Tandl macht Schluss (Fazit 188)
Johannes Tandl | 10. Dezember 2022 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 188, Schlusspunkt
»Woke« Mitläufer und Straßenkleber. Wenn Sie noch keine Gelegenheit hatten, sich im Fernsehen einige Spiele der Fußballweltmeisterschaft anzuschauen, sollten sie das nachholen. Bei den meisten Spielen herrscht eine tolle Stimmung, und die Nationalteams kämpfen aufopfernd um jeden Ball. Dieser Aufruf hat nichts damit zu tun, dass die WM 2022 niemals nach Katar hätte vergeben werden sollen. Die Korruption, die zur Vergabeentscheidung durch das Fifa-Exekutivkomitee geführt hat, war zu augenscheinlich. Daher stehen große Sportveranstaltungen in autoritär geführten Ländern zu Recht unter Generalverdacht.
Dass die katarische Herrscherfamilie, der Al-Tafi-Clan, es mit den Rechten der 2,6 Millionen ausländischen Arbeitnehmer nicht so genau nimmt, war hingegen noch nie ein Thema. Es spielte auch keine Rolle, als westliche Politiker vor wenigen Monaten begannen, sich um katarisches Erdgas anzustellen. Ähnliches gilt für die Rechte von homosexuellen und queeren Mitmenschen. Schließlich weiß jeder, dass Staaten, in denen die islamische Scharia gilt, tendenziell weniger tolerant mit nichtheterosexuellen Lebensformen umgehen als etwa westliche Demokratien. Aber selbst in Österreich wurde das Totalverbot von Homosexualität erst im Jahr 1970 gelockert und 2002 endgültig beseitigt.
Daher mutet es seltsam an, dass ausgerechnet die Stellung von queeren Menschen in den Brennpunkt – selbst in jenen der Sportberichterstattung – gerückt ist. Natürlich gibt es kaum etwas Lächerlicheres als das Fifa-Verbot der »One-Love-Kapitänsbinden« oder von belgischen Trainings-Trikots. Trotzdem nervt die neu entdeckte »Wokeness« der Mitläufer. Denn auf einmal alterieren sich auch solche Medien, Politiker und Unternehmen über die Fifa, die die Rechte von Nichtheterosexuellen erst entdeckt haben, als die Homoehe längst umgesetzt war. Mitläufertum ist leider nichts Neues, aber anders als etwa 1938 ist es diesmal zumindest nicht gefährlich; nur nervig.
Noch nerviger sind die vermeintlichen Klimaschützer der »Letzten Generation«. Sie kleben sich auf Straßen fest und bewerfen Kunstwerke; offensichtlich nicht um Sympathisanten für einen strengeren Klimaschutz zu aktivieren, sondern um in die Schlagzeilen zu gelangen. Ihr beinahe religiöser Eifer erinnert eher an die Mitglieder einer Sekte als an militante Umwelt- oder Tierschützer. Ihre Erklärung ähnelt eher einem pseudoreligiösen Bekenntnis als einem politschen Manifest. Darin heißt es etwa: »Wir sind die Letzte Generation der alten Welt. Wir sind heute hier, um zu sagen, dass wir eine neue Welt schaffen werden – in der die Menschheit sich selbst akzeptiert, sich vergibt, sich liebt und sich verpflichtet, unser großes Abenteuer fortzusetzen. Als Letzte Generation werden wir alles tun, was nötig ist, um unsere Generation und alle kommenden Generationen zu schützen. Das ist unser unveräußerliches Recht. … Wir sind hier, um den Wandel herbeizuführen, der notwendig ist. Wir sind hier, um die Regierungen dazu zu zwingen, die Treibhausgasemissionen drastisch zu senken, nichts weniger. Wir sind hier, um zu handeln, nicht um zu reden. Wir haben einen Plan.«
Die »Letzte Generation« behauptet, dass ihr Anliegen über allen anderen steht. Dem Klimaschutz muss wegen seiner Dringlichkeit alles untergeordnet werden. Soziale Sicherheit ist daher ebenso zweitrangig wie die Verhinderung von Massenarbeitslosigkeit oder des wirtschaftlichen Niedergangs. Auf ihrer Webpage geben die Straßenkleber übrigens zu, dass sie die Strafen, die auf ihre Aktionen folgen, nur deshalb so unerschrocken hinnehmen können, weil sie den Großteil der erforderlichen Mittel für Recruiting, Training und Weiterbildung vom sogenannten »Climate Emergency Fund« ersetzt bekommen. Dieser Fonds wurde 2019 von den drei Philanthropen Aileen Getty (Tochter von Jean Paul Getty II), Rory Kennedy (Tochter von Edward Kennedy) und Trevor Neilson (Investor und WEF-Mitglied), mit mehreren Millionen Dollar dotiert, »um tapfere Klimaaktivisten zu unterstützen«. Daher stellt sich die Frage, ob die »Letzte Generation«, die sich ihren rechtswidrigen Aktionismus mit ausländischem Geld finanzieren lässt, nicht wie andere organisierte Straftäter behandelt werden müsste.
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