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Fazitthema Entrepreneurship

| 6. Juni 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 203, Fazitthema

Foto: Klaudia Kowalczyk

Sie kommen aus dem Nichts und machen innerhalb weniger Jahre Millionenumsätze. Dahinter steht oft nur eine Idee. Startups sind etwas völlig anderes als klassische Unternehmensgründungen. Sie haben das Entrepreneurship in wenigen Jahren rasend schnell verändert. Ein Text von Johannes Roth.

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Es war eine Nachricht, die nicht nur in Graz für Aufsehen sorgte: Die Rede ist von der Fifteen Seconds Events GmbH, die zwei Wochen vor einem geplanten Megaevent wegen fehlender Sponsoren nach zehn Jahren Insolvenz anmelden musste. Ein herber Schlag für die junge, hippe Unternehmerszene, die sich dort über jene Trends im Marketing informieren wollte, die das Bild unternehmerischer Neugründungen in den kommenden Jahren prägen werden. 8.000 Besucher aus 30 Ländern hatten sich angekündigt und dafür tief in die Tasche gegriffen: Wer einen Festival-Pass für das zwei Tage dauernde Event erwerben wollte, musste für ein Early-Bird-Ticket etwa 300 Euro bezahlen. Dafür sollten sie, wie jedes Jahr, an der geballten Expertise von etwa 200 Speaker internationaler Topunternehmen teilhaben dürfen, die ihnen davon erzählen sollten, wie man sich in einem Businessumfeld, das sich immer schneller verändert, in Zukunft behaupten kann.

Die Besucher des Festivals hatten oft große Träume: unternehmerische Freiheit, schnelles Geld und Blitzkarrieren, inspiriert auch von den Gründern von Fifteen Seconds, die mit »Marketing Rockstars« ein neues Eventformat in Graz etablierten. Ihr Startup bot enormes Wachstumspotenzial und gewann 2017 das Design- und Strategieunternehmen Moodley als Mehrheitsinvestor. 2022 kauften die Gründer die Unternehmensanteile zurück und holten zwei langjährige Mitarbeiter als Gesellschafter an Bord. Das ging 2023 noch gut, 2024 aber veranlasste die wirtschaftliche Lage die Hauptsponsoren dazu, ihr Engagement zu überdenken. Das Startup für Startups ist bis auf Weiteres Geschichte.

Neue Form des Unternehmers
Es sind nicht unbedingt die Gen-Z-Leute, die derartige Festivals frequentieren, sondern Menschen, die gerne gewillt sind, ein paar Jahre Vollgas zu geben, sich im Marketing aufzureiben, um dann am Ende des Tages mit einer Unternehmensbeteiligung oder, besser noch, einem Exit belohnt zu werden. Ihr Zugang zum Business unterscheidet sich meist diametral von dem, was die Generation der Boomer von ihren Vorfahren als Konzept erfolgreicher Unternehmensgründungen kennengelernt hat: klein anfangen, langsam wachsen, eine mediokre Risiko- und eine hohe Verantwortungsbereitschaft an den Tag zu legen. Kurz: Menschen, denen die Formel »weniger ausgeben als einnehmen« als Grundlage für Profit und Basis des unternehmerischen Erfolges dient. Erfolg, der lange dauern und, wenn möglich, eine mitarbeitende Familie über Generationen wirtschaftlich absichern sollte. Wobei es natürlich auch früher schon Unternehmen gab, die auf ähnlichen Prinzipien beruhten wie heutige Startups: eine gute Idee, ein finanzkräftiger Investor und unternehmerisches Talent.

