives auszumachen ist, dann das, dass die Aggression Russlands uns die Augen geöffnet hat: Wir hatten ausgeblendet, dass wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit in Unfreiheit mündet. Die Interessen Putins an der Steiermark dürften, sofern man ihm geistige Gesundheit unterstellt, vernachlässigbar sein. Unsere strategische Bedeutung ist zu gering, als dass wir tatsächlich mit einem Raketenangriff rechnen müssten. Von einiger Relevanz sind jedoch unsere wechselseitigen wirtschaftlichen Verknüpfungen – sowohl mit Russland als auch mit der Ukraine.
»Russland war vor dem Ukraine-Krieg ein interessanter Handelspartner für die Steiermark«, erzählt Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. »Der russische Markt war dabei nicht nur für große Industriebetriebe relevant, sondern bot auch gute Geschäftschancen für KMU.«
Bis 2014 ging die Exportkurve steil nach oben. Eibinger-Miedl: »Russland war 2014 am Sprung in die Top 10 der Exportmärkte für die steirische Wirtschaft. Durch die Sanktionen in Folge der Auseinandersetzungen in der Ost-Ukraine und die russische Annexion der Krim sind die Exporte dann eingebrochen. In den vergangenen Jahren hatten sich die Beziehungen wieder intensiviert. Durch die aktuellen Sanktionen sind nun aber nahezu alle Wirtschaftsbeziehungen zu Russland auf Eis gelegt. Russland wird als Exportmarkt wohl kurz- und mittelfristig keine Rolle mehr spielen.«
Abhängig von russischen Gaslieferungen
Derzeit sind aber die gestiegenen Energiepreise und unsere Abhängigkeit von Russland das größte Problem. Die Gaspreise waren bereits 2021 durch die Decke gegangen. Gazprom exportierte im Jahr 2020 13,22 Milliarden Kubikmeter nach Österreich, das sind 7,5 % der Gazprom-Gesamtexporte. In europäische Staaten (ohne die der früheren Sowjetunion) lieferte der russische Gasversorger im selben Jahr 175 Milliarden Kubikmeter. Das ist insofern von Bedeutung, als es verdeutlicht, warum die Preise so angezogen hatten: In den Jahren davor, also 2018 und 2019, lag die Liefermenge noch bei knapp 200 Milliarden Kubikmetern pro Jahr.
Russland hatte also schon 2020 damit begonnen, sein Gas zu verknappen. Zwar wurden die vereinbarten Liefermengen immer eingehalten – aber eben nicht mehr als das. Die steigende Nachfrage am Weltmarkt, Wartungsarbeiten an mehreren Gasleitungen, etwa in Norwegen oder bei den russischen Pipelines Jamal und Nord Stream, die höhere Nachfrage in China und die dadurch bedingte geringere Liefermenge nach Europa sowie die geringe Stromproduktion mit Windkraft in Deutschland und Großbritannien – eines kam zum anderen. Diese Konstellation bewirkte schon im Vorjahr unglaubliche Preissteigerungen. Die Kosten stiegen so exorbitant, dass es wirtschaftlich nicht opportun schien, die acht heimischen Gasspeicheranlagen im Sommer 2021 wieder aufzufüllen.
Leere Gasspeicher, unrentable Produktion
Was bedeutet: Wir haben zu wenig Gas, um eine kurzfristige Steigerung durch Reserven abzufangen. Dabei gibt es mit den Gasversorgern langfristige Lieferverträge. Selbst in den dunkelsten Sowjetzeiten erwiesen sich die Russen im Wesentlichen als verlässliche Geschäftspartner. 2009 kam es anlässlich des ukrainisch-russischen Gasstreites zu einem Lieferstopp, 2014 – wieder im Zusammenhang mit der Ukraine – lieferte die Gazprom 25 Prozent weniger als vereinbart, aber dank der ausreichend gefüllten Gasspeicher konnten diese Engpässe überwunden werden. Das Speichervolumen ist so groß, dass es fast den ganzen Jahresverbrauch Österreichs decken könnte. Gäbe es übrigens einen ernsthaften Engpass – derzeit ist das noch nicht der Fall – würden 30 Prozent des gespeicherten Gases europäischen Abnehmern gehören, 52,5 Prozent der heimischen Industrie und die restlichen 17,5 Prozent den privaten Verbrauchern.
