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Steirische Schatzschau

| 12. Juli 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 204, Kunst und Kultur

Foto: Neue Galerie

Die Neue Galerie in Graz zeigt ikonische (steirische) Kunst aus dem Bestand. Eine eindrucksvolle Sammlungsschau großer Namen und identitären Schaffens. Text von Ernst Brandl

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Eine »Show« der »Highlights« aus der Sammlung der Neuen Galerie verspricht der etwas flapsige Ankündigungstext auf der Webseite. Generation »Z« mag das ansprechen. Einen »Überblick über die herausragendsten Arbeiten« und »Bilanz über die jüngeren Erwerbungen des Museums« klingt da schon verlockender. Und treffend noch dazu: Denn der aktuellen Ausstellung in der Neuen Galerie Graz gebührt wirklich ein Superlativ.

Große Namen
Wer große und auch sehr große Namen für sein »Museumserlebnis« braucht: Hier sind sie. Schiele, Waldmüller, Amerling, Egner, Thöny, Klimt, Aduatz, Hollegha, Kogelnik, Rainer, Waldorf, Katz, Bresslern-Roth, West, Weibel, Kupelwieser, Lassnig, Warhol, Brandl, Motschnig, Wurm … Man kommt ins Staunen und Rätseln – welch großartige Schenkungen sich in den letzten Jahrzehnten in der Neuen Galerie angehäuft haben und welch Bilder man schon »ewig« nicht mehr in einer Ausstellung gesehen hat. Welch glücklicher Mitarbeiter konnte da jahrelang im Fundus des Museums exklusive Blicke auf ungezeigte Schätze wagen? Und, diese Ecke der Alpenrepublik kennt man doch – der Gauermann, war der nicht jahrelang am Grawe-Kalenderblatt im Haushalt der Eltern? Und erst Herbert Boeckls Erzberg-Tafelbild, war das nicht jahrelang im Büro des steirischen Landeshauptmanns Josef Krainer II. – gut sichtbar (und bewusst inszeniert) für Presseleute und Gäste gehängt? Ja wirklich, man glaubt es kaum – es spricht sich wirklich irdener von der »steirischen Breite«, wie es weiland Krainer II. auch gern tat, vor diesem ikonischen Brot- und Schicksalsberg-Portrait. Ein Meisterwerk – oder doch »nur« Heimatmalerei und Auftragswerk?

Große Kunst
Derart Bilder (im Kopf) begegnen dem Besucher am kurzweiligen Ausstellungsrundgang durch die weitläufigen Räumlichkeiten der Neuen Galerie im Universalmuseum Joanneum. Ein Dutzend Räume voller großer Kunst – es erfüllt einen fast mit Stolz, welch Schätze da der größte (steuergeldsubventionierte) Kulturtempel des Landes so sein Eigen nennt. Die gelungene Hängung der verschiedenen Genres und Techniken wird zur unterhaltsamen Erinnerungstour (auch mit kunsthistorischem Sinne) und die knappen, aber aufschlussreichen Begleittexte an den Wänden sind erfreulicherweise frei von der oft aufgesetzten zeitgenössischen kunstakademischen Textauratik.

Fazit fürs Fazit
Warum man diese eindrucksvolle Kunstschau der Neuen Galerie mit den Anglizismen »Show« und »Highlights« betiteln muss, bleibt schleierhaft. Schade, dass man diese »Highlights« der Sammlung nicht als das benennt, was diese rund 300 gezeigten Werke auch wirklich sind: ikonische Schätze der (steirischen) Kunst. Dennoch: Dem Chefkurator der Neuen Galerie ist es mit dieser Schau gelungen, eine hochinteressante Gegenüberstellung von »alter« und »neuer« originärer Kunst von beeindruckender Fülle und Qualität zu kombinieren. Die Neue Galerie setzt mit dieser Ausstellung eine absolute »Benchmark« (Maßstab) für eine schmerzlich vermisste »populäre« Präsentationspraxis. Der modernistisch-diverse Kulturbetrieb bedient gern das (vermeintlich elitäre) Nischenpublikum. Diese Ausstellung hat das Zeug für einen echten Publikumshit für »normale« Museumsbesucher und Touristen, die auch ein Stück (kulturelle) Identität und (steirische) Heimat kennenlernen wollen. Absolute Besuchsempfehlung und Gratulation an das Kuratorenteam des Hauses!

Show! Highlights aus der Sammlung
Kuratiert von Günther Holler-Schuster
Noch bis zum 18.8.2024 in der Neuen Galerie Graz im Joanneumsviertel
neuegalerie.at

Alles Kultur, Fazit 204 (Juli 2024), Foto: Neue Galerie

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