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Raus aus Hierarchie

| 12. Juli 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 204, Serie »Erfolg braucht Führung«

Carola Payer im Gespräch mit Robert Payer, dem Gründer eines Ingenieurbüros.

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Die Firma »PH-Mflow« ist ein eigentümergeführtes Ingenieurbüro für Wirtschaftsingenieurwesen mit Sitz in Graz. Es ist spezialisiert auf das Projekt- und Abwicklungsmanagement im Industrieanlagenbau und die damit verbundenen Aufgaben entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Kunden des Ingenieurbüros schätzen das kompetente Lösen von Problemstellungen gepaart mit kurzen Reaktionszeiten und der richtigen Dosis an »Hemdsärmeligkeit«. Robert Payer, Eigentümer und Geschäftsführer ist ein sogenannter Krisengründer. Er hat sein Angestelltenverhältnis aufgekündigt und ist mit seinem Unternehmen in der ersten Phase der Coronazeit auf den Markt gegangen: »Ich wollte mich einfach mehr auf die Arbeit konzentrieren und weniger, wie in vielen Unternehmen noch gelebte Praxis, mit politischen und hierarchischen Strukturen beschäftigen. Außerdem hatte ich den Drang und die Vision, es anders zu machen, als es in unseren Routinen gelebt wurde. Anders heißt, die Abwicklung im Fokus zu haben, mit dem Team gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und vor allem einen Rahmen zu schaffen, wo es darum geht zum Kunden hinzuleisten, und nicht nach Anwesenheit im Unternehmen bewertet zu werden.« Durch die Coronazeit war der Weg sehr steinig. Robert Payer: »Ich hatte gekündigt, ohne einen echten Plan zu haben. Ich wollte immer im Projektmanagement sein. Nach der Befähigungsprüfung für das reglementierte Gewerbe »Ingenieurbüro« habe ich das Unternehmen als Einzelunternehmer von zu Hause aus gestartet. Ich wollte mich aber von Anfang an auf das Projektgeschäft konzentrieren und konnte daher nach vielen Gesprächen den Geschäftsführungsprofi Wolfgang Hochfellner als Partner gewinnen. Dieser hat dafür seinen Lebensmittelpunkt auch wieder nach Österreich verlegt. Gemeinsam haben wir dann den ersten Businessplan erarbeitet und Ende 2019 wurde dann die PH-Mflow als Kapitalgesellschaft gegründet.« Das erste Jahr wurde für das Unternehmen hart, weil der erste Lockdown genau nach der ersten Runde der Kundenakquisition verhängt wurde. Die Angst der Unternehmer zu investieren und das vorsichtige Agieren am Markt hatte großen Einfluss auf Projektzusagen. Robert Payer: »Wir hatten damals bereits drei Leute eingestellt und Vorleistungen erbracht.« Optimismus und Zuversicht war zu dieser Zeit die wichtigste »Droge« für das Team. Robert Payer: »Wichtig dabei war einfach der Glaube an uns, unser Schaffen und das wir den Kunden bestmöglich unterstützen können. Wir konnten das erste Jahr mit einer glatten Null abschließen.«

Augenhöhe und transparente Kommunikation
In ihrem Unternehmen wird Kollegialität gelebt und offenen Kommunikation und Information steht nicht in langweiligen Leitbildern, sondern findet regelmäßig statt. Robert Payer: »Die Mitarbeiter sollen immer wissen wo wir und sie stehen und wohin unsere Reise geht. Wir vermeiden dadurch die Gerüchteküche oder den destruktiven Kaffeeküchentratsch. Wir haben einmal pro Woche ein Geschäftsführungs-Jour Fix und kommunizieren alle Informationen mit einer einheitlichen und ehrlichen Sprache. Unkonkretes wird nicht kommuniziert. Ein wichtiges Prinzip ist auch das Vertrauen in die Mitarbeiter und ihnen auch was zuzutrauen. Wir bieten sehr flexible Arbeitszeiten und Homeoffice an. Zur Förderung des kollegialen Klimas engagieren wir uns auch für Sozialprojekte, wie zum Beispiel – Kochen in der Marienküche. Wir haben als Team auch schon mal zwei Zimmer in einer sozialen Einrichtung ausgemalt. Nur Spaß darf aber auch sein, wie zum Beispiel bei unseren beliebten Skitagen.«

