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Sepp Oberdenglers Rundschau (5)

| 12. Juli 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 204, Oberdenglers Rundschau

Foto: Manfred Weis

August Schmölzer ist Sepp Oberdengler! Der Schauspieler und Schriftsteller lässt seine Radiofigur »Sepp Oberdengler« seit Beginn dieses Jahres auch im Fazit monatlich »Rundschau halten«.

Ihr Politiker, die ihr euch im Herbst zur Wahl stellt, habt’s Mut zu euch selbst!

Liebe Steirer und Innen! Sepp Oberdengler begrüßt sie zur monatlichen Fazit-Rundschau. Regen und Sonne, auf geht’s die Pilzlinge wox’n, und wenn sich der Hagel z’ruckhält, gibt’s genug Obst und Wein. Die Zeiten sind unruhig und die Wölt scheint aus den Fugen. Ca. 50 kriegerische Konflikte, Hungersnöte, Klimakatastrophen und anderes Entbehrliches zum Saufüttern und der liebe Gott … schaut zu.

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Ich bin nach der EU-Wahl in die erste Gemeinderatssitzung gegangen. Na servas, das war Brutalität. Zwei Blaue, zwei Rote, eine Grüne gegen 15 Schwarze plus schwarzen Bürgermeister haben sich dort beflegelt, aber wie. Als ehemaliger Vizebürgermeister hab ich mich in den Erdboden g’schamt und war gleichzeitig froh, nimmer dabei zu sein. Was do für Ausdrücke g’fall’n sind, mein lieber Scholli, da is der Basar in Dschibuti ein Nonnentreff dagegen.

Vernunft is, scheint’s, ein Fremdwort, geschweige denn konstruktive Zusammenarbeit. Jede Partei hat bei der EU-Wahl gewonnen … am meisten die Verlierer. Am liebsten wäre ich aufg’standen und hätt was g’sagt, aber das darf man als Zuhörer nicht. Ich bin ins Gasthaus gegangen und hab mir ein Achterl Schilcher bestellt. Dem schnellen ersten folgte ein langsameres zweites, denn dieses ganze Tohuwabohu kannst Du nicht mit einem hinunter spülen.

So sind wir nicht, hat unser Bundespräsident g’sagt. Doch wir sind noch viel schlimmer, wenn’s drauf ankommt … je besser es uns geht, desto hirn- und schamloser wird herum g’schrien, ohne wirklich zu wissen, was und warum. Gibt’s keine Vernunft mehr? Geht’s uns wirklich zu gut? Oder benehmen wir uns deshalb so, weil wir schon spüren, dass es nicht so weitergehen kann? Gibt’s deshalb so viel Kleingeist und Sturheit? Wir brauchen keine Ausländer*innen heißt es, viele wollen lieber in einer Festung leben. Wer wird dann die Drecksarbeit für uns machen? Wer pflegt für wenig Geld unsere alten Mitbürger und wischt ihnen den Hintern aus? Natürlich gibt es auch unter Zuwanderern, genauso wie unter uns, schwarze Schafe, aber ohne vernünftige Zuwanderung is Österreich in 20 Jahren a Altersheim.

Und grad läuft im Fernsehen eine Nachwahl-   diskussion. Dasselbe in Grün. Streit, Gehässigkeit, laut und ohne Genierer. Kaum Gutes, kaum Verbesserung, kaum ein »Gemeinsam schaffen wir das«. Dafür stehen noch wochenlang die verdreckten Wahlplakate am Straßenrand herum. Und grad wurde die verstorbene erste österreichische Bundeskanzlerin mit allen Ehren begraben. Frau Doktor Bierlein. Was für eine Frau, was für eine mutige Politikerin, was für ein Vorbild! Sie hat in einer Zeit, in der Österreich in Gefahr war, Verantwortung übernommen, ohne Wenn und Aber.

Sie hat mit ihrer Expertenregierung unser Land mit ruhigen Händen und klarem Verstand gelenkt, bis wieder gewählt werden konnte. Was für eine Leistung. Und der Herr Bundepräsident hat das Ganze besonnen dirigiert, während andere schamlos gelogen, populistisch herum g‘schrien, strafrechtlich relevante G’schäftl’n g’macht oder vorher schon high und besoffen auf irgendwelchen Inseln Diktator g’spielt haben. Das Verhalten mancher Politiker und wirtschaftlicher Verantwortungsträger tut mir weh, denn ich liebe unser Österreich. Ich würde alles dafür tun, dass Ruhe, Einheit in Verschiedenheit mit umsichtiger Vorausschau herrschen. Alte Kräfte und ihre Gefahren für die Demokratie werden wieder salonfähig. Ihr Politiker, die ihr euch im Herbst zur Wahl stellt, habt’s Mut zu euch selbst! Vergesst’s den Populismus! Keine Verstellung.

Glaubt’s mir, die Leut’ sind g’scheiter, als manche von euch denken. Bis zur nächsten Rundschau, herzlichst, Ihr Sepp Oberdengler

PS. Aufpassen! Der Teif’l schloft net!

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Sepp Oberdenglers Rundschau #5, Fazit 204 (Juli 2024), Foto: Manfred Weis

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