Tandl macht Schluss (Fazit 200)
Johannes Tandl | 12. März 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 200, Schlusspunkt
Weg mit den Fakten. Schwurbeln bringt´s! Viele Steirerinnen und Steirer glauben inzwischen, dass ihr Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch steht und die Politik das Spitalswesen in Grund und Boden gefahren hat. Das ist natürlich Unsinn, aber trotzdem ist es legitim, dass die Oppositionsparteien um ihr Profil kämpfen und vorhandene Probleme aufblasen, während sie gleichzeitig die Lösungen für diese Probleme bekämpfen.
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Jetzt ist die Gesundheitsversorgung nicht irgendein Thema, sondern es ist im wahrsten Wortsinn lebenswichtig, dass im Ernstfall eine gute medizinische Versorgung zur Verfügung steht. Daher eignen sich Probleme wie der Personal- und Ärztemangel zwar für Kritik und alternative Lösungsansätze, nicht jedoch für jenen billigen Populismus, den die steirischen Oppositionsparteien an den Tag legen, um bei der Landtagswahl im heurigen Spätherbst ihre Wahlchancen zu verbessern.
So wissen etwa FPÖ, Grüne, Neos und KPÖ ganz genau, dass kein Weg an der Zusammenfassung der drei bestehenden Spitalstandorte im großen, aber nur dünn besiedelten Bezirk Liezen zu einem modernen Klinikum vorbeiführt. Die bestehenden Krankenhäuser in Schladming und Bad Aussee sind längst viel zu klein geworden, um im Wettbewerb um gute Ärzte bestehen zu können und das LKH-Rottenmann liegt am östlichen Rand der etwas dichter besiedelten Talregionen von Liezen. Eine qualitativ hochwertige Medizin erfordert nun einmal eine gewisse Spitalsmindestgröße. An dieser Tatsache ändert auch das Ergebnis einer Volksbefragung nichts, die im April 2019 von einer Rottenmanner Bürgerinitiative initiiert wurde. Damals haben sich 67 Prozent der Wählerinnen und Wähler des Bezirks Liezen gegen ein Leitspital ausgesprochen. Das Ergebnis zeigt jedoch, dass die Wähler gar nicht über ihre zukünftige Gesundheitsversorgung, sondern über die bestehenden Arbeitsplätze abgestimmt haben. Denn rund um Schladming, Bad Aussee und Rottenmann – die Orte, deren Krankenhäuser dem Leitspital weichen müssen, war die Mehrheit klar dagegen, rund um Stainach – dort wird das Leitspital gebaut – war man hingegen klar dafür. Da insgesamt nur 42 Prozent der Wählberechtigten teilgenommen haben, ist das Ergebnis aber ohnehin nicht repräsentativ.
Für die steirischen Oppositionsparteien erweist sich die Versuchung, der schwarzroten Landesregierung einen Strich durch die Rechnung zu machen, jedenfalls als zu groß. Ihre populistische Ablehnung des neuen Krankenhauses in der Mitte des Bezirks Liezen reicht von der Forderung nach dem Erhalt der bestehenden Krankenhäuser bis zu abstrusen Argumenten gegen den Standort in Stainach. Angeführt wird etwa der Naturschutz, die Zufahrten, die mangelnde Wasserversorgung und sogar die Gebäudehöhe, die eine in der Nachbarschaft befindliche Kirche überragen könnte.
Dass sich ohne neues Krankenhaus keine Diensträder für Ärzte, Hebammen oder Physiotherapeuten mehr ausgehen würden, wird von den steirischen Oppositionsparteien ebenso ignoriert wie der Umstand, dass ein größeres Krankenhaus eine hohe Behandlungs- und Ausbildungsqualität garantiert.
Eine ganz besondere Art des politischen Kleingeldsammelns im Gesundheitsbereich betreibt übrigens nach wie vor die FPÖ. Anstatt sich darüber zu freuen, dass Corona dank der rasch entwickelten Impfstoffe – aber auch wegen weniger aggressiven Virusvarianten – endlich besiegt werden konnte, hetzen Kickl und Co immer noch mit voller Kraft gegen die Bundesregierung, die sich Anfang 2022 nach über 20.000 Todesopfern nicht mehr anders zu helfen wusste als mit einem Impfpflichtgesetz. Und so sind bis heute zumindest drei Viertel der Österreicher vollständig gegen Covid-19 geimpft und geboostert. Das restliche Viertel erweist sich jedoch als gefährlich standhaft. Gefährlich deshalb, weil viele Kickl-Fans nicht nur die Covid-Impfung verweigern, sondern für ihre Kinder auch die lebenswichtige MMR-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln. Es ist nicht damit zu rechnen, dass die FPÖ bis zur Nationalratswahl einen Impfappell – zumindest für die beiden MMR-Impfungen – an die Bevölkerung richten wird. Und auch nicht damit, dass sie bei diesem wichtigen Wahlgang den ersten Platz verfehlen wird. Schwurbeln bringt es also doch!
Tandl macht Schluss! Fazit 200 (März 2024)
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