Ein schönes Beispiel dafür lässt sich in Venedig finden, westlich vom Markusplatz in der Calle Vallaresso 1323; dort befindet sich seit 1931 der Eingang zu Harry’s Bar, einer Unternehmung, die alles hat, was man sich als Entrepreneur erträumen kann: weltweite Markenbekanntheit, ebenso viele Innovationen wie Nachahmer und herausragenden wirtschaftlichen Erfolg – das Urbild eines Startups quasi. Giuseppe Arrigo Cipriani gründete
die Bar in einem Lagerhaus mithilfe seines Freundes, dem amerikanischen Investor Harry Pickering, und machte sie durch Innovationskraft groß: Er servierte kleine Speisen zu selbst kreierten Drinks. Beides war von so herausragender Qualität, dass die kleine Bar schnell zum gastronomischen Venedig-Pflichtprogramm gehörte wie die heiße Schokolade im Caffè Florian oder die Fritto Misto am Fischmarkt. Das Hühnersandwich ist immer noch legendär, ebenso der Bellini und das Carpaccio, das er nach einem Renaissancemaler benannte und für eine Stammkundin mit Magenproblemen erfand. Der kulinarische Spirit beeindruckte nicht nur Größen wie Humphrey Bogart oder Ernest Hemingway. 90 Jahre später besitzt die Familie Cipriani eine Hotelkette, Bars, Restaurants, Immobilienunternehmen und Nahrungsmittelindustrie-Gesellschaften weltweit. Hauptanteilseigner ist immer noch der Sohn des Gründers, Arrigo Cipriani, dessen 1965 geborener Sohn Guiseppe als designierter Nachfolger die Geschäfte führt. An heutigen Maßstäben gemessen ist Harry’s Bar ein ehemaliges Startup, das durch entsprechendes Upscaling einen nachhaltigen Unternehmenserfolg erlangt hat.

Parallelwelt des Wirtschaftens
Unternehmerische Erfolgsgeschichten haben sich im Internetzeitalter verändert. Smartphones, soziale Medien und zurückhaltende Banken bieten Gründern neue Chancen und Risiken. Neben klassischen Gründungen gibt es eine aufstrebende Business-Parallelwelt, einen im wahrsten Sinne des Wortes Hoffnungsmarkt: Generell sinkt die Überlebensrate von Neugründungen seit Jahren, bei Startups ist sie besonders niedrig. 38,3 Prozent der 2016 in Österreich gegründeten Unternehmen waren 2021 noch aktiv. Die Überlebenschance eines Startups in den ersten drei Jahren liegt bei etwa eins zu zehn. Diese hohe Ausfallsquote macht das Startup-Dasein zu einer Geisteshaltung: hohes Risiko, schnelles Wachstum, hoher Ertrag.

Es sind dabei durchaus nicht nur die eben erst gegründeten Startups, die in wirtschaftliche Turbulenzen geraten. Im Gegenteil: Auch die ganz Großen bleiben nicht davor verschont, Bekanntschaft mit den ehernen Gesetzen des Marktes zu machen. Fifteen Seconds ist in guter Gesellschaft – wobei in der Startup-Szene gravierende wirtschaftliche Turbulenzen nicht automatisch das Aus bedeuten müssen. Oft werden die Assets aus der Konkursmasse gekauft und der Service unter neuem Namen erneut angeboten. Das Grazer Startup Bike Citizens ist ein Beispiel dafür: Die Geschäftsführerin gründete unter dem Namen Smettly GmbH mit einem neuen Partner einfach das Unternehmen neu. Oder App Radar: Das Unternehmen wurde an ein amerikanisches Startup verkauft, die Gläubiger konnten ausbezahlt werden, das Team in Graz macht weiter.

Einhörner in Schwierigkeiten
Oder man geht den harten Weg. Man strukturiert um, baut Mitarbeiter ab, oder »pivotet«, wie man in der Szene sagt, man ändert also das Geschäftsmodell. Von solchen Überlegungen bleiben auch die sogenannten »Unicorns«, also Startups, die mit über einer Milliarde Dollar bewertet werden, nicht verschont. Sechs davon gibt es bei großzügiger Auslegung der Definition (Milliardenbewertung innerhalb von zehn Jahren nach der Gründung) hierzulande, darunter BitPanda und GoStudent – und beide haben nach Corona eine harte Zeit hinter sich.

»GoStudent«, das sich auf Online-Nachhilfe spezialisiert hat, musste zur Kenntnis nehmen, dass man zum Erreichen der Profitabilität auch die Ausgabenseite eines Unternehmens betrachten müsse, zumal dann, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern. In drei Wellen trennte sich das Unternehmen also von hunderten Mitarbeitern, nachdem man noch 2022 ein 300-Millionen-Investment eingesammelt und drei Unternehmen übernommen hatte. Aus der Bilanz wurde ersichtlich, dass das Unicorn 220 Millionen Euro Verlust geschrieben hatte, was sich mit dem Verlustvortrag aus dem Jahr davor auf 314 Millionen Euro summierte. Heute ist das Unternehmen umstrukturiert, verschlankt, die Startup-Unternehmenskultur gestrafft und letztlich den Meilenstein der Profitabilität erreicht.

