Aufs Holz kann man bauen
Volker Schögler | 10. Oktober 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 196, Fazitportrait
Lavanttaler Holzbau ist ein traditioneller Handwerksbetrieb, der überlieferte Handwerkskunst mit neuester Technologie verbindet und dadurch höchste Genauigkeit und Qualität erreicht. Das Kärntner Unternehmen aus Wolfsberg bedient vor allem den Häuslbauer, hat einen Output von zwei Häusern pro Monat, baut aber auch Hallen oder Wintergärten.
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Wer sich heute für ein Holzhaus interessiert, hat grundsätzlich die Auswahl zwischen einem Blockhaus und einem Haus in Holzriegelbauweise. Während für ein Blockhaus große Mengen des Baumaterials Holz erforderlich sind, verhält es sich bei der Riegelbauweise genau umgekehrt. Wir haben uns bei dem Kärntner Spezialisten Lavanttaler Holzbau in Wolfsberg schlau gemacht und staunen jetzt noch darüber, wie sehr sich Berufsbild und Arbeitsweise des Zimmermanns geändert haben. Der Holzbau-Meister der Moderne führt sein Werk, das eigentlich kein Handwerk mehr ist, mittlerweile mit völlig anderen, hochmodernen Maschinen aus, bis hin zur Verwendung computergesteuerter Abbundanlagen. Im Bereich der Arbeitsvorbereitung hat sich die Tätigkeit völlig gewandelt: weg vom sogenannten »Schnürboden«, wo die Konstruktion eins zu eins aufgetragen wurde, hinein ins modern ausgestattete Büro. Die technischen Einrichtungen und Hilfsmittel sind mit früheren Zeiten nicht mehr zu vergleichen. Der Großteil der Arbeitsvorbereitung erfolgt nun auf computerunterstützter Basis am Schreibtisch.
Karlheinz Hasenbichler, der geschäftsführende Gesellschafter der Reiter-Lavanttaler Holzbau GmbH, gewährte uns Einblick in Art und Produktionsweise eines heutigen größeren Zimmereibetriebs, der mit 25 Mitarbeitern jährlich rund 200 Aufträge, davon 25 Häuser, bei einem Umsatz von 3 Millionen Euro abwickelt und auf Mitarbeiterbeteiligung setzt.
Holzriegel- oder Blockhaus
Der Dreiundfünfzigjährige hat im Jahr 1986 in diesem Betrieb zu lernen begonnen. Die ursprüngliche Firma Reiter und Steiner, die sich auf der anderen Straßenseite befand, umfasste eine Zimmerei und eine Tischlerei und ging Mitte der Neunzigerjahre in Konkurs. In der Folge wurde sie 1995 von den Mitarbeitern erworben, die auch an dem Unternehmen beteiligt wurden, das nunmehr als reine Zimmerei weitergeführt wurde. Die Reiter-Lavanttaler Holzbau GmbH von heute hat wieder fünf Gesellschafter, Karlheinz Hasenbichler ist der Geschäftsführer. Die Unternehmensbeteiligung sieht er als faires Erfolgsmodell: »So wie wir damals die Chance gehabt haben, einen Teil der Firma zu bekommen, habe auch ich den jungen Technikern Anteile gegeben. Wenn man am Unternehmen beteiligt ist, hat man auch mehr Freude dabei zu sein, und man setzt sich dementsprechend mehr ein und das funktioniert recht gut.«
Das Hauptgeschäft sind Zubauten und Umbauten, wie zum Beispiel Dachgeschoßausbauten. 80 bis 85 Prozent der Häuser werden von diesem Unternehmen als Holzriegelbauten errichtet, 15 bis 20 Prozent als Blockhäuser. Der Holzriegelbau ist eigentlich aus dem Barackenbau entstanden, als man mit wenig Ressourcen auskommen musste. Heutzutage werden dabei höhere Dämmwerte als bei einem Ziegelbau erzielt. Die meisten Holzhäuser werden heute so gebaut. Die Riegelbauweise entstand aus der Erkenntnis, dass man für Massiv- beziehungsweise Blockhäuser sehr viel Holz benötigt, während dieser Rohstoff bei der Riegelbauweise wesentlich sparsamer zum Einsatz kommt. »Dünne Steher tragen die Konstruktion, die Zwischenräume werden mit Dämmmaterial aufgefüllt und innen und außen wird beplankt – das ist der Riegelbau«, so Hasenbichler. Genauer gesagt, besteht bei einem Haus in Holzriegelbauweise die Wand aus einem Rahmen, der alle 62,5 Zentimeter eine Säule beziehungsweise einen Steher hat, standardmäßig wird als Wärmedämmung Mineralwolle verwendet. Wenn die Kundschaft ökologisch bauen will, stehen die etwas teurere Zellulose oder aber Hanf zur Auswahl, der allerdings doppelt soviel kostet. Das wirklich Besondere ist aber, dass die Wände auf dem Abbundtisch in der Halle zusammengebaut werden – das ist somit die Vorfertigung der Häuser. Dafür wurde extra die hohe Halle mit dem Kran gebaut, der die Wände und den gesamten Rest eines Hauses auf den Lkw hievt, der damit zur Baustelle fährt, wo es in kürzester Zeit aufgebaut wird.
