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Wieder im Tourfieber

| 14. August 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 205, Serie »Erfolg braucht Führung«

Carola Payer machte sich bei der heurigen Tour de France vor Ort Gedanken zu diesem Spektakel und die Faszination einer legendären Großveranstaltung.

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Nach den Olympischen Spielen und der Fußballweltmeisterschaft ist die »Tour de France« eines der größten Sportereignisse der Welt. Sie ist das prestigeträchtigste Radrennen mit einer über hundertjährigen Geschichte. Alljährlich bewältigen 22 Teams mit je acht Radprofis fast 3.500 Kilometer und über 50.000 Höhenmeter während der ersten drei Wochen im Juli. 176 Teilnehmer befahren die schönsten Straßen Frankreichs in 21 Tagen und 21 Etappen. Ihre Gründung war ein Zufall. Im Jahr 1903 hatte Henri Desgrange, Chefredakteur des Magazins »L´Auto«, in einer seiner Redaktionssitzungen eingebracht, dass die Auflage der Zeitung gesteigert werden müsse. Einer seiner jungen Journalisten, Géo Lefèvre, (vielleicht aus der damaligen Generation Z ;) brachte die Idee ein, doch eine Radrundfahrt durch ganz Frankreich zu gestalten. Desgrange, selbst Radrennfahrer und französischer Straßenmeister mit einem Stundenrekord auf der Bahn von 1893, gefiel die Vorstellung dieses Abenteuers und des mögliche Geschäftsmodells. Voilà, die Tour de France war geboren. Die gewünschte Auflagenerhöhung wurde auch bereits nach der ersten Tour erreicht.

Faszinationsmix der Tour
Die Faszination der Tour de France für die Zuseher beruht auf mehreren Faktoren. Die lange Tradition und die berühmten Sieger erhöhen den Reiz des Rennens. Sie ist eine der härtesten sportlichen Herausforderungen. Die Fahrer müssen über drei Wochen hinweg enorme körperliche Anstrengungen bewältigen, was die Zuschauer beeindruckt und anzieht. »Wieder dabei sein« heißt für viele Fans, schon mehrere Tage vor den spektakulärsten Bergetappe anzureisen, um am Anstieg einen Parkplatz für ihr Wohnmobil zu finden. Tagsüber werden landschaftlich reizvolle Strecken erkundet und die Bergpässe der Region erklommen. Dazwischen freundet man sich mit Nachbarn am Straßenrand an. Langjährige Freundschaften zwischen Dänen, Deutschen, Holländern, Amerikanern, Australiern etc. sind keine Seltenheit. Die Tour führt durch unterschiedliche Landschaften und bietet eine Mischung aus flachen Sprints, hügeligen Mittelgebirgsetappen und anspruchsvollen Bergetappen in den Alpen und Pyrenäen. Diese Vielfalt macht das Rennen spannend und abwechslungsreich.

Das Rennen ist oft von unerwarteten Wendungen, dramatischen Momenten und engen Entscheidungen geprägt. Schwierige Streckenabschnitte, Wetterbedingungen und taktische Manöver sorgen für Spannung und Unvorhersehbarkeit. Zuschauer genießen die spektakulären Kulissen, von den Feldern der Provence bis zu den hochalpinen Pässen. Viele Menschen verfolgen die Tour de France gemeinsam, sei es vor Ort am Streckenrand oder über die Medien. Diese Gemeinschaftserfahrung verstärkt das Erlebnis und macht es zu einem sozialen Ereignis. Die technologischen Entwicklungen im Radsport und die strategischen Überlegungen der Teams fügen eine zusätzliche Ebene der Faszination hinzu. Zuschauer, die sich für die Feinheiten des Sports interessieren, finden hier reichlich Diskussionsstoff. Die umfassende und oft emotionale Berichterstattung in den Medien, inklusive Live-Übertragungen, Hintergrundberichten und Expertenanalysen, verstärkt das Interesse und die Bindung der Zuschauer.

