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Avantgarde und Krieg

| 12. Oktober 2022 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 186, Kunst und Kultur

Der Steirische Herbst tut das, was er im Herbst gerne und immer macht. Im Dasein da sein. Naheliegend, dass das Thema Krieg heuer eine breite Plattform bekommt. Wir freuen uns auf das Schauen, Hören und Fühlen.

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Die diesjährige Pressekonferenz behält man gerne im Ohr, denn sie verspricht vieles. Zumal man sich bemüht, diesjährig wieder mehr Breite zu liefern, bekanntheitsgradlich und geografisch. Postcoronal verlegt man die Präsenz wieder proaktiv in die reale Welt. So sind Hito Steyerl und Harun Farocki ebenso vertreten wie der vielbeschworene bzw. -diskutierte »Miteinbezug der Szene«. Dies auch außerhalb von Graz. Eisenerz und Hartberg, selbst Maribor und das ferne Villach stehen auf dem Programm. Die von Intendantin Ekaterina Degot ausgegebene Losung des Spagates zwischen dokumentarischer Realität und künstlerischer Fiktion lässt sich gerade aufgrund der aktuellen Entwicklungen besonders spürbar und wirkungsvoll einlösen. Selten hat und hätte der dem Militärjargon entlehnte Begriff der »Avantgarde« die Chance auf entsprechende Umsetzung wie in den momentan laufenden Wochen des Herbstfestivals. Vor allem die Hauptschau in der Neuen Galerie »Ein Krieg in der Ferne« verspricht spannend zu werden. Wir erinnern uns gerne zurück an das Kulturjahr 2003. Da gab es an ähnlicher Stelle mit dem Projekt »M_ARS« von Peter Weibel und Günther Holler-Schuster bereits eine Annäherung an die Thematik. An Weibel muss man auch sinnierend denken, wenn man an die (temporäre) Öffnung der Räumlichkeiten der Neuen Galerie in der Neutorgasse denkt, die für die kommenden Wochen geplant ist.

Ein spannendes Projekt aus dem Parallelprogramm möge zudem noch hervorgehoben werden: Die übergreifende Schau »Kunst der Verführung – Grafikdesign im Spannungsfeld von Kunst und Werbung«. Die in sechs Häusern wie dem Kultum und dem Kunsthaus stattfindende Ausstellung funktioniert über das Spannungsfeld Wissenschaft und Wirtschaft und orientiert sich an kultureller Entwicklung über die letzten 100 Jahre am Beispiel Werbeplakat. In »Faking the Real« im Kunsthaus etwa gehen Katrin Bucher Trantow und Sabine Kienzer der Frage nach, wie seit den 1970er Jahren politische Umbrüche und technologische Entwicklungen verführend täuschen und Optimierungen genutzt werden könnten. Gut so, weiter so!

Steirischer Herbst
22.9.–16.10.2022
steirischerherbst.at

Alles Kultur, Fazit 186 (Oktober 2022), Illustration: Steirischer Herbst

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