Statt optimales Projekt – agiles Bewegen im Projekt
Robert Payer: »Das optimale Projekt gibt es nicht. Es ändert sich ständig was in den Projektphasen, entweder beim Kunden, im Umfeld, bei Lieferanten, mit Bedingungen etc. Viel wichtiger ist das bewusste Gestalten der Phasen im Projekt. Ganz wesentlich sind die Auftragsklärung und Recherche am Beginn. Am Start des Projektes sollten alle relevanten Informationen da sein. Wenn sich dann was ändert, musst du flexibel darauf reagieren. Wir haben immer alle Augen und Ohren offen. Du solltest alle Warnsignale hören, ständig hinterfragen, Tatsachen und neue Möglichkeiten ausloten. Mein Motto ist: »Ich möchte der Kutscher im Projekt sein und nicht das Pferd.« Man muss trotz aller Umstände immer Gestalter bleiben, und bestimmen, wohin die Reise geht und wie.« Dafür wurden bei PH-Mflow intern auch gute Werkzeuge entwickelt, wie diverse Abstimmungsroutinen, MS-Office-Werkzeuge aber auch die verschiedenen Teamkonstellationen für die Projekte. Robert Payer: »Die Aufgaben in unserem Geschäft sind nicht starr und sehr vielfältig. Da braucht es die richtigen Leute mit Erfahrung.«

Technisch-wirtschaftliche Allrounder
Wie für derzeit viele Unternehmen ist es auch für PH-Mflow schwierig Mitarbeiter zu finden. Alle Kanäle, vom Inserat bis zum Headhunter werden genutzt. Robert Payer setzt auf eine breite Ausbildung der Mitarbeiter: »Wir bieten unseren Mitarbeitern eine generalistische Ausbildung an. In Konzernen wird man eher zum Spezialisten ausgebildet. Bei uns können Mitarbeiter sich ein breites Spektrum an Wissen aneignen.« Gesucht werden Mitarbeiter, die teamfähig sind und ein technisches Grundverständnis für Maschinenbau und Betriebswirtschaft haben. Auch Techniker, die über Ausbildungen im Lehrberuf, wie Schlosser oder Schweißer verfügen und die genug vom Baustellen- oder Industriebetriebsleben haben und in Richtung Organisation tendieren, können hier spannende Rollen übernehmen. Praktische Erfahrungen sind für diese Branche von enormer Wichtigkeit. Man wird im Alltag des Projektgeschäftes mit einer Vielfalt an Themen konfrontiert, die »eingeordnet« werden müssen.

Kooperative Kundenorientierung
Robert Payer betont: »Der Kunde kann uns zu 100 Prozent vertrauen und bekommt von uns immer die volle Unterstützung. Wir leisten auch viel Vorarbeit und auch Vorinvestitionen, oft auch ohne einen Auftrag. Man kann seinen Preis nicht immer anpassen, weil man die Lohnerhöhungen mittragen muss. Die Personalkosten sind einfach der größte Posten im Unternehmen. Das zu kompensieren gelingt nur wenn man Ressourcen optimiert arbeitet. Wir sind am Markt schlagkräftig, weil wir klein sind, keine große Struktur haben und daher sind unsere Prozesse sehr flexibel und optimiert. Wir versuchen in allen Belangen kooperativ zu unseren Kunden zu sein. Kooperatives Verhalten nach innen und nach außen ist unser absolutes Credo.« Für den Kunden Projekte erfolgreich abzuschließen ist der Kernfokus und auch das, was dem Team Energie gibt. Natürlich wird auch die ständige Gefahr und Sorge durch die unstabile geopolitische Lage in eine neue Krise (Materialkrise, Transportkrise oder Energiekriese) zu schlittern von der Geschäftsführung gut beobachtet. Die Energie, die Vertrauenswürdigkeit, der absolute Kundenfokus und der Spirit des Unternehmens ist in dem kraftvollen Ausdruck des Unternehmers spürbar. Dies lässt gut verstehen, dass diese Energie aus hierarchischen Strukturen ausbrechen musste, um in agilen Unternehmenskontexten gut auf den Markt hinwirken zu können.

PH MFLOW GmbH
8043 Graz, Schmiedlstrasse 1
mflow.at

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Foto: Marija KanizajDr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

Fazit 204 (Juli 2024), Fazitserie »Erfolg braucht Führung« (Teil 71), Foto: Marija Kanizaj

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