Der derzeitige Füllstand gibt Anlass zur Sorge. Spätestens seit der Papierhersteller Norske Skog die Energiepreise ins Kalkül zog und erkannte, dass die Produktion in Bruck an der Mur auf dieser Grundlage unwirtschaftlich sei und sie stoppte, weiß man um den Ernst der Lage. »Viele Unternehmen stehen derzeit täglich vor der Frage, ob und wie Produktionen wirtschaftlich aufrecht zu erhalten sind. Naturgemäß ist vor allem die energieintensive Industrie massiv betroffen. Die Dimension der Kostensteigerung und die hohe Volatilität am Markt haben aber dazu geführt, dass Betriebe in allen Branchen vor großen Herausforderungen stehen. Die Lage wird laufend neu bewertet – derzeit ist der mögliche Planungshorizont kürzer denn je«, fasst der steirische IV-Chef Stefan Stolitzka die Situation zusammen. Die Politik ist bemüht, gegenzusteuern, wo es geht, bestätigt auch Barbara Eibinger-Miedl: »Kurzfristig braucht es vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Energiepreise Maßnahmen zur Unterstützung heimischer Unternehmen. Dafür habe ich mich beim Bund eingesetzt. Darüber hinaus ist die Gasversorgung für die energieintensive steirische Industrie essenziell und kurzfristig nicht durch andere Energieträger ersetzbar. Hier gilt es, unsere Abhängigkeit von russischem Gas mittel- bis langfristig zu reduzieren und den Ausbau erneuerbarer Energiequellen deutlich schneller als geplant voranzutreiben. Was es dazu jedenfalls brauchen wird, sind beschleunigte Genehmigungsverfahren.«
Über die Energie-Schiene hat der Krieg schließlich Unternehmen erreicht, die keine eigenen Interessen in Russland oder der Ukraine verfolgen, wie zum Beispiel den steirischen Leiterplattenhersteller AT&S. Der will nicht auf politische Lösungen warten. »Da wir weder in Russland noch in der Ukraine Kunden oder Hauptlieferanten haben, sind wir von den Sanktionen nicht betroffen; ein Thema, das uns aber so wie jeden Bürger und jedes Unternehmen trifft, ist die Energieversorgung. Hier denken wir gegenwärtig intensiv über einen Plan B nach. In Leoben und Fehring werden wir kurzfristig Ölbrenner installieren, längerfristig werden Fernwärme-Lösungen geprüft – entweder schließen wir uns an bestehende Systeme an oder bauen eine eigene Biomasse-Anlage«, erklärt AT&S-Unternehmenssprecher Gerald Reischl.
