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Die große Komödie

| 10. Oktober 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 206, Kunst und Kultur

Foto: Peter Manninger

Wie man mit verschwindend wenig öffentlicher Förderung ein breitenwirksames Theaterprogramm mit ordentlicher Auslastung auf Topniveau präsentieren kann, beweist die »Komödie Graz«.

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Seit Oktober 2019 widmen sich Urs Harnik und Stefan Moser mit ihrem Herzblut einem Genre der Schauspielkunst, das den Zustand der Leichtigkeit und Glückseligkeit ernst nimmt. Das will in Zeiten einer mit staatlicher Unterstützung wohlfeil lebenden Theaterkunst mit überbordender politischer Korrektheit, Zeigefingern und moralischer Überhöhung eine Wohltat sein.

Spielplan 2024/2025
Am Spielplan, so die galante Eigenbeschreibung, stehen pointenreiche Theater- und Kleinkunstabende der guten Unterhaltung, die Kultur und Humor vereinen. Mit der Aufgabe, das Publikum aus dem tristen Alltag herauszuholen und Unterhaltung auf hohem Niveau zu bieten, legte man sich die Latte ziemlich hoch. Und wie das Programm für die kommende Saison verspricht, wird man wohl alles erfüllen. »Ein Programm, das Positives und Zuversicht wecken soll« wird versprochen und man wirbt berechtigt mit Top-Stars, die sich ein Stelldichein geben. In Krise und Unsicherheit braucht es positive Marken, »nicht im Sinne von Belustigung und Oberflächlichkeit«, sondern um Mut zu machen und fröhliche Zuversicht und positive Kräfte zu wecken, so Harnik und Moser. Der Erfolg spricht für sich und die Zahlen eine klare Sprache: Eine Auslastung von 92 Prozent in der vergangenen Saison und mehr als 25.000 verkaufte Karten sind für eine mittlere Bühne in Graz (im Vergleich zu anderen) Topwerte. Die Anzahl der BesucherInnen, die aus den angrenzenden Bundesländern, aus Wien sowie aus Deutschland anreisen, nimmt, so die Macher, spürbar zu. Nun denn, was gibt es denn so?

Kishon und Torberg
Was beziehungsweise wen dürfen wir in den nächsten Monaten erwarten? Natürlich neue Komödienproduktionen aus dem Haus wie zum Beispiel »Funny Money« von Ray Cooney und »Das Geheimnis der drei Tenöre«. Robert Persche und Elke Steffen-Kühnl zeichnen hier federführend verantwortlich. Produktionen, die an mehr als 50 Abenden am Spielplan stehen. Wegen des großen Erfolgs wird auch nochmal die Krimikomödie »Zwei wie Bonnie und Clyde« wieder ins Repertoire aufgenommen. Ebenso die Komödie »Trennung für Feiglinge«, die noch einmal zu sehen ist. Als Highlights der Spielzeit lassen wir wohl die Gastspiele der in New York lebenden Broadway-Legende Ute Lemper und die Burgtheater-Produktion von Mavie Hörbiger und Verena Altenberger zum Weltfrauentag und der Auftritt des ehemaligen Direktors der Wiener Volksoper, Robert Meyer – er spielt die besten Szenen von Karl Valentin – gelten. Burgschauspieler und »Jedermann« Michael Maertens und Daniel Keberle beleuchten anlässlich des 100. Geburtstages von Ephraim Kishon dessen heiteres Verhältnis zu Friedrich Torberg und auch Cornelius Obonya ehrt den 2005 Verstorbenen mit seinen besten Szenen und Texten.

Ordentliche Stardichte
Die große deutsche Schauspielerin Eva Mattes widmet sich – als Schauspielerin und Sängerin – den Kriegs-Tagebüchern von Astrid Lindgren aus den Jahren 1938 bis 1945. Nach Peter Simonischek, der im Februar 2023 den letzten Auftritt seines Lebens in der Komödie Graz hatte, beehren seine Söhne an zwei verschiedenen Abenden die Bühne: Max Simonischek kommt gemeinsam mit Reinhardt Winkler mit einem Abend anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka. Kaspar Simonischek hat mit Brigitte Karner ein neues literarisches Weihnachtsprogramm zusammengestellt. Manuel Rubey, Christoph Grissemann und Robert Stachel sind mit einer grandiosen Neuadaptierung der Komödie »Kunst« von Yasmina Reza zu erleben. Eine Uraufführung und erstmals in Österreich zu erleben, ist das neue Programm von Christian Kohlund und Ina Paule Klink, dem Ermittler-Duo des »Zürich-Krimi«. Dazu kommen Gastauftritte der Kabarett-Stars Robert Palfrader, Eva Maria Marold, Andreas Vitasek, Thomas Maurer, Gernot Haas, Stefan Haider, den Kernölamazonen, Joesi Prokopetz, Dieter Chmelar, Magda Leeb, Flo und Wisch, Dr. Bohl, Betty O., Elli Bauer, Bernhard Murg, Stefano Bernardin, Markus Hauptmann, Heinz Marecek, um nur ein paar zu nennen.

Herzblut für Kulturarbeit
Kulturarbeit wäre nichts ohne Herzblut, Engagement und Zielvorstellungen. Harnik und Moser formulieren das folgendermaßen mit eigenen Worten: »Wir haben es uns zum ehrgeizigen Ziel gesetzt, interessierten Jugendlichen und sozial benachteiligten Kulturfans schon bald auch Ermäßigungen geben zu können. Aber mit einer Förderung von nur 80 Cent pro Eintrittskarte durch das Land Steiermark ist das derzeit leider nicht möglich. Hier hoffen wir dringend auf mehr Unterstützung.« Und noch ein Ziel gibt es: »Endlich einen eigenen Konzert-Flügel auf der Bühne zu haben.« Die Komödie Graz bietet einen Programm-Mix mit hohem künstlerischen Unterhaltungsniveau, der in Graz einzigartig ist. Mögen die realistischen Wünsche der Betreiber Gehör finden.

Komödie Graz
8010 Graz, Polzergasse 13b
Gesamtes Programm und Karten unter:
komoedie-graz.at

Alles Kultur, Fazit 206 (Oktober 2024), Foto: Peter Manninger

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