Hohe Bewertung, niedrige Gewinne
Auch »BitPanda«, ein Startup, das sich mit Kryptowährung beschäftigt, schrieb dem Branchenblatt »Brutkasten« zufolge nach einer Erfolgswelle 2021 (477,9 Millionen Euro Umsatz und 37,5 Millionen Euro Gewinn) 2022 tiefrote Zahlen. Nach einem herausfordernden Jahr habe man hart daran gearbeitet, die notwendigen Maßnahmen für die schnelle Rückkehr zur Profitabilität im Jahr 2023 umzusetzen, berichtet Brutkasten.

Auf die verbesserte finanzielle Performance arbeitet auch ein steirisches Startup hin, das nach 2022 in argen Troubles war: Niceshops. 20 Prozent der Belegschaft, etwa 90 Mitarbeiter, mussten das Unternehmen verlassen, weil man die Wachstumsstrategie nicht rechtzeitig angepasst hatte. Man hat aus den Fehlern gelernt, trennt sich nicht nur von Mitarbeitern, sondern auch von wenig profitablen Geschäftsbereichen und ganzen Marken; die Unternehmensakquise lässt man erstmal sein, bis man wieder schwarze Zahlen schreibt. Das soll noch heuer so weit sein, prognostiziert das Unternehmen, und wenn der Markt wieder auf Vor-Corona-Niveau ist, werde man die ursprüngliche Wachstumsstrategie wieder weiterverfolgen, so Nicehshops.

Maßgeblicher Wirtschaftsfaktor
Nicht jede gewerbliche Neugründung (von denen es vergangenes Jahr 36.380 in Österreich gab) gilt übrigens als »Startup«. Man nimmt an, dass die »echten« Startups nur einen relativ geringen Anteil daran haben – man geht von etwa einem Prozent aus. Der Austrian Startup Monitor (ASM) erfasst seit 2012 österreichische Unternehmen, die die Kriterien erfüllen, um als »Startup« zu gelten: Sie sind jünger als zehn Jahre, ihre Dienstleistungen, Produkte oder Technologien sind innovativ und sie haben ein signifikantes Umsatz- oder Mitarbeiterwachstum bzw. streben es an. 38 Prozent sind »Green & Social Impact«-Startups, durchschnittlich hat ein österreichisches Startup zwölf Mitarbeiter, 24 Prozent der Gründungen sind akademische Spinoffs. Sehr oft sind sie technologiegetrieben. Und sehr oft sind sie – was mit ein Grund für ihr häufiges Scheitern ist – nicht auf nachhaltigen Unternehmenserfolg ausgerichtet: Startups sind vielmehr Geschäftsideen, die kapitalisiert sind, ohne zu wissen, wie gut sie sind. Was nicht heißen soll, dass in der Szene in Wildwestmanier investiert wird. Im Gegenteil: Wer die wirklich großen Summen lukrieren (»fundraisen«) will, muss zunächst unter Beweis gestellt haben, dass das Geschäftsmodell tatsächlich funktioniert und der Markt dafür tatsächlich vorhanden ist. Das gelingt immer mehr Unternehmen: Mittlerweile haben laut Austrian Startup Monitor mehr als vier von zehn Startups in Österreich den Breakeven geschafft.

Am Anfang standen Businessplan-Wettbewerbe
Begonnen hat die Geschichte der Startups Mitte der Neunzehnneunzigerjahre. In den USA hatte das Beratungsunternehmen McKinsey eine brillante Marketingidee: Businessplan-Wettbewerbe sollten amerikanische Studenten dazu anregen, eigene Unternehmen zu gründen – ein Konzept, das sehr bald auch in Europa Furore machte. Gleich nach dem Studium ohne Geld und nur mit einer Idee Unternehmensgründer zu werden und von schnellen internationalen Erfolgen zu träumen – dieser Gedanke schien selbst in den Neunzehnneunzigern, als die Banken sich noch nur aufgrund einer Geschäftsidee zu Kreditvergaben hinreißen ließen, relativ verwegen. Umso verführerischer war der Gedanke, nur mit einem Businessplan einen der damals spärlich gesäten Risikokapitalgeber zu überzeugen und dann nicht den klassischen Weg gehen zu müssen, um reich zu werden: Nämlich zuerst die Idee umzusetzen, einen soliden Unternehmenswert aufzubauen und den Profit in der Gewinnmaximierung zu suchen.