Unterbrochene Lieferketten
Die Energiepreise sind jedoch nur ein Teil der Probleme, die Russland und die Ukraine in der heimischen Wirtschaft verursachen. Ein anderer sind die Sanktionen und deren wechselseitige Auswirkungen. Stolitzka: »Sowohl Russland als auch die Ukraine waren bislang relevante Wirtschaftspartner für uns und stellen wichtige Zielländer für Investitionen aus Österreich dar. Durch den Krieg wurde vielerorts die Versorgung mit für die Produktion wichtigen Rohstoffen und Vormaterialen aus diesen beiden Ländern unterbrochen.« Dennoch, so Stolitzka, trage man diese Sanktionen voll mit. Es gehe schließlich um die Unterstützung von »Menschen, die unverschuldet für die Freiheit und für ihr und unser aller Recht auf Selbstbestimmung kämpfen.« Die Folgen sind nicht vorauszusagen, zumal die heimische Wirtschaft vor einem Dilemma steht. »Es kommt durch diesen Krieg zu weitreichenden Veränderungen – auch in der globalen Wirtschaft. Sowohl hinsichtlich des Absatzes als auch hinsichtlich vernetzter Lieferketten werden sich Verschiebungen ergeben, die wir derzeit maximal in verschiedenen Szenarien vorhersehen können. Die Herausforderung ist nicht zu unterschätzen: Weder können Unternehmen binnen kurzer Frist neue Märkte aufbauen, noch werden wir mittelfristig auf russisches Gas verzichten können«, so der Präsident der IV-Steiermark. Tatsache ist aber auch, dass mit Russland ein riesiger Exportmarkt dabei ist, sich der Steiermark zu verschließen. »Derzeit lässt sich noch keine seriöse Einschätzung treffen, da zum einen die Dauer und Tiefe der Sanktionen noch unklar ist. Es ist auch nicht abschätzbar, wie lange der Krieg noch dauert. Fest steht aber, dass die Steiermark wirtschaftlich jedenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird, da wir ein international ausgerichteter und vernetzter Wirtschaftsstandort sind«, lässt die steirische Wirtschaftskammer Fazit wissen. Die Beziehungen sowohl zu Russland als auch zur Ukraine hätten sich in den vergangenen Jahren vielversprechend entwickelt. Laut ICS Steiermark exportierte die Steiermark im Jahr 2020 Waren im Wert von 345 Millionen Euro nach Russland. Unsere wichtigsten Exportgüter: Maschinen (184 Mio. Euro), Autos und Autoteile sowie Waren aus Stahl und Eisen. Seit 2016 steigen unsere Exporte wieder steil an. Aber auch die Importe aus Russland sind erwähnenswert: Um etwa 68 Millionen Euro importieren wir mineralische Brennstoffe (Öl, Gas) aus der Russischen Föderation, und auch Nickel sowie Eisen und Stahl beziehen wir in beträchtlicher Menge. Klar, dass die Ukraine als Handelspartner nicht ganz so wichtig für die Steiermark ist: Einem Außenhandelsergebnis von »nur« 74 Mio. Euro stehen Importe von 100 Mio. Euro gegenüber. Wir exportieren auch in die Ukraine KFZ-Teile und Maschinen, Papiererzeugnisse und Waren aus Eisen oder Stahl.
Was die Importe betrifft, so steht Holz ganz oben auf der Liste der wichtigsten Importgüter aus der Ukraine. Holz-Cluster Geschäftsführer Christian Tippelreither kann das nur bestätigen: »Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Sanktionen treffen die gesamte Holzwertschöpfungskette von der Säge- und weiterverarbeitenden Industrie über die Papier- und Plattenindustrie bis hin zum Holzbau.« Tippelreither weiter: »Noch nicht absehbar ist derzeit die Verschiebung der weltweiten Holzflüsse, wenn Belarus, Russland und die Ukraine als Lieferanten für längere Zeit ausfallen. Russland galt als aufstrebender Markt und so leisteten einige Unternehmen Investitionen bzw. errichteten Produktionsstandorte mit einigen hundert Mitarbeitern vor Ort. Ebenso wenig absehbar ist der Schaden für die steirische Holzwirtschaft.« Neben den direkten Effekten seien die indirekten Effekte, wie etwa die Steigerungen der Energie-Preise, viel wesentlicher – für die gesamte steirische Industrie. »Was die Vorprodukte angeht: Hier sind Schnittholz sowie Holzprodukte, wie Furniere betroffen. Ca. 10 Prozent des Nadelschnittholzverbrauchs der EU stammen aus Belarus, Russland und der Ukraine.«
