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Klamme Klamm

| 12. Mai 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 192, Fazitbegegnung

Foto: Andreas Pankarter

Wo trifft man am besten einen Obmann des Alpenvereins? Gerhard Jantscher ist mit einem Kaffeehaus in der Grazer Innenstadt einverstanden. Sein Vater Johann, der vor ihm 31 Jahre lang ebenfalls Obmann des ÖAV, Sektion Mixnitz war, hätte wahrscheinlich noch auf einen Treff am Berg bestanden. Österreichweit hat der Alpenverein fast 700.000 Mitglieder, allein die Sektion Mixnitz hat 1.440 Mitglieder. »Obwohl die Gemeinde Pernegg, zu der Mixnitz gehört, insgesamt nur rund 2.500 Einwohner hat«, freut sich Jantscher, der seit 2016 hier Obmann ist.

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Dass der Verein offenbar keine Nachwuchssorgen hat, liege vor allem an den Ausbildungen und Kursen, die angeboten werden. Es gibt Klettertouren, Klettersteige, Mountainbikekurse, Kurse für E-Bikes – insgesamt stehen über 100 geführte Touren zur Auswahl. Ein weiterer Vorteil für Mitglieder ist die Abdeckung sämtlicher Bergekosten bis zum Helikopter.

Der ehrenamtliche neunköpfige Vereinsvorstand in Mixnitz gliedert sich in verschiedene Referate, etwa für Naturschutz, für Jugend, der Alpinwart ist für die Ausbildung der Tourenführer zuständig, der Wegereferent für insgesamt 170 km Wanderwege. »Für Aufgaben wie Hüttenbetreuung – wir haben ja die Gaston-Lippitt-Hütte auf der Teichalm – oder die Markierung der Wege sind noch zusätzlich 30 bis 40 Leute tätig«, erklärt Jantscher. Dass die Aufgaben bei aller Hingabe und freiwilligem Engagement nicht leichter, sondern im Gegenteil schwieriger bis riskanter werden, musste die Sektion Mixnitz als Betreiber und Erhalter der Bärenschützklamm vor knapp drei Jahren schmerzlich zur Kenntnis nehmen. Bei einem Felssturz in der Klamm kamen drei Menschen zu Tode, neun wurden zum Teil schwer verletzt und es gab Sachschäden bei den hölzernen Leitern und Brücken der Steiganlage, deren Instandhaltung der Alpenverein bislang selbst besorgte. Seitdem ist die  Bärenschützklamm gesperrt. Der Schock sitzt Obmann Jantscher heute noch in den Knochen, auch wenn die Staatsanwaltschaft von einem »unabwendbaren Naturereignis« spricht. Die Auswirkungen des Unglücks sind auch für die Klamm weitreichend. Gewisse Arbeiten werden in Zukunft von Professionisten erledigt werden müssen, auch allfällige zukünftige Haftungen sind einzukalkulieren.

1,1 Millionen Euro werden für den Bau von neun Schutznetzen investiert, die Erstellung des geologischen Gutachtens und die Wiederherstellung der Steiganlage noch nicht eingerechnet. Jantscher: »Ich schätze die Kosten insgesamt auf 1,4 bis 1,5 Millionen Euro.« Außerdem wird ein neuer Klammwart installiert, der für die Dokumentation von bestimmten Messpunkten, Kontrolle der Leitern oder auch Geländebeobachtung zuständig ist. »Man darf nicht vergessen, dass es sich um hochalpines Gelände handelt, mit 200 Meter aufsteigenden Wänden. Daher können wir nur Schutz- und nicht Sicherheitsmaßnahmen treffen. Absolute Sicherheit kann niemand garantieren.« All das werde daher eine Preiserhöhung für den Eintritt notwendig machen. In den letzten 120 Jahren gab es erst zweimal größere Schäden in der Bärenschützklamm: 1986 im »Jahrhundertwinter« durch Schneedruck und 1997 durch eine Sturzflut.

Die Klamm wurde im Jahr 1901 für den Fremdenverkehr erschlossen. 164 Leitern und Brücken mit rund 2.500 Holzsprossen  – alle 30 Zentimeter eine – machen die Bärenschützklamm für die Menschen begehbar. 40.000 Besucher kommen jedes Jahr, um eine der prachtvollsten und längsten wasserführenden Felsenklammen Österreichs zu bewundern, die übrigens 1978 zum Naturdenkmal erklärt wurde. Ihr Eintrittsgeld ist neben einem Teil der Mitgliedsbeiträge der Alpenvereinsmitglieder die einzige Einnahmequelle für die Erhaltung der Steiganlage. Ihr Wiederaufbau und die Sicherungsmaßnahmen erfordern den erwähnten finanziellen Aufwand, den die ÖAV-Sektion Mixnitz nicht allein tragen kann. Die »Betreiber Bärenschützklamm GmbH« sucht daher Unterstützung durch Spender und Sponsoren. Den Plan für die nächste Zukunft umreißt Obman Gerhard Jantscher so: »Sobald der Bau der neun Sicherungsnetze fertiggestellt ist, wird mit der Reparatur der Steiganlage begonnen. Wenn alles nach Plan läuft, wird die Bärenschützklamm heuer am 26. Oktober für die Besucher wieder geöffnet.«

Gerhard Jantscher wurde am 29. März 1963 geboren und kam über seinen Vater Johann, der bis 2016 Obmann war, zum Alpenverein/Sektion Mixnitz, wo er heute selbst Obmann ist. Er ist geschieden, hat drei Kinder und vier Enkelkinder. Als gelernter Automechaniker und -elektriker wechselte er 1990 in den Autovertrieb, war Geschäftsführer und ist heute bei einer Versicherungsagentur beschäftigt.

Mit Ihrer Spende können Sie die Bärenschützklamm übrigens unterstützen: Bärenschützklamm GmbH, Verwendungszweck »Bärenschützklamm« IBAN AT76 3800 0000 0094 3662.

Fazitbegegnung, Fazit 192 (Mai 2023) – Foto: Andreas Pankarter

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