Als Putzträger für den Außenbereich werden zum Beispiel Heraklith, Weichfaserplatten oder auch Ziegel verwendet. Die Alternative zum Verputz, der optisch wie Mauerwerk aussieht, wäre eine Lattung mit hinterlüfteter Holzschalung, die eben eine Außenhaut aus Holz hat. Hasenbichler: »Für ein Holzhaus ist es sehr wichtig, dass es nach außenhin diffusionsoffen ist.« Im Gegensatz dazu schließt ein Vollwärmeschutz aus EPS-Platten (Styropor) ein Haus nach außen hin ab.
Innen steht ein Ausbau mit Gipskarton oder mit Holzschalung ebenfalls auf einer Lattung zur Auswahl. Für die Decke werden in der Regel verleimte Massivholzplatten verwendet. Im konstruktiven Holzbau sind übrigens nur Lasuren erlaubt, eben weil sie diffusionsoffen sind. Unter einer deckenden Beschichtung wie Lack wird die Feuchtigkeit des Holzes eingeschlossen und es stickt unterhalb der Farbe ab. »Wer seinerzeit das lackierte Holz öfter gepflegt und nachgestrichen hat, hatte somit den größeren Schaden als jener, der schlampig war und den Lack abblättern ließ«, so Fachmann Hasenbichler.
Das Herzstück
Zu den faszinierendsten Eigenschaften von Holz gehört seine hygroskopische Wirkung: Bei trockener Luft im Winter wird die im Holz gespeicherte Feuchtigkeit abgegeben, im Sommer nimmt es die hohe Luftfeuchtigkeit auf und sorgt so in beiden Fällen für ein besseres Raum- und Wohnklima, was für Dachstühle weniger relevant ist. Bei Blockhäusern muss das damit einhergehende »Arbeiten« des Holzes, sein Schwinden und Quellen, je nach Feuchtigkeit, berücksichtigt werden. Bei Dachstühlen und insbesondere bei Häusern in Holzriegelbauweise ist das aber praktisch kein Thema.
Das Herzstück des Betriebes ist die Abbundhalle für den Zuschnitt mit der fünffach gesteuerten CNC-Abbundmaschine, die sämtliche Einzelteile millimetergenau in jeder Richtung schneidet, fräst und bohrt. Diese Teile werden zuvor von drei Technikern am Computer geplant und an die Maschine übergeben, die praktisch die ganze Arbeit erledigt. Die Teile werden nummeriert und in der nächsten Halle zusammengebaut. All das, was früher der Zimmerer in der Werkstatt erledigt hat, passiert nunmehr im Büro mit Hilfe von 3-D-Programmen am Computer. So wie der Mensch am Computer das Teil zeichnet, so wird es von der Maschine aus dem Holz herausgeschnitten. Den gesamten Zuschnitt für den ganzen Betrieb macht mittlerweile ein einziger Mensch, während für die Zeichnungen drei Mitarbeiter notwendig sind. In der nächsten Halle werden die Teile nach der Übergabe gemäss dem Plan zum Beispiel eines Dachstuhls zusammengebaut. Wenn der Maschinist die richtige Dimension des Werkstücks verwendet hat, ist die Fehlerquote beim Zuschnitt extrem gering.