Generaldirektionen geschlossen
Neben der Industrie ist auch der Dienstleistungssektor in der Steiermark betroffen. Einen eigenen Standort in der Ukraine unterhält die Grawe, die seit 1998 mit einer Lebensversicherungsgesellschaft und seit 2007 mit einer Schaden- und Unfallversicherungsgesellschaft in der Ukraine tätig ist. Das jährliche Geschäftsvolumen beider Gesellschaften beläuft sich etwa auf 21 Mio. EUR. »Wir beschäftigen rund 120 Mitarbeiter in der Ukraine, deren Sicherheit für uns oberste Priorität hat«, lässt die Versicherung Fazit wissen. Den ukrainischen Bürgern gelte die Solidarität und das Mitgefühl, erklärt die Versicherung. »Unsere Generaldirektionen in Kiew und weiteren Geschäftsstellen haben wir bereits mit Ausbruch des Konflikts geschlossen, um niemanden in Gefahr zu bringen. Wir haben Stabstellen in Graz und der Ukraine eingerichtet, welche mit unseren ukrainischen Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern in permanentem Kontakt stehen. Zudem unterstützen wir aus der Ukraine geflüchtete Mitarbeiterinnen und deren Familien, indem wir ihnen Unterkünfte, finanzielle Mittel und Sachspenden zur Verfügung stellen und sie auch bei Behördengängen sowie bei der Suche nach geeigneten Kindergärten und Schulen begleiten.«
Breiter Konsens herrscht bei allen steirischen Beteiligten darin, dass den ukrainischen Flüchtlingen und der Bevölkerung vor Ort bestmöglich geholfen werden müsse. Wie die Grawe hilft auch die AT&S. »Jeder von uns ist zutiefst betroffen«, sagt Unternehmenssprecher Gerald Reischl. »Abgesehen davon, dass der Krieg in Europa passiert, nur wenige hundert Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, sind bei AT&S einige Mitarbeiter aus der Ukraine beschäftigt. Durch ihre Erzählungen ist die Betroffenheit noch größer. Wir geben unseren Kollegen die Gelegenheit, sich bei voller Bezahlung intensiv um Menschen, die aus der Ukraine hier ankommen, zu kümmern.« Gleich nach Ausbruch des Krieges habe man mit Hilfsaktionen gestartet, man helfe mit Hilfslieferungen den Menschen vor Ort. In Österreich habe man, so Reischl, eine Wohnungsinitiative für Flüchtlinge aus der Ukraine gestartet. »Die ersten 20 Familien wurden bereits in von AT&S angemieteten Wohnungen – in Abstimmung mit der Caritas – untergebracht, insgesamt werden wir 40 Wohnungen zur Verfügung stellen.«
Dauereinsatz für russischen Konsul
Hilfsbereitschaft ist in Tagen wie diesen auch für die Pachleitner-Group das wichtigste. In mehrfacher Hinsicht, denn als Michael Pachleitner vergangenes Jahr die Aufgabe übernahm, als Honorarkonsul der Russischen Föderation zu fungieren, war ein Angriffskrieg Russlands undenkbar. Die Realität hat den Konsul – wie alle – eines Besseren belehrt. Pachleitners Aufgabe als Honorarkonsul ist die Hilfestellung für Angehörige der Russischen Föderation, als Unternehmer ist er um Ausgleich bemüht: »Unser Unternehmen, aber auch meine Familie und ich unterstützen derzeit hauptsächlich ukrainische Mitmenschen. Im Konkreten läuft derzeit eine Spendensammlung für ein SOS Kinderdorf in der Ukraine«, so Pachleitner. Als CEO eines Unternehmens mit 1.500 Mitarbeitern hat er natürlich trotzdem Erklärungsbedarf. In einem Schreiben erklärt Pachleitner, wie er mit dem Dilemma umgeht: »Als Honorarkonsul habe ich die Aufgabe, kulturell, humanitär und wirtschaftlich zu vernetzen – nicht politisch. Ich bin der Überzeugung, dass die russische Bevölkerung nicht pauschal für dieses Vorgehen verantwortlich gemacht werden kann. Aufgrund dieser persönlichen Grundhaltung möchte ich diejenigen nicht im Stich lassen, die vielleicht gerade jetzt in der Steiermark Unterstützung brauchen.