Markentreiber Tour de France
Die Tour de France zieht jedes Jahr Millionen von Zuschauern an, sowohl vor Ort entlang der Strecke als auch über Fernsehübertragungen und digitale Plattformen weltweit. Diese massive Reichweite bietet Sponsoren eine hervorragende Gelegenheit, ihre Marken einem großen und vielfältigen Publikum zu präsentieren. Rund ein bis zwei Stunden vor dem Fahrerfeld zieht eine Werbekarawane vorbei. Die »Karawane« besteht aus rund 180 Reklamefahrzeugen und hat sich als eigene Attraktion etabliert. Hostessen verteilen, ähnlich wie bei einem Karnevalsumzug auch, kleine Werbegeschenke an die Zuschauer in Form von Lebensmittel-Probierpackungen, Wasserflaschen, Taschen etc. Es gibt Zuschauer, die nur wegen dieser »Karawane« an die Strecke kommen. Der Kampf ums Werbematerial wird zum eigenen Wettbewerb. Die umfassende Berichterstattung in internationalen Medien (die Fernsehrechte wurden in über 190 Länder verkauft, rund 60 Sender berichten live stundenlang von den Etappen), die sich über mehrere Wochen erstreckt, bietet Sponsoren eine langanhaltende Sichtbarkeit. Die Tour de France ist mit positiven Werten wie Ausdauer, Teamarbeit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit verbunden. Sponsoren können diese Werte nutzen, um ihr eigenes Markenimage zu stärken und sich positiv in den Köpfen der Konsumenten zu verankern. Die Tour spricht eine breite Zielgruppe an, von Sportbegeisterten und Radsportfans bis hin zu Familien und Naturliebhabern. Das perfekt organisierte Großereignis erzeugt eine starke emotionale Bindung bei den Zuschauern, was am Streckenrand spürbar ist. Viele Sponsoren streben daher langfristige Partnerschaften mit der Tour de France an, um ihre Marken kontinuierlich zu stärken und Vertrauen aufzubauen. Ziel ist eine feste Assoziation der Marke mit dem Event.

Erfolgsgeschichten von Sponsoren
Es gibt mehrere bemerkenswerte Erfolgsgeschichten von Sponsoren, die durch ihr Engagement bei der Tour de France, wie der Gründer, deutlich ihr Image und Erfolge steigern konnten. »LCL« (Le Crédit Lyonnais) ist seit 1981 der Hauptsponsor des Gelben Trikots, das an den Gesamtführenden der Tour vergeben wird. Diese lange Partnerschaft hat LCL eine immense Sichtbarkeit verschafft und das Unternehmen fest mit dem prestigeträchtigsten Trikot des Rennens verbunden. Die Marke LCL hat stark von der positiven Assoziation mit dem Gelben Trikot profitiert, was zu einer gesteigerten Markenbekanntheit und einem positiven Image führte. Skoda ist seit 2004 offizieller Sponsor und Fahrzeugpartner der Tour de France. Die Marke nutzt die Veranstaltung, um ihre Fahrzeuge einem breiten Publikum zu präsentieren und innovative Marketingkampagnen zu starten. Die kontinuierliche Präsenz bei der Tour de France hat Skoda geholfen, die Markenbekanntheit in wichtigen Märkten zu erhöhen. »Le Coq Sportif« ist seit 2012 der offizielle Ausrüster der Tour de France und stellt die Trikots für die verschiedenen Wertungskategorien bereit. Durch die Verbindung mit der Tour konnte sich die Marke im Sportbekleidungsmarkt neu positionieren. Die Partnerschaft hat Le Coq Sportif geholfen, ein Comeback im Sportbekleidungssektor zu feiern und ihre Produkte weltweit bekannter zu machen.

»PMU« (Pari Mutuel Urbain), ein französischer Wettanbieter, war lange Zeit Sponsor des Grünen Trikots, das an den besten Sprinter der Tour vergeben wird. Diese Partnerschaft ermöglichte es PMU, sich stark mit dem populären Aspekt des Rennens zu verbinden. Die Verbindung mit der Tour de France hat PMU geholfen, ihre Marke zu stärken und ihre Bekanntheit insbesondere in Frankreich signifikant zu erhöhen. Dimension Data, ein IT-Dienstleistungsunternehmen, wurde offizieller Technologiepartner der Tour de France. Sie lieferten die Datenanalyse und die technischen Lösungen für das Rennen. Diese Partnerschaft hat Dimension Data geholfen, ihre Fähigkeiten in der Datenanalyse und im IT-Bereich einem globalen Publikum zu demonstrieren und ihre Marke als technologische Spitzenreiter zu positionieren.

Resümee
Ich persönlich verfolge heuer die Tour vom Etappenstartort Embrun aus. Genieße es, einzelne Etappenteile abzuradeln, am Streckenrand und im Startgelände Leute zu interviewen, was sie so fasziniert. Es kommen aber kaum rationale Gründe, egal ob begeisterter Rennradfahrer oder Sportler, Alte, Junge oder auch Kinder Die Tour de France ist zur eigenen großen Emotion geworden, die fasziniert.

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Foto: Marija KanizajDr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

Fazit 205 (August 2024), Fazitserie »Erfolg braucht Führung« (Teil 72), Foto: Marija Kanizaj

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