Ja, ein Neinhorn
Peter K. Wagner | 10. Juni 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 193, Kunst und Kultur
Im Next Liberty war die Adaptierung von Marc-Uwe Klings Kinderbuchneoklassiker »Das Neinhorn« zu Gast. Das gefiel Eltern wie Kindern.
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Es ist nicht genau überliefert, ob im Jahr 2010 wirklich schon von einem Podcast die Rede war – oder eher von einem Radiohörspiel. Außer Frage steht, dass Marc-Uwe Kling damals, vor 13 Jahren, begann, für einen ebensolchen – oder ein ebensolches, suchen Sie es sich aus – beim Berliner Radiosender Fritz als Autor tätig zu sein. »Neues vom Känguru« war der Titel, aus denen später nicht nur Bücher, sondern sogar Kinohits wurden. Doch der gebürtige Stuttgarter hat es nicht nur mit Kängurus, sondern auch mit Einhörnern. Besser gesagt: Mit Neinhörnern, oder noch exakter: mit einem Neinhorn.
Hauptdarsteller der Einschlafprimetime
»Das Neinhorn« erreichte das Kinderzimmer in der Wohnung des Autors dieser Zeilen im Sommer vor zwei Jahren. Seitdem ist es das meistgelesene Buch im Haus. Auch andere Kling-Klassiker wie des Neinhorns Aufeinandertreffen mit der Schlangeweile (sic!) oder eine gewisse »Prinzessin Popelkopf« sind Hauptdarsteller der hiesigen Einschlafprimetime. Abgesehen von wirklich auch sehr charmanten Zeichnungen und großformatiger Aufmachung gibt es zwei einfache Gründe, warum ein Einhorn, das so oft und gerne »Nein« sagt, dass es von seiner Tante zum Neinhorn umgetauft wurde, so beliebt ist: Kling ist einerseits ein Buchstabenakrobat, der nicht nur Wortwitze, sondern auch Reime auf kindgerechtem hohen Niveau anzubieten hat. Andererseits ist ein Protagonist wie das Neinhorn mit seinen Freunden wie der KöngisDOCHter (sie sagt gerne »doch«), dem Wasbären (ein Waschbär, der gerne nichts versteht und daher »Was?« fragt) oder dem stets relaxten Nahund (ein Hund, der gerne – richtig – »Na und?« zum Besten gibt) ein Kinderbuchheld der pädagogischen Sorte, den sowohl Kinder als auch Erwachsene nur schätzen können. Schließlich gibt es kaum jemanden, dem nicht einmal alles zu viel ist.
Wundervolles im Next Liberty
Zu viel. Ein gutes Stichwort. »Zu viel« darf man sich üblicherweise nicht erwarten, wenn Bücher, die man verschlingt, auf anderer Bühne aufgeführt werden. Das geht nämlich nur allzu gerne schief. Der Autor dieser Zeilen wusste das schon, als er mit seinem Junior im Next Liberty zu Gast war. Der Sprössling selbst nicht. Umso wundervoller war dann die Erfahrung für Groß und Klein nach der Aufführung im Grazer Jugendtheater Nummer eins. Eine sehr gelungene Mischung aus Originaltexten aus dem Buch und Bühnenadaptierungen führte zu einem ausnahmslos begeisterten Publikum. Eine Adaptierung war das mehrmals vorgetragene Lied, das Klings »Neinhorn«-Humor in wenigen Worten konzentriert auf den Punkt bringt, und im Druckwerk nicht zu finden ist: »Nein! Doch! Was? Na und! Dafür braucht es keinen Grund.« Ein Lied, das dazu führt, dass in unserem Hause seit dem Theaterbesuch neben der Bestreaderlisten auch die Hitparaden von einem gewissen Neinhorn angeführt werden.
Alles Kultur, Fazit 193 (Juni 2023), Fotos: Enlarge, Stella Kager
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