« Diese Überzeugung teilt nicht jeder. »Ja, ich bin der Meinung, dass zu wenig zwischen dem russischen Staat und den russischen Bürgern unterschieden wird«, meint der Konsul. »Bei uns in der MPG arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl ukrainischer als auch russischer Nationalität. Ich betone, dass wir als Arbeitgeber die Kolleginnen und Kollegen jeder Nationalität gleichermaßen wertschätzen und zu einem friedvollen Miteinander aufrufen. Die Nationalität soll für eine einzelne Person weder Vorteil noch Nachteil sein – entscheidend ist allein das persönliche Verhalten im Umgang miteinander, nicht ein kollektives Urteil.«
Unternehmen hoffen auf
ukrainische Arbeitswillige
Die Steirerinnen und Steirer jedenfalls werden bald Gelegenheit haben, ihre Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge aus der Ukraine im täglichen Miteinander unter Beweis zu stellen. Schließlich haben Ukrainerinnen und Ukrainer sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt – viele Hürden, die für Asylsuchende anderer Nationen belastend sind, fallen für sie weg. Womit sich die Frage stellt: Verträgt der steirische Arbeitsmarkt noch mehr ausländische Arbeitnehmer? Bis dato hielt sich der Ansturm aber in Grenzen. Das kann sich jederzeit ändern und noch sei es unmöglich, Prognosen zu treffen, erklärt AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe. »Zurzeit sehen wir, dass die Hälfte der Geflüchteten Frauen mit kleinen Kindern und ein sehr großer Teil ältere Menschen im Pensionsalter sind. Sollte der Krieg länger dauern, ist aber anzunehmen, dass Menschen flüchten, die sehr rasch auf den Arbeitsmarkt gehen werden.«
Dass das den Arbeitsmarkt belasten wird, glaubt der AMS-Chef nicht. »Sobald die Menschen etwas Deutsch gelernt haben, werden sie durch uns gut vermittelbar sein. Wir erheben bei jeder geflüchteten Person ihre Qualifikation und können im Bedarfsfall anbieten, dass diese Qualifikationen rasch nostrifiziert werden«, verspricht Karl-Heinz Snobe. Ins gleiche Horn stößt auch WK-Präsident Josef Herk: »Jetzt geht es in erster Linie einmal darum, den Ukrainern schnell und unbürokratisch zu helfen. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den steirischen Unternehmern ist groß. Das zeigt sich auch in der Bereitschaft, den Geflüchteten den Einstieg in unseren Arbeitsmarkt zu erleichtern.« Man werde Herk an diese Solidarität erinnern, wenn der Krieg noch länger dauert. Karl-Heinz Snobe bringt auf den Punkt, was man hierzulande gerne verdrängt: »Die Probleme mit den Lieferketten und die Materialeinschränkungen durch die schon länger dauernden Sanktionen von Russland belasten die heimische Wirtschaft schon einige Zeit. Seit Kriegsbeginn hat das spürbar zugenommen. Auf den Arbeitsmarkt hat das noch keine unmittelbare Auswirkung, die Arbeitslosigkeit geht in der Steiermark nach wie vor zurück. Auch natürlich gilt: Dauert der Krieg länger, werden die Sanktionen verschärft und Gas oder Öl knapp, wird sich das massiv auf den heimischen Arbeitsmarkt auswirken und natürlich auch Kündigungen zur Folge haben. Es gibt bereits Forderungen der Sozialpartner, wegen des Ukraine-Kriegs die Kurzarbeit über den 22. Juni hinaus zu verlängern.«
In diesem Fall hätte Putin den Krieg dann auch in die steirischen Familien getragen. Es mag sein Kalkül gewesen sein, dass die nach Corona ohnehin stark belasteten Staaten der Weltgemeinschaft die Wirkung ihrer Sanktionen gegen Russland im eigenen Land nicht lange argumentieren werden können. Man wird sehen, wer am längeren Ast sitzt.
Fazitthema Fazit 181 (April 2022), Foto: Julia Rekamie/Unsplash
Kommentare
Eine Antwort zu “Putins Krieg und die Steiermark”
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15. März 2023 @ 04:54
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