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Diplomatische Vertretung

| 12. Juli 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 204, Fazitbegegnung

Foto: Andreas Pankarter

Das Treffen mit Nicole Prutsch findet zwanglos im schattigen und grünen Innenhof des Spitals der barmherzigen Brüder in der Marschallgasse statt, eine der Wirkungsstätten ihres Vereins Lichtblick.

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Sie ist für mich keine Unbekannte, aber ich bin gespannt, mehr über sie und ihr Leben zu erfahren – mehr als ich am Ende in diese Zeilen pressen kann. Quirlig und gesprächig, wie sie ist, springt Niki, wie sie von ihren Freunden genannt wird, schnell von einem Thema zum anderen – gut es liegt auch ein wenig an meiner unkoordinierten Interviewführung. Nach einem Tipp von ihr für ein cooles Burger-Restaurant in Wien Mariahilf strebe ich an, das Gespräch in geordnete Bahnen zu lenken.

Fangen wir doch bei der Familie an, schlage ich ihr vor und erfahre: Nicole Prutsch ist österreichisch-schweizerische Doppelstaatsbürgerin, eine nicht allzu häufige Kombination. Ihr Vater hat seine spätere Frau, die damals am Flughafen Kloten arbeitete, auf einer Geschäftsreise in der Schweiz kennengelernt, kurioserweise als er den Zug nehmen musste, weil das Auto in der Werkstatt weilte. Es war aber jedenfalls der Beginn einer glücklichen ehelichen Verbindung, die voriges Jahr das Goldene Jubiläum feierte. Die Kinder der Familie, Nicole, ihr Bruder Andreas und ihre Zwillingsschwester Alice, wuchsen in der Steiermark auf, verbrachten aber fast alle Ferien in der Schweiz, genauer im Kanton Schwyz, sodass sie mit deren Kultur und Sprache vertraut wurden. Die Mutter Theres ist nicht nur im hiesigen Schweizerverein Mitglied, sondern nach wie vor aktiv im Schützenverein mit Bewerben im Sturmgewehrschießen sowie unterwegs in rotem Sportflitzer im Design der Schweizer Flagge. Der Vater Alois ist den Leisten treu geblieben und bis heute im Schuhbusiness tätig, früher als Leiter der Schuhfabrik Stefan, fungiert er bis heute als Inhaber des »Schuhwerks«, einem Spezialgeschäft für von Hand gefertigte rahmengenähte Qualitätsschuhe.

Die vielfältige und facettenreiche Karriere von Nicole Prutsch beim Land Steiermark kann an dieser Stelle nur rudimentär zusammengefasst werden. Zunächst als Sprecherin von Waltraud Klasnic tätig, wechselte sie später ins Wissenschaftsressort zu Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder, wo sie unter anderem für die Veranstaltungsreihe Geist & Gegenwart in Seggauberg verantwortlich zeichnete. Nach einem Intermezzo im Kabinett Sebastian Kurz I kehrte sie zurück in die Steiermark und leitet nun nach einer Zwischenstation als Pressesprecherin bei der SFG seit zwei Jahren das Büro für Auslandssteirer (und natürlich Auslandssteirerinnen). Dieses gehört zum Referat Europa und Internationales in der Abteilung 9 der Landesverwaltung, das unter die Verantwortung von Landesrat Werner Amon fällt.

Mit dieser Aufgabe hat Nicole Prutsch eine Berufung gefunden, in der sie sich vollkommen zuhause fühlt und mit viel Herzblut dabei ist. Ein Grund dafür ist, dass ihr diese Thematik als Doppelstaatsbürgerin von Jugend auf vertraut ist. Als (auch) Schweizer Staatsbürgerin gehört sie unter anderem dem Rat der Auslandsschweizer an, einem exklusiven Gremium, dem zurzeit nur vier Personen aus Österreich angehören, bei insgesamt weltweit (!) 140 Mitgliedern. Eine analoge Vereinigung gibt es mit dem Weltbund der Auslandsösterreicher, der sich seit 1952 nicht nur für deren Interessen einsetzt, sondern auch deren wichtige Rolle als Aushängeschilder für unser Land propagiert. Beim Wettbewerb für kreative Ideen zur Verbesserung des Serviceangebotes gewann Nicole Prutsch, die auch im Vorstand des Weltbundes aktiv ist, einen Preis mit ihrer Initiative »Lerne deine Heimat kennen«. Die Idee dahinter ist, Kindern aus Familien von Auslandsösterreichern einen Aufenthalt in der alten Heimat zu ermöglichen, um einerseits die eigene Herkunft zu erkunden, aber auch mit anderen Jugendlichen aus dem Ausland kulturellen Austausch zu erleben.

Begeistert berichtet Nicole Prutsch von der seit Anfang 2023 laufenden Serie »Wödsteira« in Kooperation mit den Regionalmedien Austria, die mit Text und Video erfolgreiche und bekannte Steirer und Steirerinnen aus der ganzen Welt zu Wort kommen lässt. Die Palette der Persönlichkeiten reicht von der Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz über Starkoch Johann Lafer und Model Elfi Seewoo bis hin zu Meinrad Spenger, der 2006 in Spanien ein Telekomunternehmen gegründet hat. Neben dem Beruf liegt ihr der Verein Lichtblick sehr am Herzen und sie freut sich über den nun wieder stetigen Zuwachs an Ehrenamtlichen nach der Pandemiezeit.

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Nicole Prutsch wurde am 14. März 1975 in Graz als Tochter einer Schweizer Mutter und eines österreichischen Vaters geboren. Nach Studium und beruflichen Stationen in der Werbewirtschaft folgten mehr als 20 Jahre in verschiedenen Ressorts des Landes Steiermark. Seit 2022 ist sie Referentin im Büro für Auslandssteirer in der Abteilung Europa & Internationales. Daneben wirkt sie als Obfrau des Vereins Lichtblick, dessen ehrenamtliche Mitglieder in den Ambulanzen steirischer Spitäler wartende Patienten und Patientinnen betreuen.

Fazitbegegnung, Fazit 204 (Juli 2024) – Foto: Andreas Pankarter

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