Tandl macht Schluss (Fazit 208)
Johannes Tandl | 11. Dezember 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 208
Die Grünen versagen. Jetzt müssen Konservative das Klima schützen. Klimaschutz ist ein urkonservatives Anliegen. Denn »konservativ« kommt von »conservare«, was erhalten bzw. bewahren bedeutet. Also ist nachhaltiger Schutz unserer Umwelt vor unumkehrbarer negativer Veränderung ein selbstverständliches Anliegen jedes echten Konservativen. Klimaschutz ist aber alles andere als bequem. Daher ist es vielen konservativen Parteien in der Vergangenheit einfach gefallen, das Bohren dieses dicken Brettes den Grünen – also der ehemaligen Umweltschutzpartei zu überlassen
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Doch diese Grünen haben inzwischen sowohl in Österreich als auch in Deutschland bewiesen, dass sie mit ihrer ideologiebasierten Rechthaberei dem Anliegen des Klimaschutzes mehr schaden als nützen. Denn ihre Politik hat längst dazu geführt, dass Umweltthemen von den Wählerinnen zwar wahr- aber leider nicht mehr ernstgenommen werden. Der »Green Deal« wurde zwar unter einer konservativen EU-Kommissionspräsidentin aufgesetzt, kam aber nur mit massiven grünen Abänderungen durch das EU-Parlament. Die konservative EVP brauchte die Grünen damals nämlich noch zur Mehrheitsfindung. Und der Green Deal war auch mit Sicherheit gut gemeint. Inzwischen führt er aber immer mehr ehemalige europäische Weltmarktführer in die globale Bedeutungslosigkeit.
Die Grünen waren den Konservativen zwar gesellschaftspolitisch von Anfang an suspekt, mit ihrer aktionistischen Zuspitzung trafen sie jedoch den Nerv der damals jungen Babyboomer. Nicht nur die Eliten, auch die breite Bevölkerungsmehrheit erachtete es als dringend notwendig, etwa das Problem der immer dünner werdenden Ozonschicht zu lösen. Daher mussten sowohl die konservativen als auch die sozialdemokratische Regierungen – andere gab es da in Westeuropa ja nicht – dafür sorgen, dass fluorkohlenwasserstoffhaltige Treibgase und Kühlmittel (die sogenannten »FCKWs«) verboten werden.
Die Ökobewegung bildete damals tatsächlich jene Avantgarde, die das saturierte politische System aufbrechen konnte. Doch 40 Jahre später gelten auch die Grünen als saturiert. Ihre Politik wird von immer mehr Jungen als bedrohlich, selbstgerecht und realitätsfern empfunden – 40 Jahre, in denen die Grünen von einer hippen Umweltbewegung zur klassischen Linkspartei mutierten. Und so sehen die Wähler in der Grünpartei immer öfter einen totalitären Vorkämpfer für woken Antikapitalismus und für Leitungsfeindlichkeit.
Die Grünen haben den ideologischen Konnex zwischen Umweltschutz und größtmöglicher individueller Freiheit und Sicherheit verloren. Stattdessen scheinen sie den Klimawandel als hervorragenden Vorwand für die Einführung eines weltweiten, supranationalen Sozialismus zu begreifen.
Gerade in ländlichen Regionen empfinden immer mehr Bürgerinnen und Bürger die Ideen der Grünen als Bedrohung. Bestärkt werden sie darin durch die gelebte grüne Regierungswirklichkeit, die ihnen etwa das Auto als materiellen Ausdruck ihrer persönlichen Freiheit verteuert und sogar wegnehmen will. So wird etwa Leonore Gewessler längst nicht mehr als pragmatische Umweltpolitikerin wahrgenommen, die die Politik als die Kunst des Machbaren versteht und zu Kompromissen bereit ist. Die grüne Partei müsste eigentlich selbst erkennen, dass ihrer Regierungspolitik dazu geführt hat, dass Klimaschutz immer öfter als Schreckgespenst für den persönlichen Wohlstand wahrgenommen wird, anstatt als Hoffnung für die Menschheit.
Demokratie ist das Ringen um vernünftige Kompromisse. Dem Klima hilft man am wirkungsvollsten, wenn man versucht einen möglichst breiten globalen Konsens zu bewirken. Stattdessen werden die Weltklimakonferenzen von Teilnehmern bespielt, die sie als Abgrenzungsinstrument zu wirtschafts- und gesellschaftspolitisch Andersdenkenden nutzen. Trotzdem wäre es völlig falsch, in der Klimapolitik ein Konzept von linken Politikern zu orten, die nur ihre eigene Agenda pushen wollen. Die Aufgabe einer technologieorientierten offenen Wissensgesellschaft ist es, an Lösungen zu erarbeiten, die den Klimawandel tatsächlich merkbar verlangsamt oder sogar stoppt und gleichzeitig den Wohlstand mehrt. Das geht selbstverständlich nicht mit einer Klimapolitik, die Europa in die wirtschaftliche und damit politische Bedeutungslosigkeit führt.
Tandl macht Schluss! Fazit 208 (Dezember 2024)
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