Arbeitsvorbereitung als das Um und Auf
Das klassische Handwerk, so wie es früher war, als alles händisch zugeschnitten wurde und jeder Mitarbeiter wusste, wo was hinkommt, gibt es heute eigentlich nicht mehr, wie Karlheinz Hasenbichler zugeben muss. Aber das ist in diesem Betrieb bereits seit 20 Jahren so. Auch jede Holzverbindung wird über den PC kommuniziert, was aber voraussetzt, dass der Mitarbeiter nicht nur mit dem Computer affin ist, sondern vor allem auch über beste fachliche und handwerkliche Kenntnisse verfügt, die Hasenbichler als noch wichtiger einstuft als die Arbeit mit der Software: »Je genauer die Arbeitsvorbereitung im Büro ist, desto schneller und besser funktioniert es auf der Baustelle.«
Jedes Loch ist vorgebohrt, jeder Dübel muss sitzen, für die Beilagen muss das Holz bereits ausgerieben sein, wenn dann auf der Baustelle gearbeitet wird. Früher wurden all diese Arbeiten direkt auf der Baustelle erledigt. Dabei war das Problem nicht nur, dass man noch länger vom Wetter abhängig war, sondern vor allem, dass jedes Werkzeug, jeder Schraubenschlüssel, jede Bohrmaschine extra und umständlich geliefert und geholt werden musste, die Leiter runter die Leiter rauf, während weitere Mitarbeiter daneben stehen. Wenn alles gut vorbereitet und fertig ist, funktioniert die Arbeit schneller und besser. Im Prinzip wie bei Lego oder Matador. Normalerweise wird mit Kantholz gearbeitet, dass meterweise abgelängt ist, man verwendet also zum Beispiel ein Fünfmeterstück, ein Sechsmeterstück oder ein Siebenmeterstück. Lavanttaler Holzbau hingegen arbeitet mit sogenanntem Konstruktionsvollholz, das mit einer Länge von 13 Metern gehobelt angeliefert wird und das man auch daran erkennt, dass es naturgemäß in der Länge immer wieder mit einer entsprechenden Holzverbindungs-Verzinkung verleimt ist. Der Vorteil eines 13 Meter langen Holzstücks ist klar: Es entsteht wesentlich weniger Verschnitt. Produziert werden diese Langhölzer in eigenen Betrieben, von denen es in Österreich nur etwas mehr als ein halbes Dutzend gibt.
Eineinhalb bis zwei Wochen
Wenn alles genau geplant ist, ist ein Haus von Lavanttaler Holzbau in fünf bis sechs Monaten gebaut. Benötigt wird aber auch eine Vorbereitungszeit von vier bis fünf Monaten, um alles auszurechnen und zu bestellen. Der Rohbau ist ab der Grundplatte oder der Kellerdecke in eineinhalb bis zwei Wochen aufgestellt, bei entsprechender Vorbestellung sogar mit den Fenstern. Insgesamt sollte man mit einem Jahr rechnen. Hasenbichler: »Wir richten uns ganz flexibel nach dem Kundenwunsch, der Trend geht jedenfalls dahin, die Fenster, die Haustüre oder das Dach mitanbieten zu lassen. Immer weniger Leute haben eine Beziehung zum Hausbau und kennen sich nicht aus. 20 bis 25 Prozent der Kunden wollen mittlerweile ein praktisch schlüsselfertiges Haus.« Es gibt aber auch viele Kunden, die mithelfen. Zur Zeit unseres Besuchs strich gerade ein Kunde in der Halle Teile seines Dachstuhls mit einer Lasur. »So bekommt man auch mehr Bezug zu seinem Haus und man weiß auch, warum das alles so viel kostet. Es gibt viele, die das sehr schätzen und uns sagen, dass sie dieses Erlebnis nicht missen möchten«, so Hasenbichler.
Reiter-Lavanttaler Holzbau GmbH
9400 Wolfsberg, Mühlgangweg 7
Telefon +43 4352 37170
holzbau.co.at
Fazitportrait, Fazit 196 (Oktober 2023) – Fotos: Heimo Binder, Paul Meyer (1)
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