Von »Dragons Den« zu »Zwei Minuten, Zwei Millionen«
Viel weniger mühsam war es, nicht den Erfolg, sondern das Potenzial an diejenigen zu verkaufen, die es mit ihren finanziellen und personellen Ressourcen heben konnten. Die Dotcom-Blase war eben dieser unternehmerischen Haltung geschuldet; sie platzte zwar, aber die Idee an sich war zu verführerisch, um aufgegeben zu werden. Endgültig en vogue wurde das Startup-Ökosystem ab 2001 – das Jahr markiert das Entstehen eines der erfolgreichsten Reality-TV-Formate weltweit: »Die Tiger des Geldes« ist der Titel einer japanischen Fernsehshow, in der Entrepreneure öffentlichkeitswirksam ihre Geschäftsideen vor einem Panel von Risikokapitalgebern präsentieren durften. Das Format setzte sich durch. Ab 2005 brachte die BBC eine ähnlich konzipierte Show unter dem Titel »Dragons Den« heraus, in Deutschland übernahm man es unter dem Titel »Die Höhle des Löwen« und in Österreich war es »Zwei Minuten, zwei Millionen«, die dem Geschäftsmodell Startup die nötige Publizität verlieh.

Publicity ist das eine, harte Euros sind das andere. Ab 2007 brachten die Samwar-Brüder in Berlin die Kassen zum Klingeln und läuteten damit nach den Dotcoms die zweite Phase der deutschen Startups ein. Ihr Geschäftsmodell, Rocket Internet, verließ sich nicht auf ein einzelnes Startup, sondern brachte eine Vielzahl davon in Stellung. Die Ideen holten sie sich aus den USA: Wann immer dort ein Onlineunternehmen auf dem Markt überzeugen konnte, klonten Marc, Oliver und Alexander Samwer es: Gleicher Business Case, aggressives Marketing, anderer Name, europäischer Markt. Mit dem Unternehmen sind heute noch große Namen verbunden: »Delivery Hero« (Foodora), »Zalando« oder »Westwing« sind nur drei davon. Es war nicht nur der Erfolg der Samwer-Brüder, der der Startup-Szene in Österreich neuen Auftrieb gab. Nach der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 stellte sich die Branche neu auf: Investoren und Venture-Capital-Geber sahen genauer hin, die Goldgräberstimmung war zunächst ein wenig gedämpft. Wer ab 2010 Geld mit einem Startup verdienen wollte, der musste schon den Nachweis erbringen, dass die Idee funktioniert. Auf dieser Basis ließ sich Business machen: 2011 gründete sich Speedinvest, ein Risikokapital-Fond zur Finanzierung von Startups, der mittlerweile über eine Milliarde Euro schwer ist.

Hohe Exits
2012 ging dann ein spektakulärer Exit über die Bühne: Die Grazer Firma »Runningball«, die erst 2007 gegründet worden war, hatte sich mit einer Analysesoftware und 1.000 Scouts in kürzester Zeit im Sportwetten-Geschäft unentbehrlich gemacht. Insgesamt 200 Millionen Dollar soll der Grazer Gründer mit dem Verkauf an die britische »Perform Group« verdient haben. 2015 machte dann ein weiterer Exit der breiten Öffentlichkeit bekannt, wie lukrativ Startups sein können – und im Unterschied zum Runningball-Deal war hier von Diskretion nichts zu spüren. Das oberösterreichische Unternehmen »Runtastic«, das 2006 aus einem Projekt der FH Oberösterreich entstanden war und seit 2009 als Runtastic firmierte, war bereits 2013 mehrheitlich an Axel Springer verkauft worden. Der Unternehmenswert bei der Transaktion wurde damals mit 22 Millionen Euro angegeben, Springer übernahm etwas mehr als 50 Prozent. Nur zwei Jahre später übernahm Adidas die Anteile von Axel Springer sowie die eines Privatinvestors und der Gründer um 220 Millionen Euro – womit sich der Wert des Unternehmens in nur 24 Monaten verzehnfacht hatte. Es blieb Österreichs größter Exit bis 2021, als das auf Software für Ladestationen für Elektroautos spezialisierte Unternehmen has.to.be aus Salzburg für 250 Millionen Euro an den US-Ladeinfrastrukturanbieter »ChargePoint« verkauft wurde.

