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Außenansicht (54)

| 12. Juli 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Außenansicht, Fazit 204

Einheit der Mehrheit mit innerer Vielfalt. Ich bin kein großer Fan der Fußballeuropameisterschaft. Ohne ein Fachmann auf diesem Gebiet zu sein, sind – so glaube ich – die Spiele zum Beispiel der Champions League auf einem anderen Niveau. Wie sich Real Madrid heuer den Titel geholt hatte, war einfach faszinierend. Doch da ist eine andere Dimension dieser EM, die mich dennoch fasziniert – die Begeisterung der Zuseherinnen und Zuseher. Auf Youtube lief ein kurzer Film von indischen Einwanderern in Deutschland, die zu ihrer traditionellen Musik in deutschen Fußballdressen ihre Begeisterung für das deutsche Team zeigten.

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Vor dem Spiel Holland gegen Polen standen in den Straßen Hamburgs dicht gedrängt Zehntausende in Orange gekleidet, singend und tanzend. Langsam bewegte sich die Masse in Richtung Stadion. Das wird mir sicherlich als Rassismus vorgeworfen – doch ich sah unter den vielen Frauen im Publikum keine mit Kopftuch. Ich sah keine Gruppen mit Palästina-Fahnen, die den Fußballspielern von den Rängen aus zuriefen: »Genozid, Genozid!«

Ich sah keine vermummten Männer und Frauen mit schwarz-weißen Geschirrtüchern über den Schultern, die das Publikum fragten, ob unter ihnen Zionisten wären. Religion, Herkunft und Ansichten der Spieler und des Publikums spielen keine Rolle. Was sie verbindet, ist die Begeisterung für das eigene Team, das stolz das Land und die angereisten Fans repräsentiert.

Kreischende, vermummte Hysteriker, die den 7. Oktober feiern, die Terrorgruppe Hamas bejubeln und ein »Freies Palästina« fordern – was so viel bedeutet, dass eine terroristische Organisation ein eigenes Land bekommen würde –, verschwanden aus den Nachrichten, wurden zur Fußnote reduziert – also dorthin, wo sie von Beginn an hingehörten. Ein paar Vermummte stürmen immer noch McDonalds-Lokale und Starbucks-Cafés, doch es nimmt sie keiner mehr ernst, sie repräsentieren endlich die Lächerlichkeit, die ihnen zusteht.

Selbst auf den Universitäten ist es ruhig. Die Sommerferien haben begonnen und die Mäderln und Buberln, die eine Jahresgebühr von bis zu 90 000 Dollar verbrannten, weil sie die Abschlussprüfungen versäumten, machen jetzt Urlaub, wieder mit dem Geld der Eltern. Diese werden sicherlich stolz sein auf den Erfolg ihrer Kinder und gerne noch etwas drauflegen, auf dass der engagierte Nachwuchs sich erholen kann von den vielen Nächten in den engen Zelten vor den Universitäten.

Die vollen Fußballstadien, die fröhlich feiernden Fans in den Städten, wo die Spiele stattfinden, und in den Fanzonen verbreiten Hoffnung. Hoffnung, dass eine radikale, zugewanderte Minderheit, die unseren Alltag ablehnt, und versucht, unsere Lebensart zu ändern, sie zu dominieren, scheitern wird. Die laute, selbstbewusste Mehrheit reduziert die Bedeutung der Minderheit, auch wenn diese es versteht, den Eindruck zu erwecken, als zukünftige Mehrheit aufzutreten.

Schade, dass sich der nationale Stolz nur im Sport zeigt. Wäre dieser übertragbar auf den Alltag, gäbe es eine korrigierende Gewalt gegenüber den Massenaufmärschen der Muslime, die nach dem Kalifat rufen, die Israel und die USA verteufeln, Frauen in den Straßen belästigen, die sich gemäß der westlichen Tradition kleiden, und immer wieder die Botschaft verbreiten, dass sie in ein, zwei Generationen ohnehin den Westen kontrollieren würden.

Ihre indirekten Unterstützer, ständig nach »Vielfalt« rufend, haben vergessen, dass auch ein Stadion voller begeisterter Fans eine innere Vielfalt repräsentiert. Unter ihnen sind Bauern und Ärzte, Handwerker und Busfahrer, Lehrer und Künstler; sie kommen aus Dörfern und Großstädten, sind schwul, lesbisch, heterosexuell oder fühlen sich wohl in einem neuen Körper. Dennoch bildet diese Vielfalt eine Einheit.

Die Einheit in der Vielheit wird geprägt durch Eltern, Verwandte, Religion, Erziehung, Schule, Sprache, Kultur und Tradition. Das ist die innere Vielfalt der Fußballfans, die nach außen eine Einheit bilden, in ihrer Unterschiedlichkeit aber die Gemeinsamkeit haben, eine bestimmte Mannschaft zu unterstützen. Die begeistert sind, wenn ihr Team gewinnt, oder manchmal in Tränen ausbrechen, wenn es verliert. Das ist die verbindende innere Vielfalt, die wir bewahren und verteidigen müssen.

Außenansicht #54, Fazit 204 (Juli 2024)

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