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Für Leder aus Leidenschaft

| 14. November 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 207, Fazitbegegnung

Foto: Andreas Pankarter

Mein Besuch bei Fritz Parmetler findet in den Werkstatträumen seines Lederwarengeschäfts in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße 15a statt. Vor rund fünf Jahren hat er den Standort von der Vorbesitzerin übernommen und hier als die »Taschnerei« mit Schwerpunkt auf Reparaturen und Lederhandwerk etabliert.

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Während an der Straßenseite die Fassade mit Schaufenster und Eingang zunächst nur auf ein relativ bescheidenes Geschäftslokal hindeutet, zieht sich im hinteren Gebäudeteil zur Überraschung des Besuchers eine Flucht von Lagerräumen bis nach hinten in die Werkstatt. Hier sitzen die bis zu drei Mitarbeiterinnen an den altehrwürdigen, aber äußerst robusten Fabriknähmaschinen und anderen Lederbearbeitungsgeräten. Sie fertigen und personalisieren Utensilien aus Leder und reparieren Gepäckstücke, Taschen oder Rucksäcke. Um all die Reparaturen rasch erledigen zu können, verfügt die Taschnerei über ein umfangreiches Lager an Ersatzteilen sowohl für Produkte von namhaften Herstellern, als auch für No-Name-Produkte.

Neugierig richtet sich meine erste Frage nach seinem Familiennamen, der mir nur von einem Schulfreund geläufig ist, aber in unseren Breiten sonst eher selten anzutreffen ist. Fritz Parmetler erklärt mir, dass der Nachname weltweit nur in Argentinien häufiger vorkommt. Der Vorfahre aller Namensträger hierzulande ist laut Familienüberlieferung wohl schon einige Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aus Südamerika nach Österreich gekommen, die genaue Herkunft sei nicht ganz geklärt.

Doch rasch kommen wir beim Gespräch zum eigentlichen Thema: der Liebe und Leidenschaft für Leder, die ihn schon seit Jahrzehnten begleitet und bei der Fritz Parmetler ins Schwärmen kommt, insbesondere bei hochwertigen und langlebigen Produkten, die man auch guten Gewissens reparieren lassen kann. Er hat im Jahr 1998 auf Vorschlag eines Lieferanten mit einer Lederwarenagentur und dem Großhandel begonnen, konzentriert sich aber heute neben seinen Geschäftsstandorten auf die Vertretung von drei renommierten Handelsmarken in ganz Österreich und Slowenien. Der Begriff Lederwaren erklärt mir Parmetler ist ein fast »paradox« umfassender, denn er erstreckt sich von der einfachen Geldbörse bis hin zum voluminösen Reisegepäck.

Fragt man Inhaber Fritz Parmetler nach seiner Firmenphilosophie, antwortet er: »Mein Ziel war es von jeher, alle Bereiche abzudecken, also Lederwaren zu importieren, Verkaufsläden zu besitzen, und auf der anderen Seite wollte ich auch immer schon reparieren, weil das für mich einen geschlossenen Kreislauf ergibt. Wir können dem Kunden beim Verkauf in die Augen schauen und das können wir dann auch bei Reklamationen, das war mir immer sehr wichtig. Wir wollen mehr, als nur Produkte zu verkaufen. Als alteingesessener Handwerksbetrieb verbinden wir in unserem Betrieb Tradition mit Innovation.« Neben dem Verkauf und der Anfertigung von Taschen, bietet die Taschnerei ein umfangreiche Reparatur- und Änderungsservice für Taschen aus Leder, Kunststoff und Textilmaterialien an.

Das steht im Gegensatz zur schnellen Konsumgesellschaft, wo in Asien gefertigte Teile aus Kunststoff bereits nach kurzer Zeit im Sondermüll enden. Natürlich sind synthetische Stoffe heute nicht mehr restlos verzichtbar, finden sich im Sortiment der Taschnerei aber nur im dort angebotenen Reisegepäck und bestehen selbst da in der Regel aus recycelten Materialien. »Das Siegel Echt Leder kann als Qualitätsgarant nur bedingt dienen, denn auch hier können bis zu 40 Prozent Kunststoffe enthalten sein«, erklärt Parmetler. Vieles sei ihm erst, seit er die Reparaturwerkstatt betreibt, bewusst geworden, als er gesehen hat, welche minderwertigen Stücke von den Kunden hier abgegeben wurden.

Die Stütze seines Geschäftes sind drei gelernte und erfahrene Taschnerinnen, ein Lehrberuf, der leider immer seltener wird und dessen Ausgelernte heute oft in der Autoindustrie lukrative Beschäftigung finden. Zwei der Mitarbeiterinnen von Parmetler haben auch akademische Abschlüsse, aber wieder für sich zur befriedigenderen Handarbeit zurückgefunden. Die Frage, ob sich das Kundenbewusstsein nicht verändert habe, sieht Parmetler eher pessimistisch, denn vor allem die großen und »prestigeträchtigen« Labels, die jeder kennt, setzen auf intensives Marketing. Obwohl sich der Handel der oft mangelhaften Qualität bewusst ist, floriert der Verkauf damit, weil Reklamationen angesichts der Margen geschluckt werden, ärgert sich Parmetler über die zynische Einstellung der Händler. Andererseits seien auch die Kunden nicht einfacher geworden, und bräuchten neben fachlicher auch mitunter eine psychologische Betreuung scherzt Parmetler bitter, nicht umsonst arbeite bei ihm eine ehemalige Krankenschwester.

*

Fritz Parmetler wurde am 13. September 1968 in Wien geboren und zog mit der Familie in jungen Jahren nach Bad Gleichenberg. Nach Ausbildungen im technischen und kaufmännischen Bereich »stolperte« er 1998 in die Lederwarenbranche. Im Jahr 2002 wurde das eigene Unternehmen gegründet, das als Agentur für Importe dient. Daneben baute er seine Geschäfte in Bad Gleichenberg, Leibnitz und Graz auf und fungiert als Obmann in mehreren Vereinen der Kaufmannschaft.

Fazitbegegnung, Fazit 207 (November 2024) – Foto: Andreas Pankarter

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