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Berufen für Größeres

| 6. April 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 191, Kunst und Kultur

Foto: Andreas Pankarter

Elevate, das »Festival für zeitgenössische Musik, Kunst und politischen Diskurs« ging Anfang März zum 19. Mal über die Bühne und startete am 1. März mit einem ausnehmend unterhaltsamen Abend im Grazer Orpheum

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Marta Navaridas und Alex Deutinger führten durch dieses mit dem heurigen Motto »Unlikely Aliens« (»unwahrscheinliche Beziehungen«) bezeichnete Eröffnungsfestl. Musikalisch unterlegt von »Klangzauberer« (sehr berechtigte Beschreibung) Manuel Riegler und optisch oppulent untermalt von der »einzigartigen« (gut mit einzigartig gilt es schon immer aufzupassen; schön anzuschauen war es) bildenden Künstlerin Annemarie Arzberger.

Lustiges Scrabble
Was mich zusätzlich zur ganzen Show unterhalten hat, war die wohl nicht ausschließlich intendierte Kritik an unserer in so vielen Bereichen nicht mehr erwachsen werden wollenden Gesellschaft. Das auch nicht mehr nur junge Publikum zeigte sich von der recht untiefen Conférence von Navaridas & Deutinger ungeheuer belustigt. So wurde etwa Deutingers kleine »Performance«, in der er mit Scrabblebuchstaben das Festivalmotto immer und immer und immer wieder neuordnete, und damit immer und immer und immer wieder ganz neue Botschaften dem Publikum vorsetzte, sehr wohlwollend aufgenommen. So wohlwollend, dass der ganze Saal schallend erlachte, als sich da auch eine kleine Vulgarität – wohl irgendwas mit »geil«, ich habs leider vergessen – einschlich. Soll sein.

Eröffnungsredeschwall
Bar jeden gehaltvollen Inhalts war dann die »Eröffnungsrede« der ungeheuer sympathisch auf- wie abgetretenen Schriftstellerin Sibylle Berg. Die hat uns also alle sehr, sehr liebenswert begrüßt – das Nette, das sympathisch Unverbindliche ist heutzutage immens wichtig –, um dann in einer Art poetryslammiger Geschwindigkeit eine sieben- bis zehnminütige Tirade an Anschimpfungen des Bösen in uns allen oder doch nur in den anderen – ich weiß es nicht – aus sich heraus fallen zu lassen. Gemerkt hab ich einfaches Gemüt mir da schlicht gar nichts. Danach hat sie sich wieder liebenswert verabschiedet, nicht ohne dabei eine baldige Wiederkehr anzukündigen. Kann sein.

Akordeon? Akordeon!
Ganz am Schluss gab es dann noch einen kleinen Vorgeschmack auf den auch am Festival konzertierenden weißrussischen Akordeonspieler Yegor Zabelov. Der hat so unglaublich viel aus seinem Instrument herausgeholt, der hat mich ungeheuer beeindruckt. Und nach dem Schluss hat es noch ein vegetarisch bis veganes Buffett gegeben, das mich beinahe Zabelov-artig eingenommen hat. Die Truppe vom »Parks« in der Zinzendorfgasse hat da ungeheuer viel Bewusstseinsarbeit im Bereich »Nicht-immer-nur-Fleisch« für mich und wohl jeden anderen Besucher getan. Muss sein.

Lust auf mehr
Nächstes Jahr wird Elevate seinen 20. Geburtstag feiern und ich denke, da können wir uns alle jetzt schon sehr darauf freuen. All meinen kleinen – aus großer Verbundenheit und Anerkennung heraus entstandenden – Anmerkungen hier zum Trotz, bereichert dieses Musik-Diskurs-Spektakel nun die Steiermark seit bald zwei Jahrzehnten. Für manche – ich bin da noch am Überlegen, tendiere aber dazu – gilt ja Elevate schon seit einigen Jahren als inoffizieller Vorlass des Steirischen Herbstes. Sollte das Festival es in der nächsten Zeit schaffen, auch ein klein wenig »breiter« in der Zusammenstellung der linksliberal- wie linkslastigen »Speaker« zu werden, hat es das Zeug dazu. Es muss ja nicht gleich Jordan Peterson sein.   elevate.at

Alles Kultur, Fazit 191 (April 2023), Foto: Andreas Pankarter

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