Startups-Finanzierung
Am Beginn dieser Entwicklung steht eine möglichst hohe Unternehmensbewertung. Das Prinzip ist simpel: Startups überzeugen mit ihrer Idee die Gründungsinvestoren, die das Unternehmen zunächst finanzieren und mit Eigenkapital ausstatten. Je überzeugender die Idee, desto höher die Einlagen – was wiederum nominell den Ausgangswert festlegt. Meist reicht das Geld der Gründer jedoch hinten und vorne nicht, um die ehrgeizigen Wachstumspläne voranzutreiben. Weitere Investoren werden gesucht. Wer jetzt sein Geld ins Unternehmen steckt, tut das in der Hoffnung, dass sein Investment dazu beiträgt, den Unternehmenswert signifikant zu steigern. Es ist im Prinzip eine Wette darauf, wie plausibel der Businessplan des Startups ist – weshalb Investoren sich auch ganz genau ansehen, ob das dahinterstehende Team überhaupt in der Lage ist, die Erwartungen zu erfüllen. Knackpunkt ist in jedem Fall die Bewertung eines Unternehmens, das meist tiefrote Zahlen schreibt und keine oder keine nennenswerten Einnahmen generiert. Um die Bewertungen von Unternehmen nicht den Behauptungen der Gründer zu überlassen, gibt es Verfahren wie die Venture-Capital-Methode. Hierbei legt das Unternehmen dem Kapitalgeber eine Cashflow-Prognose vor, und der Unternehmenswert wird auf Basis der prognostizierten EBITDA (Cashflow vor Steuern) mit einem branchenspezifischen Multiplikator berechnet. Beispielsweise wird ein Med-Tech-Startup mit einem erwarteten EBITDA von 100.000 Euro und einem Multiplikator von 24,8 auf 2,88 Millionen Euro bewertet. Dieser Wert wird aufgrund des Risikos mit einem Zinssatz von 28 bis 40 Prozent jährlich diskontiert. Wenn die Bewertung in drei Jahren 2,88 Millionen Euro betragen soll, wird dieser Wert um 30 Prozent pro Jahr abgezinst, was zu einem aktuellen Unternehmenswert von etwa 1,3 Millionen Euro führt.

Lebhafte Startup-Szene in der Steiermark
Die Steiermark kann jedenfalls stolz auf ihre Startup-Szene sein. Neben Wien und Oberösterreich gehört sie laut ASM zu den drei größten Startup-Standorten, insbesondere auch was den Umsatz betrifft. Steirische Unternehmen generieren häufiger überhaupt Umsätze, nur 23 Prozent der heimischen Startups erzielen noch keine Umsätze (im Vergleich zu 28 Prozent in Restösterreich). »Besonders auffallend ist der Anteil der Startups, die mehr als eine Million Euro Umsatz erzielen, der mit 17 Prozent höher ist als in den anderen Bundesländern (13 Prozent). Die Steiermark hat auch einen hohen Anteil von Unternehmen, die bereits viele Mitarbeiter beschäftigen. Dies führt dazu, dass in der Steiermark der Anteil von Scale-ups im österreichischen Vergleich besonders hoch ist«, so der ASM für 2023. Die Zahlen sprechen für sich: 411 steirische Startups arbeiten an Innovationen, 17,3 davon haben bereits mehr als 500.000 Euro externes Eigenkapital aufgestellt. Kein Wunder, dass Startups politisch hierzulande stark umworben sind und mitunter hoch gefördert werden – SFG und FFG sowie AWS helfen bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen nicht nur mit Rat und Tat, sondern ganz konkret mit finanzieller Grundausstattung. Es sind hervorragende Bedingungen für Innovation, die sich auch in der Zahl der Patentanmeldung niederschlagen: Im Schnitt werden, berichtet die WKO, wöchentlich neun steirische Patente beim Patentamt angemeldet. Tendenz steigend.

Fazitthema Fazit 203 (Juni 2024), Foto: Klaudia Kowalczyk

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